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FORSCHUNG/849: Chemie trifft Biologie - Umweltchemiker und Ökotoxikologen tagen in Leipzig (UFZ)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressemitteilung, 10. September 2012

Chemie trifft Biologie - Umweltchemiker und Ökotoxikologen tagen gemeinsam in Leipzig

von Renate Hoer/Tilo Arnhold



Leipzig. Rund 300 Vertreter aus Forschung, Behörden und Industrie werden bis Donnerstag in Leipzig über die Auswirkungen von Chemikalien auf Umwelt und Mensch diskutieren. Dort treffen sich zwei Fachgesellschaften, die Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und der deutschsprachige Teils der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC GLB) vom 10. bis 13. September 2012 zu ihrer gemeinsamen Jahrestagung. Die Veranstaltung wird am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) durchgeführt.

Markant für die Tagung ist, dass sie sowohl Chemiker und Biologen als auch Theorie und Praxis zusammenführt. "Der Austausch zwischen den Wissenschaftlern aus der Forschung einerseits und denen aus Behörden und der Industrie andererseits ist uns sehr wichtig, um Fortschritte erreichen zu können", erklärt Prof. Thorsten Reemtsma vom UFZ, der die Tagung mit organisiert hat. "Denn naturwissenschaftliche Erkenntnisse sind die Basis für die gesetzlichen Auflagen und damit für den Schutz von Gesundheit und Umwelt vor den Folgen von Chemikalien."

Am ersten Veranstaltungstag finden zwei Workshops statt, zum einen über Alternativen für Tierversuche, zum anderen über ökotoxikologische Untersuchungen von Nanomaterialien. Beide Themenfelder, "Alternativmethoden" und "Nanomaterialien - Analytik, Vorkommen und Wirkungen", gehören zu den Topics der Leipziger Tagung, die offiziell am 11. September von Vertretern der SETAC GLB, der GDCh-Fachgruppe und des UFZ eröffnet wird. Weitere Topics sind u.a. die urbane Luftverschmutzung, Arzneimittel in der Umwelt, Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln. Ebenfalls werden Infochemikalien betrachtet, also bioaktive Naturstoffe, die als Signalstoffe eine wichtige Rolle in Ökosystemen spielen.

Am Mittwoch wird erstmals der Paul-Crutzen-Preis vergeben. Er wurde nach dem in Mainz wirkenden niederländischen Wissenschaftler benannt, der 1995 für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Atmosphärenchemie den Nobelpreis für Chemie erhalten hatte und als Pionier der Erforschung des Ozonlochs gilt. Der Preis ist hervorgegangen aus dem Fachgruppen- Preis der GDCh-Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie und ist ein Publikationspreis für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Umweltchemie und Ökotoxikologie. Der aus Japan stammende Dr. Manabu Shiraiwa erhält ihn für seine Veröffentlichung "The role of long-lived reactive oxygen intermediates in the reaction of ozone with aerosol particles", die 2011 in Nature Chemistry publiziert wurde. Shiraiwa hat in seinen Arbeiten wichtige Erkenntnisse über die Wechselwirkungen von Ozon und anderen Gasen mit Aerosolpartikeln in der Atmosphäre gewonnen. Die von ihm aufgeklärten chemischen Mechanismen sind von großer Bedeutung, um die Eigenschaften atmosphärischer Aerosole und reaktiver Spezies zu verstehen, die das globale Klima und die Gesundheit beeinflussen.

Ebenfalls am Mittwoch vergibt die SETAC-GLB zwei Nachwuchspreise. Markus Brinkmann von der RWTH Aachen wird für seine Arbeit "Aufnahme und Effekte von partikelgebundenen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) von dotierten Sedimentsuspensionen in Regenbogenforellen" in der Kategorie "Beste Diplom- oder Masterarbeit" geehrt. Er konnte bei Untersuchungen zur Schadstoffbelastung in Flüssen zeigen, dass ein kinetisches Verständnis der Prozesse bei der Bewertung von Hochwasserszenarien unerlässlich und ein integrierender Biomarker nötig ist, um die Situation im Freiland adäquat abbilden zu können. Dr. Mirco Bundschuh von Universität Koblenz-Landau wird für die beste Doktorarbeit geehrt. Seine Arbeit "Ozonierung von Abwasser - Eine ökotoxikologische Bewertung" zeigte, dass die Behandlung von Abwässern mit Ozon die Ökotoxizität vermindert und damit schädliche Auswirkungen von Abwassereinleitungen auf Lebewesen in Gewässern verringert. Daher könnte diese Technologie helfen, die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie einzuhalten.

Renate Hoer/ Tilo Arnhold

http://www.ufz.de/index.php?de=30820

Weitere fachliche Informationen:
Prof. Thorsten Reemtsma
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ),
Department Analytische Chemie
Telefon: 0341-235-1261
http://www.ufz.de/index.php?de=21231
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Gemeinsame Jahrestagung von SETAC-GLB und der Fachgruppe "Umweltchemie und Ökotoxikologie" der GDCh:
"Erkennen, Untersuchen, Modellieren - Vom Nutzen des Verstehens"
10. - 13. September 2012 in Leipzig
http://www.ufz.de/umwelt2012

UFZ-Kernthema "Chemikalien in der Umwelt / Gesundheit":
http://www.ufz.de/index.php?de=30503

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de

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Quelle:
UFZ-Pressemitteilung 2012/39, 10.09.2012
Herausgeber:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tilo Arnhold
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2012