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GARTEN/197: Aktiv werden - Torffrei gärtnern (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 2/2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Aktiv werden
Torffrei gärtnern

von Heidrun Heidecke


Wem der Schutz der Moore am Herzen liegt, der sollte auf torfhaltige Erden verzichten. Seit Jahren engagieren sich der BUND und viele seiner Gruppen dafür, mit öffentlicher Aufklärung und politischer Einflussnahme den Verbrauch von Torf zu reduzieren.

Jedes Jahr verschlingt der deutsche Gartenbau acht Millionen Kubikmeter Torf. Ein Fünftel davon verbrauchen HobbygärtnerInnen, meist in Form von Gartenerde. Ein anderes Konsumverhalten könnte also erheblich zum Schutz der Moore beitragen. Im Frühjahr 2010 sorgte eine Anfrage des BUND bei Baumärkten und dem Industrieverband Garten für Aufregung: Wer hatte torffreie Produkte im Angebot? Das Ergebnis war ernüchternd. Der BUND beschloss, eine offensive Kampagne gegen den Torf im Hobbygartenbau zu starten. Unter dem Motto »Torf tötet« machte der BUND online mobil, um auf die Moorzerstörung durch torfhaltige Blumenerde hinzuweisen. Neben dem Einsatz von E-Mail-Newslettern, Twitter und Facebook wurden diverse Blogs, Portale, Magazine und andere Internetseiten aufgefordert, die Aktion zu unterstützen. Dank großer Resonanz gelang es die Problematik auch außerhalb des BUND bekannt zu machen.


Noch Entwicklungsland

Der BUND präsentierte das Thema Moorschutz und torffreie Erden auch auf Landesgartenschauen und vielen lokalen Veranstaltungen. Eine Broschüre über torffreies Gärtnern konnte zehntausend Mal verteilt werden. Unsere Aktivitäten führten zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Herstellern der Erden und ihrem Lobbyverband, dem Industrieverband Garten.

Nach einem Jahr intensiver Arbeit gibt es erste kleine Erfolge. Hatten zu Saisonbeginn 2010 nur fünf Baumarktketten torffreie Erden im Angebot, so sind es inzwischen doppelt so viele. Eine erste Handelskette denkt darüber nach, torffreie Topfpflanzen anzubieten.

Trotzdem ist Deutschland noch Entwicklungsland, was torffreies Gärtnern betrifft. So gibt es in Österreich seit drei Jahren eine torffreie Gartenschau. Und in Großbritannien sind die Königlichen Botanischen Gärten in Kew bei London seit 1992 torffrei, dazu unterstützen prominente Gärtner Kampagnen gegen Torf im Garten. Auch liegt in britischen Gartencentern der Anteil torffreier Produkte bei 30 bis 55 Prozent, ein Vielfaches von dem in Deutschland.


Wird torffreie Erde abgelehnt?

Im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz wird der BUND - und das Gemüsesortenprojekt »Rheinland (+) Pfalz« - mit Gästen der Buga 5 000 junge Tomatenpflanzen setzen: in kompostierbare Töpfchen mit torffreier Erde. Auch unterstützen wir eine Initiative der Lokalen Agendagruppe in Gießen für die erste torffreie hessische Landesgartenschau 2014.

Gleichzeitig untersuchen Studenten der Fachhochschule Eberswalde in Kooperation mit dem BUND die Akzeptanz torffreier Erde. Ist es wahr, was die Hersteller von Gartenerde und ihr Industrieverband behaupten? Lehnen die VerbraucherInnen torffreie Erde wirklich ab? Der BUND geht davon aus, dass es lediglich an offensiver Aufklärung fehlt. Befragungen sollen dies nun klären und dem BUND weitere Argumente für ein Angebot torffreier Erde liefern.


Nicht mehr zeitgemäß

Ein weiterer Erfolg ist, dass der Einsatz von Torf nun auch im Fernsehen mehrfach thematisiert wurde. Markus Phlippen, Gartenexperte und Moderator des ARD-Ratgebers Heim + Garten, bekennt sich zum torffreien Gärtnern: »Der hohe Torfverbrauch durch die Hobbygärtnerei ist nicht mehr zeitgemäß und ökologisch vertretbar. Inzwischen gibt es torffreie Erden, mit denen sich ebenso gute Ergebnisse erzielen lassen. Ich rate allen Hobbygärtnern, torffreie Erde auszuprobieren. Das schont die Moore und ist ein Beitrag zum Klimaschutz!«


Mehr zur BUND-Torfkampagne

Folgendes Infomaterial können Sie unter www.bund.net/torf herunterladen:
• Gartentipps für Blütenpracht auch ohne Torf
• Einkaufsführer zu Anbietern torffreier Gartenerde
• Unser Faltblatt »Torffrei gärtnern«

Das Faltblatt gibt's auch gedruckt (und gratis) beim Infoservice, Tel. (0 30) 2 75 86-4 69, info@bund.net


Anmerkung der SB-Redaktion:
Die Artikel des BUNDmagazins 2/2011 zum Titelthema Moor sind im Schattenblick zu finden unter
www.schattenblick.de → Infopool → Umwelt → Lebensräume →
MOOR/029: Moore - einst und heute (BUNDmagazin)
MOOR/030: Moore schützen (BUNDmagazin)
MOOR/031: BUND-Forderungen zum Moorschutz (BUNDmagazin)
www.schattenblick.de → Infopool → Umwelt → Artenschutz →
INSEKTEN/191: Moorlibellen - Verlierer und Gewinner (BUNDmagazin)


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Quelle:
BUNDmagazin 2/2011, S, 23
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
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Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. September 2011