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GARTEN/227: Wieso färbt sich das Laub? (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 26. Oktober 2012

Herbstliche Farbenpracht

Wieso färbt sich das Laub? / Blätter sind "Chemielabore" / Einlagerung wertvoller Nährstoffe



(Bremen, den 26.10.12) Herbstzeit ist Laubzeit. Einige sehen im Blätterregen eine Belastung - Gartenbesitzer holen Harken und Laubsauger aus dem Schuppen, Autofahrer müssen jetzt besonders achtsam auf glitschigen Landstraßen sein. Der NABU weist dagegen auf die wunderschöne Farbenpracht hin, mit der sich die Natur von der Vegetationsperiode verabschiedet.
Schon bevor der Frost die Stoffkreisläufe in den Blättern stoppt, beginnt in ihnen der Abbauprozeß als Vorbereitung auf den Winter. Die abnehmenden Tageslängen steuern diesen Prozeß. "Die Blätter sind kurz vor der Winterruhe noch höchst aktive Chemielabore", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann.
Die grünen Chlorophylle, eine Art "Sonnenkollektor" der Pflanzenzellen, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Beim Abbau müssen die Pflanzen vorsichtig zu Werke gehen, denn Chlorophylle sind reaktive Verbindungen, die andere Zellbestandteile angreifen können. "Vor allem auf das im Boden rare Magnesium und den reichlichen Stickstoff im Blattgrün zielt das herbstliche Recycling", so Hofmann. Wenn das Chlorophyll abgebaut ist, kommen die Carotinoide zum Vorschein, die vorher von der schieren Masse des Blattgrüns überdeckt wurden. Gleichzeitig bauen die Bäume Anthocyane auf, vermutlich als UV-Schutz für den Abbauprozess. "Anthocyane kennt man auch als Farbstoff E 163 in Lebensmitteln", weiß Hofmann zu berichten. Sie färben die Blätter so prächtig herbstlich, wie es Dichter, Maler und Fotografen immer wieder versucht haben einzufangen.
"Carotinoide machen die Blätter gelb, rote bis violette Farbtöne entstehen durch Anthocyane, und braune Tönungen durch wasserlösliche Farbstoffe, die erst nach dem Absterben der Blätter auftreten", führt der gelernte Förster aus. Die Abbauprodukte werden von den Bäumen wiederverwertet. In Rinde, Holz oder Wurzeln zwischengelagert, dienen sie im nächsten Frühjahr als Treibstoff bei der Bildung neuer Blätter. "Die Indianer im Nordosten Amerikas hatten eine wunderschöne Erklärung für die Farbenpracht im Herbst. Nach einer Sage stellt jeden Herbst der 'Himmlische Jäger' der 'Großen Bärin' nach. Wenn er sie schließlich nach langer Jagd erlegt hat, tropft das Blut des Bären feuerrot auf die Erde und färbt die Bäume", erzählt Sönke Hofmann.
Zwischen dem Zweig und der Basis des Blattstiels wird im Herbst eine Trennschicht aus Kork gebildet. Beim nächsten Windstoß trudelt das Blatt zu Boden und ernährt abertausende winzige Mikroorganismen. Sie zerlegen die Blätter wieder in die ursprünglichen Mineralstoffe, aus denen der Baum sie mit Hilfe der Sonnenenergie vor einem Jahr gebaut hat: ein perfekter Kreislauf.
Für die Natur sei der Laubfall deshalb sehr wichtig. Auch dient die Laubschicht als Puffer vor den Einwirkungen durch das Klima. "Unter dem Laub ist der Boden vor Austrocknung weitgehend geschützt, Hagel- und Regenschlag können die empfindliche Humusdecke nicht zerstören und auch die zerstörerische UV-Strahlung der Sonne wird durch die alten Blätter gebremst", so Hofmann.
Das Laub schützt aber nicht nur den Lebensraum Boden. Der NABU rät, Laub liegen zu lassen und nicht aus dem "Ökosystem Garten" zu entfernen. "Das Herbstlaub zu Haufen zusammenzukehren und es mit einigen Zweigen gegen den Wind abzudecken ist sinnvoll. Dadurch gibt man Igel, Schmetterlingen und andere Gartenbewohnern eine Chance und einen Lebensraum", betont der NABU.

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Quelle:
Pressemitteilung, 26.10.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
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Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Oktober 2012