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MELDUNG/250: Kritik an Weltbank-Finanzierung neuer Mega-Staudämme (urgewald)


urgewald - Kampagne für den Regenwald / Jeunes volontaires pour l'environnement / International Rivers - Pressemitteilung vom 13. Dezember 2013

Weltbank-Finanzierung in Frage gestellt

NROs kritisieren Unterstützung von Mega-Staudämmen



Im Vorfeld des Treffens der Weltbank mit Geberländern am 16./17. Dezember in Moskau rufen Nichtregierungsorganisationen (NRO) deren Regierungen auf, ihre finanziellen Beiträge umzuleiten. Statt in die Weltbank sollten die Gelder an Institutionen gehen, die saubere, lokale Energieversorgung für die Armen als Priorität haben.

Die Weltbank wird auf einer Konferenz in Moskau zu Beginn nächster Woche die Regierungen der Geberländer bitten, die Finanzmittel der International Development Association (IDA) wieder aufzufüllen. IDA ist der Teil der Weltbank, der den ärmsten Ländern der Welt Kredite gibt. Die Bank plant, mit den neuen IDA-Mitteln eine neue Generation höchst umstrittener Mega-Staudämme zu finanzieren, darunter der Inga 3 Damm am Kongo.

2008-13 hat die Weltbank weniger als 10 Prozent ihrer Kredite für Energieprojekte auf die Erweiterung des Zugangs von ländlichen Gemeinden zu Elektrizität verwandt. Mit der vorgesehenen Steigerung der Finanzmittel für Mega-Staudämme wird dieses Ungleichgewicht noch verstärkt. Der Inga 3 Staudamm zum Beispiel soll den Stromexport und die Bergbauindustrie bedienen. Die 99 Prozent der ländlichen Bevölkerung der DR Kongo bleiben ohne Zugang zu Elektrizität.

Die Internationale Energieagentur stellt fest, dass der beste Weg für die Elektrifizierung von 70 Prozent der ländlichen Gebiete in Entwicklungsländern in kleinen Netzen oder Einzellösungen besteht, die auf Wind, Sonne oder Mikro-Wasserkrafta beruhen. Vor der 'Fundraising Party' in Moskau rufen NROs die Geber-Regierungen auf, 1,6 Milliarden US Dollar von IDA an Institutionen umzuleiten, die saubere, lokale Energieversorgung unterstützen. Dieser Betrag entspricht dem, was IDA im Lauf der letzten Jahre regelmäßig für destruktive Energieprojekte ausgegeben hat. Zivilgesellschaftliche Gruppen weltweit unterstützen den Aufruf mit einer Online-Petition. Ebenso sind Proteste am Ort des Treffens in Moskau am 16. Dezember geplant.

"Arme ländliche Gemeinden werden den Preis für eine neue Generation zerstörerischer Mega-Staudämme zahlen. Und sie werden die letzten sein, die je von der dort erzeugten Energie profitieren," kommentiert Peter Bosshard, Policy Director von International Rivers. "In den 1990ern haben wir durch öffentlichen Druck auf die Geberländer die Bank gezwungen, aus der Finanzierung von zerstörerischen Großstaudämmen auszusteigen. Wenn nötig, werden wir das wieder tun."

Sena Alouka, Direktor der NRO Jeunes Volontaires pour l'Environnement in Togo, sagt: "Mittel von der Weltbank an Institutionen, die Solar, Wind und Mikro-Wasserkraft fördern, umzuleiten, würde ein deutliches Zeichen setzen, dass die Big-is-beautiful Philosophie der Weltbank nicht länger akzeptabel ist. Und es würde zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen für Projekte, die Energiearmut reduzieren und gleichzeitig das Klima und die lokalen Ökosysteme schützen."

"Deutschland hat sich verpflichtet, den Empfehlungen der World Commission on Dams zu folgen und keine Mega-Staudämme zu fördern. Das Entwicklungsministerium sollte auch in der Weltbank diese Position vertreten und kein Geld für zerstörerische und Armut verstärkende Großprojekte zur Verfügung stellen. Zudem gibt es genug Know-how zur Umsetzung nachhaltiger, dezentraler und effektiver Energieversorgung. Das sollte die Weltbank nutzen." fordert Knud Vöcking von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald.

Online-Petition an die Regierungen der Geberländer
http://bit.ly/IDA17

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Quelle:
Pressemitteilung, 13.12.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2013