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FORSCHUNG/890: Die Gewohnheiten der Wildschweine in und um Rostock (idw)


Universität Rostock - 18.02.2013

Wildschwein-Forschungsprojekt der Universität Rostock stößt in Deutschland auf großes Interesse



Die Universität Rostock erkundet im Auftrag der Hansestadt Rostock und dem Schweriner Landwirtschaftsministerium in und um Rostock die Gewohnheiten der Wildschweine. Vor allem mit dem Ziel, sie künftig von Parks, Straßen, Gärten und Feldern fernzuhalten. Vier Monate nach Projektbeginn sind bereits 20 Schwarzkittel in die Falle getappt.

"Wir sind gut gestartet", konstatiert Dr. Hinrich Zoller. Er ist Biologe und kennt sich auch als Waidmann mit den Gepflogenheiten der Wildschweine bestens aus. In Rostock-Gehlsdorf, Markgrafenheide, sowie in der Gartenanlage am Verbindungsweg konnten er und ein kleines Team die ersten Wildschweine mit Mais in die Fallen locken. In erster Linie sind es die ausgewachsenen Bachen, die die Forscher kurz betäuben und dann mit Sendern ausstatten. Diese Arbeit ist nicht ganz ungefährlich, vor allem, wenn die Tiere unerwartet schnell aus der Narkose erwachen. " Nur ausgewachsene Bachen erhalten einen Sender, der an einem Halsband befestigt und den betäubten Schweinen übergestülpt wird. Frischlinge werden nicht betäubt und bekommen kleine Peilsender am Ohr, wenn sie groß genug sind. "Wir können ihre Gewohnheiten auf diese Weise gut erforschen, ihre Wege, die sie zurücklegen", sagt Dr. Zoller. Keiler eignen sich dagegen nicht für Halsbandsender. Sie verändern ihr Körpergewicht in der Paarungszeit gravierend und würden das Halsband verlieren.

Am Ende des dreijährigen Projektes sollen Maßnahmen stehen, die das Vordringen der Schwarzkittel in die Stadt stoppen. Das ist das ehrgeizige Ziel. "Wir gehören in Deutschland mit zu den ersten, die sich so intensiv mit Wildschweinen im urbanen Bereich beschäftigen. Von den Ergebnissen können dann auch andere Kommunen profitieren", sagt der Biologe, der auch eine Zusammenarbeit mit anderen Universitäten im In- und Ausland anstrebt.

"Die Resonanz, die wir erfahren, ist riesig", sagt Dr. Zoller. Beispielsweise bat eine Gemeinde aus der Nähe von Berlin um Hilfe, aus Baden Baden kamen Anfragen, was zu tun sei, wenn die Schwarzkittel die Stadt bevölkern. Selbst die FDP-Fraktion aus Hamburg-Wandsbek hat sich an Dr. Zoller gewandt und um Hilfe gegen die Wildschweinplage gebeten. Alle möchten das Know how des Rostocker Forschungsprojektes übernehmen. "Wir sind durchaus interessiert, unsere Forschung auch auf andere Städte auszuweiten", sagt Dr. Zoller.

Wildschweine haben eine gute Nase - und sind äußerst pfiffig. "Viele Bereiche der Stadt bieten die notwendigen Voraussetzungen für die Tiere", sagt Dr. Zoller. Sehr zum Ärger von Gartenbesitzern in den Rostocker Stadtteilen Markgrafenheide und Hohe Düne, Toitenwinkel und Dierkow. Auch die Mitarbeiter des Rostocker Amtes für Stadtgrün plagen sich immer wieder mit durchwühlten Parks und Wiesen herum: Im Jahr 2011 haben die Wildschweine allein auf ihren Flächen Schäden in Höhe von etwa 100.000 Euro angerichtet. Dem will die Universität Rostock jetzt begegnen und zunächst herausfinden, wie viele Wildschweine überhaupt in und um Rostock leben. Mit den Rostocker Förstern hat Dr. Zoller vier Fallen aufgestellt an Orten, an denen die Wildschweine regelmäßig ihre Spuren hinterlassen. Auf diese Fallen sind Kameras gerichtet, die mit einem Bildschirm in Zollers Auto verbunden sind. Hat der Mais in der Falle ein oder mehrere Borstentiere angelockt, kann Zoller per Fernsteuerung die Falle schließen, um dann die wilden Borstentiere zu markieren und mit einem Peilsender zu versehen. Fünf Hals- und 40 Ohrpeilsender stehen ihm für das Projekt zur Verfügung. Sobald die ersten Sender angebracht sind, schickt er Studenten mit einem Empfänger auf die Pirsch, um die Spuren der Wildschweine aufzuzeichnen.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news519593
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 18.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2013