Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

FORSCHUNG/988: Biodiversität - Warum uralte Traditionen unsere Zukunft retten können (idw)


Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung - 03.12.2013

Zurück in die Zukunft - warum uralte Traditionen unsere Zukunft retten können



Vom 9.-14. Dezember beschließt die Vollversammlung des neu gegründeten Weltbiodiversitätsrates IPBES in Antalya u.a. seinen Arbeitsplan zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bis 2018. Eine wichtige Frage wird dabei auch sein, welche Wissenskulturen in die Politikberatungsberichte aufgenommen werden. Denn oft sind es uralte Wissensschätze indigener Gemeinschaften, die neue Wege zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen aufzeigen. Doch aus westlichem Verständnis fehlt hier oft die wissenschaftliche Qualitätskontrolle. Wie der Spagat zwischen den Wissenskulturen in IPBES gelingt, ohne die Relevanz für Entscheidungsträger zu verlieren, erzählen Biodiversitätsexperten im NeFo-Interview.

Eine alte Bananensorte aus dem Oman als möglicher Retter unserer Supermarktbanane. Eine traditionelle Düngemethode aus dem Niger als landwirtschaftliche Empfehlung der FAO für die gesamte Sahelzone. Jahrhundertealte Artenkenntnisse zur Bekämpfung der Wilderei in Thailand. Um solche Dinge geht es in der Frage nach indigenem Wissen. Den Wert dieses Wissens hat auch der Weltbiodiversitätsrat IPBES erkannt. Als zwischenstaatliches Gremium weiß er, dass er nur dann kompetent und erfolgreich Regierungen und andere Entscheidungsträger im Bereich der Biodiversität und Ökosystemfunktionen beraten kann, wenn er auch andere Formen von Wissen in seinen Arbeitsprozess einbindet. Die neu geschaffene Institution will daher über die Grenzen des bisher als relevant erachteten klassischen Wissens hinausgehen und damit nicht nur Erkenntnisse berücksichtigen, die durch alle Prüfverfahren der klassisch-westlich geprägten Wissenschaft als gut befunden wurden. Doch sind solche Informationen nach einer einzelnen Bananensorte oder Düngemethode nicht viel zu lokal und kleinteilig für einen globalen Rat zur Rettung allen Lebens auf der Erde?

"Keineswegs!", so Dr. Axel Paulsch vom Institut für Biodiversität und Mitglied der deutschen IPBES-Delegation. "Denn letztendlich hängt die Ernährung der Menschheit, auch in Europa, nur von einigen wenigen Hochertragssorten von Reis, Mais, Weizen und Kartoffeln ab - hochgezüchtet und empfindlich gegenüber Schädlingen und schwankenden Anbaubedingungen. Wir setzen damit alles auf eine Karte." Um im Falle von Totalausfällen, beispielsweise durch Krankheiten, Alternativen zu haben, ist das Wissen über alte Sorten, deren Verbreitungsgebiet und Wachstumsbedingungen enorm wichtig. Dieses kann uns oft nur die Bevölkerung liefern. Und das ist nur ein Beispiel, wo dieser Wissensschatz relevant ist. Die Einbindung der lokalen Bevölkerung dient aber auch ganz bewusst der Akzeptanz von IPBES. Denn die Handlungsempfehlungen müssen am Ende von jedem einzelnen Menschen umgesetzt werden.

Wie letztendlich IPBES diesen Spagat zwischen den Wissenswelten schaffen könnte - zwischen lokal und global, indigenen Kenntnissen und westlich geprägter Wissenschaft - verhandeln die IPBES-Mitgliedsstaaten vom 09. bis 14. Dezember in Antalya, Türkei, auf ihrer zweiten großen Vollversammlung. Wir haben Experten aus der Biodiversitätsforschung befragt, wie dies tatsächlich aussehen könnte und was hierbei die größten Hürden sind.

Lesen Sie den gesamten Artikel von Verena Müller unter
http://www.biodiversity.de/index.php/de/fuer-presse-medien/top-themen-biodiversitaet

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news564641
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution1521

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung, Verena Müller, 03.12.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2013