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FORSCHUNG/968: Ressourcen der Städte besser nutzen - Nährstoffverwertung durch neue Sanitärsysteme (aid)


aid-Newsletter Nr. 40 vom 2. Oktober 2013

Ressourcen der Städte besser nutzen

Nährstoffverwertung durch neuartige Sanitärsysteme



(aid) - Urbane Landwirtschaft ist nicht nur eine schöne Spielerei, sondern tatsächlich ein wichtiger Baustein in der Nahrungsversorgung der Zukunft. Das machte Dr. Ute Arnold von der Universität Bonn auf der Konferenz "Essbare Stadt Andernach" deutlich. Die wichtigsten Ressourcen der Landwirtschaft werden immer knapper, sagte sie. Dazu gehören Land, Energie und Phosphor. So werde im Jahr 2050 nach Berechnungen der Vereinten Nationen weltweit nur noch halb so viel Ackerfläche zur Verfügung stehen wie im Jahr 1970.

Urbane Landwirtschaft bietet ein großes Potenzial für Städte, die eigenen Ressourcen besser zu nutzen, meint Arnold. Das gilt sowohl für die Nutzung der städtischen Flächen, die Verwertung von (organischen) Abfällen für Kompost, die Regenwasser- und Abwassernutzung aber auch für Potenziale durch Bürgerbeteiligung.

In einem Forschungsprojekt hat die Universität Bonn beispielsweise untersucht, welche Möglichkeiten es gibt, Nährstoffe für die landwirtschaftliche Produktion aus Haushaltsabwässern wiederzugewinnen.

"Die meisten Nährstoffe scheidet der Mensch im Urin aus", sagte Arnold (etwa 90% des verzehrten Stickstoffs und 50% des Phosphors). Im Mittelpunkt des Verbundprojektes "Saniresch", stand daher die Frage, wie sich der Wasserverbrauch für Toiletten verringern und das sogenannte Gelbwasser umweltverträglich nutzen lässt. Dafür wurde in einem Bürogebäude mit hohem Publikumsverkehr anstelle eines herkömmlichen Abwassersystems ein neuartiges Sanitärsystem, kurz NASS etabliert. Es ermöglicht die Trennung von Grauwasser, Braunwasser und Urin. Um das Phosphor aus dem Urin zu gewinnen, nutzt man eine MAP-Fällung (die kristalline Verbindung Magnesiumammoniumphosphat, häufig auch Struvit genannt). So lassen sich 98 Prozent des Phosphors aus dem Urin rückgewinnen. In Feldversuchen der Universität Bonn konnte nachgewiesen werden, dass die Produkte aus Urin - gelagertes Gelbwasser und MAP - hygienisch unbedenklich sind, eine gute Düngerwirkung haben und in ihrer Wirkung auf Pflanzen konkurrenzfähig sind gegenüber konventionellen mineralischen Düngern.

Bürger stehen der Idee einer getrennten Sammlung von Feststoffen und Urin aufgeschlossen gegenüber. In einer Verbraucherbefragung gab es überwiegend positive Resonanz für die Verwertung solcher Düngemittel in der Landwirtschaft.

Gesa Maschkowski, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.saniresch.de

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Quelle:
aid-Newsletter 40 vom 2.10.2013
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
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Internet: www.aid.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2013