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FORSCHUNG/992: Neue Wege in der Landschaftsbeobachtung (idw)


Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL - 12.12.2013

Neue Wege in der Landschaftsbeobachtung



Bewohnerinnen und Bewohner der ländlichen Gebiete der Schweiz nehmen die Landschaft ihrer Wohngemeinde als schöner und authentischer wahr als Menschen in Agglomerationen. Dies ist eines der Ergebnisse aus dem Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz des Bundesamts für Umwelt BAFU. Dabei wird mittels Indikatoren die Veränderung der Landschaft und deren Wahrnehmung durch die Bevölkerung beobachtet. Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL hat die Entwicklung dieser innovativen Landschaftsbeobachtung wissenschaftlich begleitet.

Welche Qualitäten hat die Schweizer Landschaft? Wie bewerten die Menschen den Zustand der Landschaft? Solche Fragen behandelt das 2008 vom Bundesamt für Umwelt BAFU lancierte Programm Landschaftsbeobachtung Schweiz (LABES). Dieses erfasst mit Hilfe von 34 Indikatoren den Zustand und die Veränderung der Landschaft. Neu ist, dass einige Indikatoren auch zeigen, wie die in der Landschaft lebenden Menschen ihre Umgebung wahrnehmen.

Der am 12. Dezember 2013 publizierte zweite Zwischenbericht zu LABES (siehe Kasten) veröffentlicht die Ergebnisse von 12 neuen Indikatoren. Er integriert unter anderem eine repräsentative Befragung, welche die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL landesweit durchgeführt hat. Die Menschen wurden bezogen auf ihre Wohngemeinde beispielsweise gefragt, wie sie die Schönheit der Landschaft wahrnehmen, die landschaftliche Besonderheit und Faszination beurteilen und die Landschaftsqualität in der direkten Wohnumgebung einschätzen.

Landschaftsqualität in ländlichen Gebieten als am besten beurteilt

Die Landschaft in der Wohngemeinde wird im Durchschnitt für die ganze Schweiz als eher schön, einzigartig und faszinierend beurteilt. Die Ergebnisse zeigen dabei aber deutliche Unterschiede: Die Beurteilung durch die Befragten fällt in ländlichen Gebieten deutlich positiver aus als in dicht besiedelten Gebieten. Auffällig ist, dass die Landschaftsqualität der Kernstädte im Urteil ihrer Bevölkerung positiver beurteilt wird als im städtischen Umland. Letzteres wird am wenigsten positiv beurteilt. Hier scheint der rasche Landschaftswandel der letzten Jahrzehnte im Urteil der Bevölkerung seine Spuren zu hinterlassen.

Die neuesten Ergebnisse aus LABES zeigen zudem, dass die Lichtemissionen in der Schweiz weiterhin zunehmen, zwischen 1994 und 2009 um 70 Prozent. Die Flächen mit Nachtdunkelheit nehmen ab, im Mittelland und Jura gibt es keine Gebiete mehr, in denen es nachts ganz dunkel wird.

Neu ist auch der Indikator "Anlagefreie Gebiete": Nur noch in einem Viertel der Landesfläche bestehen keine künstlichen Landschaftselemente wie Häuser und Anlagen. Solche Gebiete liegen grösstenteils im Alpenraum; im Jura sind es nur noch rund 2 Prozent und im Mittelland weniger als 0,5 Prozent der Gesamtfläche.

Erstmals liegen auch Zahlen zur Zugänglichkeit der Gewässer vor. Je nach Region schwanken die Anteile der frei zugänglichen Uferzonen, ihr Anteil beträgt jedoch überall über 80 Prozent. Im Mittelland sind über 30 Prozent der frei zugänglichen Flussufer innerhalb von 20 Metern mit einem Wanderweg erreichbar.

Pionierarbeit in der Landschaftsbeobachtung

Die Landschaft hat eine zentrale Bedeutung für die Wohn- und Lebensqualität von Siedlungen und die Attraktivität von Erholungsräumen und Tourismusdestinationen. Deshalb braucht es eine Landschaftsbeobachtung, die sowohl die Veränderungen der Landschaft beschreibt als auch deren Wahrnehmung durch die Bevölkerung. So wird man in Zukunft nicht nur die Frage beantworten können, wie sich die Landschaft verändert, sondern auch ob die Wahrnehmung dieser Veränderungen konstant ist oder einem Wertewandel unterliegt. Beide Erkenntnisse werden mithelfen, die Landschaftsqualität in der Schweiz zu erhalten und zu verbessern. Das BAFU wird deshalb die Landschaftsbeobachtung in seine regelmässige Berichterstattung über den Zustand der Umwelt integrieren. Damit verfügt die Schweiz über ein europaweit einzigartiges Werkzeug in der Landschaftsbeobachtung.

Landschaftsbeobachtung Schweiz LABES
Erste Resultate von LABES wurden im Zustandsbericht 2010 publiziert. Dieser thematisierte hauptsächlich die physischen Aspekte der Landschaft. Mit dem jetzt publizierten zweiten Zustandsbericht beschreitet das Programm LABES Neuland, indem es die Landschaftsberichterstattung um diejenigen Aspekte erweitert, die sich auf die Landschaftswahrnehmung beziehen. Für diesen Innovationsschritt mussten neue Indikatoren entwickelt und Daten erhoben werden. Unter anderem wurde eine schriftliche Umfrage durchgeführt, welche 8700 Haushalte in der ganzen Schweiz erreichte, von denen 2814 antworteten.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.wsl.ch/medien/news/labes_2013/index_DE - Medienmitteilung mit Links
http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01744/index.html?lang=de - Bericht Landschaftsbeobachtung Schweiz

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news566260
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution799

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL,
Reinhard Lässig, 12.12.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2013