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FORSCHUNG/756: Neues Zuhause für Meeresforscher - Wattenmeerstation Sylt weiht zwei Gästehäuser ein (idw)


Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung - 18.08.2011

Neues Zuhause für Meeresforscher: Wattenmeerstation Sylt weiht zwei Gästehäuser ein


Am 23. August weiht Prof. Dr. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, in List zwei grundsanierte Gästehäuser der Wattenmeerstation Sylt ein.

Das Gästehaus in der Hafenstraße bietet bis zu 16 Gastforschern Unterkunft. Maximal 22 Kursteilnehmer können zukünftig im ehemaligen Gebäude der Marineversorgungsschule in List übernachten. Die Gesamtkosten von gut zwei Millionen Euro stammen teilweise aus Mitteln des Konjunkturpakets II der Bundesregierung. Die Küstenforscher der Wattenmeerstation freuen sich auf nationale und internationale Gäste, denn gute Zusammenarbeit bringt immer auch neue Impulse.

Umfangreiche Abrissmaßnahmen läuteten im September 2010 die Baumaßnahmen in der Hafenstraße in List auf Sylt ein: Das Gebäude wurde fast vollständig entkernt und innen neu gestaltet. Eine tragende Stahlkonstruktion bildet jetzt das Gerüst für acht kleine Wohneinheiten für je zwei Wissenschaftler, die auf einer Gesamtfläche von etwa 600 Quadratmetern entstanden sind. Die ebenfalls grunderneuerte Haustechnik entspricht jetzt modernsten Standards. Nach insgesamt zehn Monaten Bauzeit können nun die ersten Wissenschaftler einziehen.

Beim ehemaligen Gebäude der Marineversorgungsschule in List stand besonders die energetische Sanierung mit Finanzmitteln aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung im Vordergrund. Neue dreifach verglaste Fenster, eine Kerndämmung des Mauerwerks sowie neue Dämmungen von Obergeschoss und Keller sorgen zukünftig für geringe Wärmeverluste. 22 Teilnehmer von wissenschaftlichen Kursen, Fortbildungsveranstaltungen und Workshops der Wattenmeerstation Sylt finden in den neu aufgeteilten Räumen auf 700 Quadratmetern Wohnfläche sommers wie winters komfortable moderne Unterkünfte. Zusätzlich wurden in dem Gebäude zwei kleine Wohnungen für Gastforscher geschaffen. Nach knapp einjähriger Bauzeit dienen das ehemalige Kasernengebäude und das Haus in der Hafenstraße von nun an Studenten, Doktoranden, Gastforschern und Projektpartnern aus dem In- und Ausland als Unterkunft während ihrer Forschungsarbeit in der Wattenmeerstation Sylt.

Schwerpunktmäßig untersuchen die Forscher der Wattenmeerstation, wie der globale Wandel die Küstenökosysteme verändert. Im Fokus stehen dabei die Auswirkungen von Temperaturerhöhung, Anstieg des Meeresspiegels, Ozeanversauerung und Veränderung der Artenvielfalt durch einwandernde Arten. "Um solide Trendvorhersagen zu starten, wie das Ökosystem reagiert, bedarf es noch großer Forschungsanstrengungen", berichtet Dr. Ragnhild Asmus, Leiterin der Sektion Ökologie der Küsten an der Wattenmeerstation Sylt des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Eingebunden in ein weltweites Netz von Stationen sammeln Sylter Forscher bereits seit 1924 viele Umweltdaten aus dem Wattenmeer und verfügen damit über eines der am weitesten zurückreichenden Datenarchive europa- wenn nicht weltweit.

Während sich die Forschung früher auf die Gewässer um Sylt beschränkte, arbeiten die Wissenschaftler mittlerweile in verschiedenen Küstengebieten. Sie vergleichen die Reaktion auf den Wandel der Ökosysteme verschiedener Klimazonen von arktischen bis zu den tropischen Küsten, den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Doch auch vor unserer Haustür gibt es deutliche Anzeichen für dramatische Veränderungen. Zuwandernde und eingeschleppte Arten treten in schneller Folge auf, die das Ökosystem des Wattenmeeres verändern werden. Aus der Analyse des reichen Datenmaterials über Fauna und Flora konnte ein Nahrungsnetzmodell entwickelt werden, das zukünftig die Errechnung verschiedenster Szenarien ermöglicht und Antwort beispielsweise auf folgende Fragen liefern soll: Wird die eingeschleppte Pazifische Auster die Filterkapazität des Wattes erhöhen? Was bewirkt die starke Zunahme des Japanischen Beerentangs und der neu aufgetretenen Alge Gracilaria? Was bedeuten Quallen für unser Nahrungsnetz? Aktuell wird außerdem untersucht, wie sich die Fischfauna im Wattenmeer verändert. Seit einigen Jahren beobachten die Forscher, dass Wärme liebende Fischarten im Sommer aus südlichen Gewässern zuwandern. Wie sie das Nahrungsnetz des Wattenmeeres verändern, ist eine der Fragen, an denen das Team der Wattenmeerstation Sylt derzeit arbeitet: direkt vor Ort im einzigartigen Wattenmeer, das 2009 zum Weltnaturerbe erklärt wurde.


Beteiligte an den Bauvorhaben:
Gästehaus Hafenstraße: Projektleitung: Bauabteilung des Alfred-Wegener-Instituts, Bauleitung vor Ort: Architekt Claus Clausen (Sylt) Ehemalige Marineversorgungsschule: Projektleitung GMSH (Gebäudemanagement Schleswig-Holstein) mit dem Geschäftsbereich Bundesbau, Kiel. Die Bauleitung vor Ort: Architekturbüro Reichardt & Bahnsen (Husum).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 17 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.


Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/image149068
Außenansicht der ehemaligen Marineversorgungsschule in List auf Sylt, die jetzt zu einem Gästehaus der Wattenmeerstation Sylt des Alfred- Wegener-Instituts umgebaut wurde.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news437049

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution188


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung,
Dipl.-Ing. Margarete Pauls, 18.08.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2011