Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

FORSCHUNG/839: Wissenschaftler beobachten Veränderungen in der Färbung des Nachthimmels (idw)


Freie Universität Berlin - 02.08.2012

Wissenschaftler beobachten Veränderungen in der Färbung des Nachthimmels



Die Färbung des Nachthimmels wird sich nach einer Prognose von Wissenschaftlern vom Institut für Weltraumwissenschaften der Freien Universität Berlin und vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei drastisch verändern. Bei einem Wechsel zu LED-Straßenbeleuchtung wird nach Meinung der Forscher blaues Licht verstärkt die Färbung des Nachthimmels beeinflussen. Mit einem eigens entwickelten Messgerät für Veränderungen in der Himmelsfarbe stellten die Forscher fest, dass sich der Nachthimmel über Berlin bei Bewölkung derzeit rötlich färbt. Ihre Studie trägt daher den Titel "Rot ist das neue Schwarz". Sie erscheint in einer Publikation der Royal Astronomical Society.

Christopher Kyba, Physiker an der Freien Universität und Hauptautor der Studie, erläutert, dass Innovationen in der Beleuchtungstechnik unterschiedliche Farbspektren der Lampen mit sich bringen werden. "Der derzeitige weltweite Trend, Gasentladungsröhren durch LED-Lampen zu ersetzen, wird die Helligkeit und das Lichtspektrum des Nachthimmels erneut verändern." Um mögliche Auswirkungen auf Ökosysteme nachzuvollziehen, sei es nötig, den Nachthimmel langfristig zu beobachten.

Die Wissenschaftler untersuchten dazu mittels eigens angefertigter Messgeräte, wie Wolken die Helligkeit des Nachthimmels beeinflussen. "In annähernd jeder Epoche der Erdgeschichte haben Wolken den Tag- und Nachthimmel verdunkelt", sagt Franz Hölker, Ökologe am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei sowie Leiter des Interdisziplinären Forschungsverbunds "Verlust der Nacht". In Regionen mit starker Beleuchtung ist nachts jedoch das Gegenteil der Fall; so ist in Berlin das blaue Licht eines bewölkten Nachthimmels siebenmal heller als in unbewölkten Nächten, das rote Licht achtzehnmal.

Foto: © Christopher Kyba, Berlin, Deutschland Foto: © Ray Stinson, Glacier National Park, USA

links: Nachtfoto von Berlin
Foto: © Christopher Kyba, Berlin, Deutschland
rechts: Nachtfoto des Glacier National Park
Foto: © Ray Stinson, Glacier National Park, USA

Für viele Tiere sind bewölkte Nächte in Ballungsgebieten heute tausendmal heller, als sie es bis vor wenigen Jahrzehnten waren. Den Autoren der Studie zufolge könnte das zusätzliche Licht Räuber-Beute-Beziehungen beeinflussen, wie zum Beispiel zwischen Eulen und Mäusen.

An unbewölkten Tagen streut die Atmosphäre besonders das kurzwellige blaue Licht. Deswegen geben die Wissenschaftler zu bedenken, dass weiße LED-Leuchten ohne gesonderte Vorkehrungen bei Design und Einbau den Himmel in unbewölkten Nächten stark erhellen können. Sie weisen darauf hin, dass Städte, die sich für einen Wechsel zu LED-Beleuchtung entschieden haben, Leuchten anschaffen sollten, die ein nicht aufwärts gerichtetes, warmweißes Licht mit möglichst geringem Strahlungsanteil im blauen Spektralbereich abgeben.

Im Internet

- Website des Interdisziplinären Forschungsverbandes
Lichtverschmutzung:

www.verlustdernacht.de

- Website von Christopher Kyba:

http://userpage.fu-berlin.de/~kyba

- http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-
2966.2012.21559.x/full (Artikel)

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news490804
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution9

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Freie Universität Berlin, Carsten Wette, 02.08.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2012