Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) - 18.06.2013
Studie: Wie geht Hochwasserschutz und Kulturlandschaftsgestaltung zusammen?
Flüsse und ihre Ufer gehören zu den bevorzugten Siedlungsräumen und prägenden Elementen unserer Kulturlandschaft. Flussregionen unterliegen einem stetigen Wandel, sie werden laufend an die wechselnden Bedürfnisse der Menschen angepasst und umgestaltet. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) ging 2009 der Frage nach, wie Zielvorstellungen der regionalen Kulturlandschaftsgestaltung und des vorbeugenden Hochwasserschutzes bzw. der Niedrigwasservorsorge in Flusslandschaften unter Einbeziehung der Folgen des Klimawandels verzahnt werden können.
Wie kann die strategische Entwicklung von Flusslandschaften dazu beitragen, Anforderungen des vorbeugenden Hochwasserschutzes und der Niedrigwasservorsorge mit einer regionalen Kulturlandschaftsgestaltung zu verknüpfen? Grundlagen für die nachfolgenden Empfehlungen sind die MORO-Studie mit den Literatur- und Institutionenanalysen und den regionalen Fallstudien sowie der MORO-Expertenworkshop "Flusslandschaften - Hochwasserschutz, Niedrigwasservorsorge und regionale Kulturlandschaftsgestaltung". Der MORO-Expertenworkshop fand am 26. Februar 2009 in Berlin statt. Die geladenen Expertinnen und Experten aus Bundesministerien, Bundes- und Landesbehörden, Hochschulen und Verbänden diskutierten die Forschungsergebnisse von "Fluss-Kult". Am Runden Tisch "Next Practice" wurde erörtert, wie künftige Modellprojekte zur Entwicklung von Flusslandschaften gestaltet werden sollen.
Flusslandschaftsgestaltung ist eine Gemeinschaftsaufgabe
Die Entwicklung von Flusslandschaften ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die verschiedene fachplanerische Handlungslogiken mit gestalterischen und identitätsbasierten Projekten verknüpft. Flusslandschaftsgestaltung hat nicht in Konkurrenz zur Bewirtschaftung von Flussgebietseinheiten zu treten, sondern diese zu ergänzen und so dem vorbeugenden Hochwasserschutz bzw. der Niedrigwasservorsorge zu mehr Durchsetzungskraft zu verhelfen. Flusslandschaften sind als Schwerpunkträume regionaler Klimaanpassungsstrategien aufzufassen und zu entwickeln. Aufgrund der Prognoseunsicherheiten müssen planerische Festlegungen sowie entsprechende Maßnahmen des vorbeugenden Hochwasserschutzes und der Niedrigwasservorsorge Anpassungsmöglichkeiten beinhalten. Informelle Ansätze regionaler Kulturlandschaftsgestaltung können ein Ansatz für die Erprobung flexibler Maßnahmen sein.
Rolle regionaler Akteure
Den Akteuren auf regionaler Ebene, die projektorientiert die Entwicklung der Flusslandschaften betreiben, kommt eine Schlüsselrolle zu. Für diese heterogene Zielgruppe gelten folgende Empfehlungen:
Rolle der Raumordnung
Die Raumordnung besitzt bezogen auf die hier betrachteten Handlungsfelder Gestaltungsmöglichkeiten, die noch selten genutzt werden. Die sich ergänzenden formellen und informellen Instrumente sowie die sektorübergreifende Perspektive der gesamträumlichen Planung können eine integrierte regionale Flusslandschaftsgestaltung fördern. Es ergeben sich folgende Aufgaben zur Integration von Kulturlandschaftsgestaltung und vorbeugendem Hochwasserschutz:
Zur Berücksichtigung der Niedrigwasservorsorge und zum Umgang mit dem Klimawandel in Flusslandschaften kann die Raumordnung folgende Beiträge liefern:
Rolle der Wasserwirtschaft
Der Wasserwirtschaft obliegt die primäre Zuständigkeit für die Umsetzung von Hochwasserschutz und Niedrigwasservorsorge. Aufgrund der Raumwirksamkeit von Hoch- und Niedrigwasservorsorge bestehen für die Wasserwirtschaft aber erhöhte Kooperationsanforderungen, welchen mit dem Ansatz der Kulturlandschaftsgestaltung entsprochen werden kann:
Zur Berücksichtigung der Niedrigwasservorsorge und zum Umgang mit dem Klimawandel in Flusslandschaften kann die Wasserwirtschaft in diesem Zusammenhang folgende Beiträge liefern:
Modellprojekte in Flusslandschaften
In zukünftigen Modellprojekten sind innovative Wege zum Umgang mit den Herausforderungen der Hoch- und Niedrigwasservorsorge in Flusslandschaften zu erproben. Insbesondere sind die Potenziale der Flusslandschaft für die integrierte Regionalentwicklung und für Klimaanpassungsstrategien aufzugreifen und neue Ideen zu generieren. Folgende Inhalte für Modellprojekte sind von besonderer Relevanz in Flusslandschaften:
Die Bundesressorts verfolgen jeweils eigene Schutz- und Entwicklungsziele für die Flusslandschaften. Deren Gemeinsamkeiten sind verstärkt für eine integrierte Flusslandschaftsgestaltung herauszuarbeiten. Sektor-übergreifende Ansätze sind für den Umgang mit komplexen Anforderungen an Flusslandschaften essenziell. Beispiele sind der Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels, die Erhaltung der Biodiversität, die Funktion der Flüsse als Verkehrsträger sowie die kulturelle Bedeutung von Flusslandschaften. Kooperationsmodelle sind zu erproben. Neue gemeinsame Politik- und Förderansätze für die Flusslandschaftsgestaltung sind zu entwickeln, z.B. die Konzipierung und Durchführung ressortübergreifender "Modellvorhaben zur Flusslandschaftsgestaltung".
Der Bund verfügt über Möglichkeiten, Bewusstsein für die Qualitäten und Potenziale von Flusslandschaften zu wecken. Dabei sind zum einen die kulturelle Bedeutung von Flusslandschaften zu verdeutlichen, zum anderen auch die zunehmenden funktionellen Anforderungen wie die Hoch- und Niedrigwasservorsorge und die Umsetzung von Klimaanpassungsstrategien zu vermitteln. Ergänzend sind Potenziale einer Verzahnung von regionaler Kulturlandschaftsgestaltung mit der Hoch- und Niedrigwasservorsorge zu kommunizieren, damit bei Entscheidungsträgern auf unterschiedlichen Ebenen die Bedeutung einer integrierten Perspektive erkannt wird. Die Studie wurde in den Jahren 2008 und 2009 von Ludger Gailing und Frank Sondershaus am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung durchgeführt, der vollständige Studientext ist im Internet abrufbar (siehe unten).
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bbsr.bund.de/cln_032/nn_23558/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BMVBS/MORO/6/moro6.html
Download-Möglichkeit der ungekürzten Studie
Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news539141
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1729
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS),
Jan Zwilling, 18.06.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2013