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MASSNAHMEN/201: Eindämmung von Ragweed in Zeiten des Klimawandels (idw)


Universität Wien - 29.08.2013

Eindämmung von Ragweed in Zeiten des Klimawandels: Wie man Allergiekosten senken kann



Ragweed (Beifußambrosie) hat sich in den letzten Jahren rapide in Europa ausgebreitet. Wenn Ragweed im August und September blüht, sorgt der Pollen der Pflanze bei AllergikerInnen für tränende Augen und Atembeschwerden - und zwar dann, wenn die Pollenbelästigung durch blühende Bäume und Gräser längst überstanden ist. Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Physikern und Biologen der Universität Wien gemeinsam mit Experten der Medizinischen Universität Wien und dem Umweltbundesamt hat in einer Simulation die Ausbreitung berechnet und daraus abgeleitet, wie die Pflanze am besten zu bekämpfen ist. Ihr Artikel erscheint im "Journal of Applied Ecology" der British Ecological Society.

Die Beifußambrosie ist eine invasive Pflanze, die aus dem warmen Südwesten der USA unbeabsichtigt nach Europa eingeschleppt wurde. Die Gründe für die "Invasion" sind mannigfaltig: vor allem die Vertragung der Samen durch Fahrzeuge entlang von Straßen und der Import von Saatgut und Vogelfutter, die mit Ragweed-Samen verunreinigt sind. Diese Ausbreitungsprozesse sind als "Diffusions"-Modelle in der Physik seit langem bekannt. Robert Richter und Gero Vogl von der Fakultät für Physik der Universität Wien und Michael Leitner vom Physik-Department der TU München haben daher mit Methoden aus der Diffusionsphysik gemeinsam mit den Umweltbiologen Stefan Dullinger (Universität Wien) und Franz Essl (Umweltbundesamt) auf Grundlage der bisherigen Ausbreitung der Pflanze Prognosen für Österreich und Bayern für die Zeit bis 2050 erstellt. Dabei wurde der zu erwartende Klimawandel berücksichtigt, der die wärmeliebende Pflanze begünstigt.

Ziel der Arbeit war es, sowohl das optimale Management zur Bekämpfung dieser invasiven Pflanze herauszufinden als auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung - sprich Bekämpfungskosten gegen Gesundheitskosten - vorzunehmen. Sie verglichen dazu den möglichen Aufwand, der aus einer genauen Beobachtung der Ausbreitung der Samen und einer allfälligen Ausrottung der Pflanze entsteht, mit jenen Kosten, die dem Gesundheitssystem resultieren, wenn Allergien und ihre Folgen behandelt werden müssen. Um die Gesundheitsbelastung durch Ragweed-Pollen in der österreichischen Bevölkerung kalkulieren zu können, kooperierten die Wissenschafter der Universität Wien mit Experten des Pollenwarndienstes der Medizinischen Universität Wien.

Foto: © Senta Vogl

Voll erblühtes Ragweed
Foto: © Senta Vogl

Das Ergebnis ist eindeutig: Schon mit Bekämpfungsmaßnahmen im Ausmaß von jährlich 30 Millionen Euro könnten bis 2050 bis zu zwölf Milliarden Euro an Gesundheitskosten eingespart werden. Ein in die Ragweed-Bekämpfung investierter Euro würde die Behandlungs- und Folgekosten der Allergien um 10 Euro reduzieren. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass es wichtig wäre, frühzeitig und entschlossen die weitere Ausbreitung von Ragweed zu verhindern. Die dafür notwendigen Gelder stehen in keiner Relation zu den potenziell entstehenden Kosten für das Gesundheitssystem", erklärt Robert Richter, Erstautor der Studie, abschließend.

Die Studie wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen des Projektes RAG-CARE gefördert.

Publikation im "Journal of Applied Ecology"
Spread of invasive ragweed: Climate change, management and how to reduce allergy costs. Robert Richter, Uwe E. Berger, Stefan Dullinger, Franz Essl, Michael Leitner, Matthew Smith and Gero Vogl. "Journal of Applied Ecology" der British Ecological Society. August 2013.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12156/abstract

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news548966
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution84

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Wien, Michaela Wein, 29.08.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2013