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MEDIEN/092: Neue zeo2-Ausgabe erschienen - Titel "Leere Meere" (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 28. September 2010

Neue zeo2-Ausgabe erschienen - Titel: "Leere Meere"

Schwerpunkt des für den Kioskverkauf neu gestalteten Umweltmagazins der DUH: Die dramatische Überfischung der Weltmeere und die geplante neue Politik der EU - zeo2-Autorin Vera Gaserow über den Höhenflug der Grünen und Interview mit Cem Özdemir - EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard über die Chancen des nächsten Weltklimagipfels in Cancun - Außerdem: Über den deutschen Wald, das verschwundene Öl im Golf von Mexiko, Atomkraft und Solarenergie in Deutschland - Schließlich: Der Waschbär, Beispiel einer rundum gelungenen Integration


Berlin, 28. September 2010: Die Weltmeere sind abgefischt, ihre Bewohner in Seenot. Zu große Fangflotten, zu üppige Subventionen, zu viele illegale Fänge und jede Menge Beifang geht über Bord. In ihrem Herbsttitel "Leere Meere" analysiert das aktuelle Heft des Umweltmagazins zeo2 die Pläne der EU, die Misere endlich ernsthaft anzugehen. Kann sie sich gegen den Widerstand der Dickfische wie Spanien und Portugal durchsetzen? Die Chancen stehen besser als bei bisherigen Anläufen zu einer nachhaltigen Fischerei: Denn unter schrumpfenden Fischbeständen leiden längst auch die Fischer selbst, einer EU-Studie zufolge würde ihr Geschäft bis 2020 bis auf wenige Rest-Arbeitsplätze einbrechen, wenn die Fangflotten in Atlantik und Mittelmeer nicht schleunigst gezähmt werden. Der Chef des Internationalen Rats für Meersforschung Gerd Hubold nennt das "das Gesetz der unkontrollierten Fischerei".

Nach letzten Umfragen liegen Bündnis 90/Die Grünen bundesweit bei 24 Prozent. Stehen wir am Anfang einer Revolution in der deutschen Parteienlandschaft? zeo2-Autorin Vera Gaserow analysiert in ihrem Stück "Das grüne Volksparteichen", den fulminanten Aufstieg der Umweltpartei und fragt nach den Ursachen - auch bei Parteichef Cem Özdemir. Der gibt sich im zeo2-Interview alles andere als euphorisch: "Jetzt nur nicht abheben!" Die Ursache des großen Aufschwungs sieht er neben der katastrophalen Performance von Schwarz-Gelb im Karrieresprung der Ökologie: "Der große Zuspruch für uns hat damit zu tun, dass die grünen Themen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Vieles, wofür wir verlacht worden sind, ist mittlerweile Konsens." Gegenüber neuen rotgrünen Träumen bleibt Özdemir reserviert: "Die SPD steht uns sicher nach wie vor in vielen Fragen näher als andere Parteien. Aber wir dürfen uns die SPD auch nicht schönreden. Wir haben die Partei kennengelernt und oft genug erfahren, wie sie Umweltpolitik buchstabiert." Und was meinen die anderen Parteien zum Höhenflug der Öko-Partei? "Wir sind schon ganz grün vor Neid", sagte uns Peter Gauweiler für die CSU; Linken-Frontfrau Sahra Wagenknecht findet eher: "Draußen grüne Welle, drinnen Westerwelle - ökologische Politik sieht anders aus."

In der zeo2-Rubrik Standpunkte gibt sich EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard hoffnungsfroh, dass die Weltgemeinschaft nach dem Debakel von Kopenhagen bei der Klimakonferenz im mexikanischen Cancún in diesem Spätherbst endlich vorankommt. Die Dänin setzt auf kleine Schritte in wichtigen Politikfeldern und erläutert in ihrem Namensbeitrag die EU-Strategie für die Konferenz. Sie betont, wie dringend notwendig es sei, mehr Akteure ins Boot eines verbindlichen Klimaschutzabkommens zu holen. Weil das Kyoto-Protokoll ausschließlich auf Industrieländer ausgerichtet sei - und dies auch noch unter Abstinenz der USA - würden dort nur mehr 30 Prozent der gegenwärtigen globalen Emissionen erfasst. Heedegard: "Tatsache ist aber, dass für den Anstieg der globalen Emissionen mehr und mehr die wichtigsten Schwellenländer verantwortlich sind, wie die neuesten Daten belegen." Im Krisenjahr 2009 seien die Emissionseinsparungen der Industrieländer durch den Anstieg der Emissionen in den schnell wachsenden Entwicklungsländern "vollständig zunichte gemacht" worden. Heedegard ist trotz des Kopenhagenfrusts zuversichtlich, dass in Cancún ein vernünftiges Ergebnis erzielt werden kann: "Das Klima braucht es. Die EU ist bereit. Ich hoffe, die anderen sind es auch."

