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LUFT/490: Mexiko - Großstädte leiden unter Smog, effizientere Kontrollmaßnahmen gefordert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Juni 2013

Mexiko: Großstädte leiden unter Smog - Effizientere Kontrollmaßnahmen gefordert

von Emilio Godoy


Bild: © Emilio Godoy/IPS

Mexiko-Stadt liegt unter einer Smogglocke
Bild: © Emilio Godoy/IPS

Mexiko-Stadt, 25. Juni (IPS) - Im Kampf gegen die Luftverschmutzung kommen auf mexikanische Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern schwierige Zeiten zu. Ab Juli sind sie dazu verpflichtet, den Schadstoffgehalt in der Luft zu messen, Ergebnisprotokolle zu erstellen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Doch Experten zufolge sind viele auf die neuen Aufgaben gar nicht vorbereitet.

Die neuen Regelungen wurden bereits im vergangenen Jahr von der Regierung beschlossen. Doch etliche Städte sind weder finanziell noch technisch in der Lage, für reinere Luft in den Stadtgebieten zu sorgen. "Die bestehenden Kontrollnetzwerke funktionieren nicht so gut, wie man hoffen würde", bestätigt Ricardo Torres vom Zentrum für Atmosphärische Wissenschaften an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko. "Da die Bundesstaaten der Umweltgesundheit und dem Kampf gegen Luftverschmutzung keine Priorität einräumen, kam von ihnen auch keine Unterstützung."


Hälfte der Mexikaner lebt in Großstädten

Etwa die Hälfte der 118 Millionen Mexikaner lebt auf 32 Städte mit mindestens 500.000 Einwohnern verteilt. In einem Großteil dieser urbanen Zentren gibt es kein Umweltüberwachungssystem. Die großen Städte des Landes sind mit steigenden Werten von Ozon, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickstoffdioxid und Grobstaub konfrontiert, die durch die Industrieproduktion und den Konsum fossiler Brennstoffe entstehen. Für Mensch und Umwelt hat dies gravierende Folgen.

"Man kann nichts verbessern, wenn es dazu keine Messergebnisse gibt. Der einzige Weg, die Lage zu verbessern, besteht darin, die Situation in jeder Stadt zu kennen. Das Überwachungssystem ist jedoch noch nicht reguliert, und die größten Hindernisse sind finanzieller Natur", stellt Gerardo Moncada fest, ein Umweltexperte der unabhängigen Organisation 'El Poder del Consumidor' (Die Macht des Verbrauchers).

Mexiko verfügt über 28 Netzwerke zur Kontrolle der Luftqualität, doch nur 18 von ihnen liefern verlässliche Informationen, wie Moncada erklärt. Das Nationale Informationssystem für Luftqualität umfasst mehr als 80 Überwachungsstationen. Seine Daten müssen jedoch noch überprüft werden, damit festgestellt werden kann, ob sie den Regeln entsprechen. Agustín Martínez von der Organisation 'Bicitekas' (Fahrradtheken), die für den Umstieg auf Fahrräder wirbt, kritisiert in dem Zusammenhang, dass es in den Behörden an dem nötigen Willen sowie an Ausrüstung und Fachpersonal fehle.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich mehr als 14.700 Mexikaner an den Folgen der Luftverschmutzung. Seit 2009 hat die Zentralregierung etwa 15 Millionen US-Dollar in die Einrichtung von Messstationen investiert. Während die Ausrüstung jeweils etwa 38.000 Dollar kostet, sind Betrieb und Instandhaltung dieser Posten weit höhere Kostenfaktoren.


NGO-Plan für saubere Städte

Angesichts der erheblichen Umwelt- und Gesundheitsrisiken haben acht mexikanische Nichtregierungsorganisationen (NGOs), darunter auch 'El Poder del Consumidor' und 'Bicitekas', einen gemeinsamen Plan für saubere Städte vorgelegt. Darin sind konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Luftbeschaffenheit enthalten, etwa neue Bestimmungen zu umweltverträglichem Treibstoff, die Einschränkung des Autoverkehrs in den Innenstädten und der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Das nationale Amt für Statistik schätzt die Kosten, die durch die Luftverschmutzung entstehen, auf mehr als 40,5 Milliarden Dollar. "Es ist notwendig, dass die Kommunen koordiniert handeln, da es in den Ballungsgebieten ein signifikantes Verkehrsaufkommen gibt", sagt Torres. "Strategien zur Kontrolle dieses Problems sollten daher nicht lokal angelegt sein."

Der Wissenschaftler hat untersucht, wie sich Schmutzpartikel, die durch die Industrie oder den Autoverkehr entstehen, in der Luft verbreiten. Dabei konzentrierte er sich die auf die Hauptstadt Mexiko-Stadt sowie die benachbarten Bundesstaaten Mexiko, Morelos, Hidalgo und Puebla. Die Ergebnisse sollen in Kürze veröffentlicht werden. Auch die Auswirkungen der Verschmutzung auf Pflanzen werden derzeit erforscht.


Sechs Mal Umweltalarm in Mexiko-Stadt seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn hat Mexiko-Stadt bereits mindestens sechs Mal Umweltalarm ausgerufen. Den Bewohnern wurde in den Fällen empfohlen, von körperlichen Anstrengungen im Freien abzusehen. "Kontrolldaten müssen in Echtzeit übermittelt werden, Stunde für Stunde", betont Moncada. "Und gleichzeitig müssen Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung umgesetzt werden." Die Bundesstaaten in Zentralmexiko haben unterdessen eine Umweltkommission für Großstädte gegründet, die nach gemeinsamen Lösungen sucht. (Ende/IPS/ck/2013)


Link:

http://www.elpoderdelconsumidor.org/
http://www.who.int/countries/mex/en/
http://www.ipsnoticias.net/2013/06/ciudades-mexicanas-se-ahogan-en-contaminacion-y-aun-lo-ignoran/
http://www.ipsnews.net/2013/06/effective-smog-monitoring-urgently-needed-in-mexican-cities/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 25. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2013