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FORSCHUNG/902: iDiv-Auftakt skizziert Zukunftsaufgaben der Biodiversitätsforschung (idw)


Universität Leipzig, Susann Huster, 19.04.2013

iDiv-Auftakt skizziert die Zukunftsaufgaben der Biodiversitätsforschung



Von mikroskopisch kleinen genetischen Codes unzähliger Spezies bis hin zu deren Zusammenspiel in den Ökosystemen unserer großen Erde: Biodiversität ist weit mehr als die Vielfalt (Diversität) von Arten. Zum iDiv-Auftakt-Symposium "Integrative Biodiversitätsforschung - eine junge Disziplin unter Zeitdruck" rückten am Freitag (19.4.2013) internationale Spitzenwissenschaftler auch die biologische Diversität von Genen, Eigenschaften, Funktionen und Ökosystemen in den Fokus.

Sie steckten den Rahmen der integrativen Biodiversitätsforschung ab und skizzierten ihre Zukunftsaufgaben. In dem morgendlichen Festakt zur feierlichen Eröffnung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena Leipzig sprach dessen Direktor Prof. Dr. Christian Wirth, Professor für Spezielle Botanik und funktionelle Biodiversität an der Universität Leipzig, von einem "erschreckenden Ausmaß" menschlicher Ignoranz in Bezug auf die rapide schwindende Artenvielfalt. "In den nächsten 200 Jahren könnten wir die Hälfte unserer Arten verlieren." Deshalb wolle iDiv diese berechtigten Sorgen in die Gesellschaft tragen. Die Festrede zum offiziellen iDiv-Start hielt Prof. Dr. Klaus Töpfer, Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) in Potsdam.

Mit Blick auf den dringend notwendigen Erhalt der Artenvielfalt appellierte Töpfer an die Wissenschaftler des iDiv: "Bringen Sie alle dazu, dass sie die Breite der Bevölkerung mit einbinden!" Nachhaltigkeit bedeute, die mittel- und langfristigen Konsequenzen menschlichen Handelns zu bedenken. Der Mensch müsse seien Möglichkeiten der Natur anpassen. "Es gibt Grenzen", mahnte Töpfer, der iDiv großen Erfolg und gute Ergebnisse wünschte.

Das siebente nationale Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) verfolgt - mit einem Konsortium aus rund 75 exzellenten Wissenschaftlern von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen der mitteldeutschen Region sowie aus ganz Deutschland - das Ziel, die biologische Vielfalt in all ihren Erscheinungsformen und auf allen Skalen zu analysieren. Verschiedenste Forschungsaktivitäten zur Biodiversität werden dazu gebündelt.

DFG-Präsident Prof. Dr. Peter Strohschneider bezeichnete iDiv in seinem Statement als Zentrum, das strukturell und inhaltlich einzigartig in Deutschland ist. Die DFG-Gutachter hätte vor allem das wissenschaftliche Konzept von iDiv überzeugt. Die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst (SMWK), Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, betonte, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung sei wegen seiner Thematik, seiner wissenschaftlichen Herangehensweise und seiner Konstruktion "etwas ganz Besonderes". "iDiv ist Vielfalt pur", sagte sie. Länderübergreifend würden die Kompetenzen dreier Universitäten und von acht renommierten außeruniversitären Forschungseinrichtungen gebündelt. Über 200 Mitarbeiter finden ihr zufolge im Endausbau bei iDiv einen Arbeitsplatz. Die DFG habe mit ihrer Entscheidung für iDiv ein Zeichen gesetzt, dass Spitzenforschung nicht nur in Monopolen und den Hauptstädten stattfinde.

Die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate Schücking hatte zuvor von einem "großartigen Tag" für ihre Universität gesprochen. Ihr Amtskollege von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Klaus Dicke, prägte den Begriff des "ganz besonderen iDiv-Spirits", dessen Einmaligkeit gehegt und gepflegt werden müsse.

Die integrative Biodiversitätsforschung begründet einen neuen interdisziplinären Wissenschaftszweig, der Natur-, Lebens- und Sozialwissenschaften sowie Informatik miteinander verbindet. Das Biodiversitätsforschungszentrum iDiv wird auf international sichtbarem Niveau das erste weltweit sein, das sich der Wissenschaft in seiner ganzen fachlichen Breite widmet. Im Mittelpunkt von fünf Forschungsfeldern (Biodiversitätstheorie, Interaktionsökologie, Evolution und Adaption, Biodiversitätsschutz und Biodiversitätssynthese) stehen vier Leitfragen: Wie viel Biodiversität beherbergt unser Planet? Wie entsteht und erhält sie sich im Laufe der Evolution? Welche Konsequenzen hat sie für das Funktionieren von Ökosystemen? Wie können wir sie effektiver schützen? Hintergrund:

Das Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat seinen Sitz in Leipzig und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit dem 1.10.2012 für bis zu zwölf Jahre mit jährlich sieben Millionen Euro unterstützt. iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig im Sinne des § 92 Abs. 1 SächsHSFG und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ. Alle vier Einrichtungen haben die Biodiversitätswissenschaften in ihren Strategiekonzepten verankert. Sprecheruniversität und administrativer Sitz des Zentrums ist die Universität Leipzig.

Mit iDiv soll in Mitteldeutschland eine Drehscheibe der internationalen Biodiversitätsforschung entstehen. Die exzellente Expertise der drei Universitäten wird durch acht außeruniversitäre Einrichtungen gestützt und bereichert: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), das Max-Planck-Institut für Biogeochemie (MPI BGC), das Max-Planck-Institut für chemische Ökologie (MPI CE), das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie (MPI EVA), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), das Leibniz-Institut Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG), und das Leibniz-Institut DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig.

Um eine vielschichtige Wissenschaftskommunikation zum Thema Biodiversitätsforschung zu fördern, unterstützt die Klaus Tschira Stiftung den Aufbau einer Kommunikationsabteilung für das iDiv.

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news529480
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Susann Huster, 19.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. April 2013