Den Deutschen und ihrem Verhältnis zum Wald nähert sich in ihrem Gastbeitrag die Hannoversche Kulturwissenschaftlerin Silke Kleinhückelkotten auf Basis einer neuen Studie. Und fördert Erstaunliches zutage. Dank Hänsel & Gretel und der Schlacht im Teutoburger Wald wird hier regelmäßig eine innige Liebesbeziehung vermutet. Tatsächlich sind nach der Untersuchung nur 40 Prozent der Deutschen echte Waldfreunde. Und viele Menschen, insbesondere Jugendliche, fremdeln im Unterholz. Waldesrauschen und das Klopfen des Spechts sind ihnen ebenso fremd wie gleichgültig. Kleinhückelkotten: "Wer Menschen in den Wald locken und ihnen Natur vermitteln will, muss deshalb die richtige Ansprache finden." Die einen seien eher durch Schnitzeljagden mit satellitengestütztem GPS zu begeistern, andere wollen ganz traditionell Vogelstimmen lauschen.

Der Vorstellung, die Folgen der globalen Erwärmung könnten sich als nicht so einschneidend herausstellen wie befürchtet, widerlegt der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf wie gewohnt mit Fakten. In seinem Beitrag "Das Jahrzehnt der Wetterextreme" lesen sich die großen Unwetter der jüngsten Vergangenheit wie eine Liste des Grauens. Von der Elbeflut 2002 bis zu den Bränden in Russland und den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan. Millionen Menschen waren und sind betroffen, Milliarden Werte wurden vernichtet. Zufall? Oder Klimawandel? Unser Kolumnist zeigt, dass die Extremwetter exakt die übergreifenden Vorhersagen der Experten zum Klimawandel bestätigen. Und hofft, "dass die schrecklichen Bilder aus Pakistan und anderswo nun wenigstens die professionellen Abwiegler verstummen lassen, die uns seit Jahren weismachen wollen, die Folgen des Klimawandels seien leicht beherrschbar." Der Däne Björn Lomborg habe noch im August allen Ernstes erklärt, selbst ein 400 Millionen Menschen betreffender Meeresspiegelanstieg sei kein Grund zur Beunruhigung, denn dies seien "weniger als sechs Prozent der Weltbevölkerung, was bedeutet, dass 94 Prozent der Bevölkerung nicht überschwemmt würden." Außerdem in der neuen zeo2-Ausgabe:

So viel Solar war nie: Die Photovoltaikindustrie wird im laufenden Jahr trotz drastisch gekürzter Einspeisevergütung so viel Stromleistung neu installieren wie noch nie - zwischen 8.000 und 10.000 Megawatt liegen die höchsten Prognosen. Die einen sonnen sich im Erfolg, die anderen fürchten die Diskussion über die Kosten. Sie wird in diesem Herbst vor dem Hintergrund der Debatte um längere Reaktorlaufzeiten mit neuer Wucht geführt werden.

Wo ist das Öl geblieben? fragte im August auch der US-amerikanische Senat. Die Antwort: Es ist noch da, aber man findet es kaum noch. Denn die schwarze Brühe aus dem Inneren der Erde treibt jetzt als tödlicher gelber Nebel durch den Golf von Mexiko.

Der Anti-Problembär: Geglückte Integration - gibt es das überhaupt noch in Deutschland? Nach der großen Sarrazin-Debatte präsentiert zeo2 in der neuen Ausgabe exklusiv ein Musterbeispiel dafür, wie eine ausländische Spezies, sich bestens eingebürgert hat. Keine Kriminalität, keine Intelligenzprobleme, kein übertriebener Kindersegen, nichts! Das Musterbeispiel geglückter Integration ist - tusch! - der Waschbär. Der mit inzwischen bundesweit 500.000 Exemplaren unsere Fauna bereichert und höchst bescheiden in trüben Wässern fischt. Alles andere als ein Problembär.


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 28.09.2010
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2010