Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

KATASTROPHEN/082: Interdisziplinäre Ansätze der Katastrophenvorsorge (UFZ)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) - 30. Oktober 2014

Gemeinsame Pressemitteilung von DKKV, UFZ und DWD in Kooperation mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)

Interdisziplinäre Ansätze der Katastrophenvorsorge

14. Forum Katastrophenvorsorge des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge findet in der kommenden Woche in Leipzig statt.



Bonn, 30. Oktober 2014 "Katastrophenvorsorge erfordert die Zusammenarbeit unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit den Akteuren aus der Praxis. Das Forum Katastrophenvorsorge des DKKV bietet dazu einen idealen Rahmen für Experten aus Wissenschaft und den Hilfsorganisationen", so fasst Gerold Reichenbach, MdB und Vorsitzender des DKKV, die Intention der Veranstaltungsreihe des DKKV zusammen.

So arbeitet zum Beispiel der Gastgeber des Forums, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) aus Leipzig, an Lösungen, die über die Grenzen des technischen Schutzes hinausgehen und sowohl Gesellschaft als auch Natur mit einbeziehen. "Leider wurde nach dem Hochwasser von 2002 erneut vor allem auf technische Maßnahmen wie erhöhte Deiche gesetzt, während sich bei anderen Vorsorgemaßnahmen wie Hochwasserinformation und Versicherung weitaus weniger getan hat. Wir sollten daraus lernen, um neue Lösungen angesichts eines sich ändernden Klimas und geänderter gesellschaftlicher Bedingungen zu finden", so beschreibt der Leipziger Umweltökonom Prof. Reimund Schwarze vom UFZ die Bedeutung der fachübergreifenden Zusammenarbeit. Auf dem Forum werden daher auch aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt, wie mehr Partizipation, also Beteiligung und Vernetzung von Akteuren, zu mehr Resilienz, das heißt zur Widerstandsfähigkeit von Gesellschaften, führen kann.

Für den Deutschen Wetterdienst (DWD), langjähriges Mitglied des DKKV und in diesem Jahr Mitveranstalter des Forums, hat das Thema Kommunikation eine herausgehobene Bedeutung: "Erfolgreiches Krisenmanagement erfordert dialogorientierte Kommunikation mit den betroffenen Bürgern. Die Menschen vor Ort müssen umfassend informiert und von Anfang an aktiv in die Katastrophenvorsorge und -bewältigung eingebunden werden. Das ist eine kommunikative Bringschuld der zuständigen politischen Ebenen und Behörden. Die Kommunikation hat sich dabei an den Zielgruppen auszurichten. So setzt der Deutsche Wetterdienst zum Beispiel auf eine aktive Einbindung sozialer Medien bei Unwettergefahren - um heute Millionen Nutzer direkt anzusprechen und künftig auch von deren lokalem Wissen zu profitieren. Ich freue mich, dass dieses wichtige Thema beim Forum Katastrophenvorsorge 2014 auf der Tagesordnung steht", so Prof. Dr. Gerhard Adrian, Präsident des DWD.

Die Nutzung von moderner Kommunikationstechnologie, um die Beteiligung, Vernetzung und Kommunikation von unterschiedlichen Akteuren zu ermöglichen, ist zum Beispiel Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes zur Erdbebenfrühwarnung, an dem sich die DKKV-Mitglieder Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und GeoForschungs Zentrum (GFZ) beteiligen. Neue Aspekte und Herausforderungen für die Erdbebenfrühwarnung ergeben sich aus der Verfügbarkeit und Nutzung der sozialen Medien, aber auch der Beschleunigungsmesser und GPS-Sensoren in vielen Laptops und Smart Phones. Forschungsarbeiten zielen auf die Nutzung der sich über Twitter, Facebook, etc. schnell verbreitenden Information, um ein Lagebild zu gewinnen, betroffene Regionen und das Schadensausmaß zu erkennen. "Die Nutzung von sozialen Medien liefert uns kurzfristig wichtige Informationen, um bei Erdbeben schnell das Schadensausmaß abschätzen zu können", beschreibt Prof. Friedemann Wenzel vom KIT den Forschungsansatz.

Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unterstreicht, wie wichtig ein koordiniertes und umfassendes Risikomanagement für die Katastrophenvorsorge ist. "Das Risikomanagement muss aber auch die Bevölkerung direkt mit einbeziehen. Unsere Erfahrung zeigt, dass sich viele Menschen gerade in urbanen Räumen der latenten Gefahren für Sachwerte, Gesundheit und Leben nicht bewusst sind.", sagt Dr. Bernhard Gause, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV und Vorstandsmitglied des DKKV.

Das Programm des Forums liefert auch in diesem Jahr wieder einen umfassenden Blick auf aktuelle Forschungsergebnisse und bietet die Gelegenheit des interdisziplinären Austauschs zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Das Forum findet vom 4. bis 5. November 2014 im Kubus des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, Permoserstraße 15, 04318 Leipzig statt.

Das DKKV, gegründet vor mehr als 20 Jahren, ist die nationale Plattform zur Katastrophenvorsorge in Deutschland und Mittler zu internationalen, auf dem Gebiet der Katastrophenvorsorge tätigen Organisationen und Initiativen. Das DKKV unterstützt fachübergreifende Forschungsansätze zur Katastrophenvorsorge in anderen Fachsektoren sowie in Politik und Wirtschaft und fördert die Verbreitung der Erkenntnisse der Katastrophenvorsorge auf allen Ebenen des Bildungsbereichs.

Homepage:
www.dwd.de/presse

Das Forum wird veranstaltet in Kooperation mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)


Weitere Infos zum Thema:

Programm des 14. Forums Katastrophenvorsorge des DKKV am 4. und 5. November 2014:
http://www.dkkv.org/upload/editor/14.Forum/programm_forum_2014.pdf

Unterschiede beim Hochwasserschutz werden größer. UFZ-Forscher veröffentlichen ein Jahr nach dem Hochwasser 2013 erste Ergebnisse einer groß angelegten Haushaltsbefragung (Pressemitteilung vom 27. Mai 2014):
http://www.ufz.de/index.php?de=32867

Eine Versicherungspflicht gegen Hochwasser? (Interview mit Prof. Reimund Schwarze vom 02. Mai 2014):
http://www.ufz.de/index.php?de=32704

Land unter - Rezepte gegen die Flut (UFZ-Newsletter, Oktober 2013):
http://www.ufz.de/export/data/global/53581_UFZ_Newsletter_Okt13_web_geschuetzt.pdf

Hochwasservorsorge auf vier Säulen stellen. UFZ-Forscher ziehen Resümee aus der Flut 2013 und skizzieren, was getan werden muss, um ähnliche Folgen künftig zu verringern (Pressemitteilung vom 18. Juni 2013):
http://www.ufz.de/index.php?de=31772

Ein 100%iger Hochwasserschutz ist nicht möglich - Wir brauchen vier Säulen einer nachhaltigen Hochwasservorsorge (Standpunkt vom 18. Juni 2013):
http://www.ufz.de/index.php?de=31794

*

Quelle:
UFZ-Pressemitteilung, 30.10.2014
Herausgeber:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tilo Arnhold
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig
Telefon: (0341) 235-2278, Telefax: (0341) 235-2649
E-Mail: presse@ufz.de
Internet: www.ufz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2014