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STADT/212: Berlins grüne Lungen (3) - Parkanlagen im Wedding (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 152 - Oktober/November 09
Die Berliner Umweltzeitung

Berlins grüne Lungen
Teil 3: Parkanlagen im Wedding

Von Christoph Vinz


Schillerpark

Der Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Schillerpark wurde als erste öffentliche Grünanlage in Berlin nach den Ideen des Volksparks geplant. Zwischen 1909 und 1913 ist er nach Plänen eines Magdeburger Architekten auf einer Fläche von 4,6 Hektar angelegt worden. Geteilt durch die Barfusstraße besitzt der Park weitläufige Rasenflächen. So ist im Südosten die flache "Schülerwiese" von einer Lindenallee umgeben. Nördlich davon wurde eine dreistufige Terrassenanlage errichtet. Auf der untersten Ebene entdeckt der Besucher einen schönen Rosengarten, auf der zweiten das bekannte Schillerdenkmal (ein Abguss des Denkmals von R.Begas auf dem Gendarmenmarkt), und auf der dritten Ebene rauscht ein Kastanienhain. Im Park gibt es mehrere Spielplätze und ein Planschbecken. Die üppige Bepflanzung mit Bäumen (Eiche, Linde, Ahorn, Ulme und Pappel) schließt das gesamte Gelände gegen die umliegenden Straßen mit ihren Geräuschen ab. Übrigens stammt der erste hier gepflanzte Baum aus Marburg, Schillers Geburtsort. Südlich des Parks befindet sich der Friedhof an der Seestraße mit der Gedenkstätte für die Opfer des 17. Juni 1953.

Für architektonisch Interessierte sei noch die Siedlung am Schillerpark erwähnt, die als erstes großstädtisches Wohnprojekt im Sinne des sozialen Bauens 1924-30 durch Bruno Taut und Franz Hoffmann errichtet wurde. Damals projektierte man neben dem Gemeinschafts- Waschhaus schon begrünte Innenhöfe mit Spielplätzen und sogar einen Kindergarten. Heute steht die nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaute Siedlung unter Denkmalsschutz.

Verkehrsanbindung: U-Bhf. Rehberge


Volkspark Humboldthain

Im Gesundbrunnenviertel, südlich des innerstädtischen S-Bahnrings, erstreckt sich mit 29 Hektar Fläche der Humboldthain auf einem leicht hügeligen Gelände. Nach einem Entwurf des Gartenarchitekten Gustav Meyer entstand von 1869-1876 mitten in einem Armenviertel ein damals ganz fortschrittlich konzipierter Park.

Auch heute noch besitzt die Anlage verschiedene Bereiche: für Erholung, Spiel, körperliche Ertüchtigung und - ganz im Sinne Humboldts - zur naturkundlichen Bildung. Zahlreiche exotische Gehölze wurden angepflanzt, botanische Anschauungsbeete angelegt und eine sogenannte "geologische Wand" errichtet. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen zerstörten den alten Humboldthain fast völlig. 1948-51 erfolgte sein Wiederaufbau, wobei beide 1941/42 erbauten Flakbunker mit Trümmerresten angeschüttet wurden. Der kleinere Führungsbunker ist heute Ausgangspunkt der Rodelbahn, und von der Plattform des großen Flakbunkers hat der Besucher in 85 Meter Höhe bei klarem Wetter eine herrliche Rundsicht. Schon seit 1967 steht hier die Aluminiumskulptur "Denkmal für die Deutsche Wiedervereinigung", von den schnoddrigen Weddingern "Plumpenpickel" genannt. Seit 2004 sind im großen Flakturm geführte Besichtigungen möglich; im Winter dient der geräumige Bau als gut angenommenes Fledermausquartier. Nach Wiederaufforstung und teilweiser Neuanlage besitzt der Humboldthain heute ausgedehnte Spiel- und Liegewiesen, Spielplätze, einen Wassergarten mit Pavillon, den besonders im Sommer und Herbst beeindruckenden Rosengarten und nicht zuletzt das beliebte Sommerbad. Abschließend sei noch eine Besonderheit erwähnt: Seit 1987 gibt es hier auch einen Weingarten, dessen Ernte der Sorte "Grauer Burgunder" inzwischen jährlich 200 Flaschen füllt.

Verkehrsanbindung: S/U-Bhf. Gesundbrunnen, S-Bhf. Humboldthain


Volkspark Rehberge

Auf einem einstigen militärischen Übungsgelände entstand dieser Park in wirtschaftlich schweren Zeiten. Arbeitslose schufen ihn im Rahmen des Berliner Notstandsprogramms in den Jahren 1926-29. Die Konzeption des Architekten Erwin Barth war damals den Ideen des Landschaftsparks verpflichtet.

Auf einer Fläche von 78 Hektar (zusammen mit dem benachbarten Goethepark 115 Hektar) erstreckt sich diese "Grüne Lunge" zwischen Dohnagestell, Afrikanischer- und Transvaalstraße. Der Volkspark Rehberge besitzt einen namensgebenden Höhenzug, der mit einer Ahornallee bepflanzt wurde, die auf den monumentalen Rathenau-Brunnen zuführt. Die Bronzeplastik einer stilisierten Schraube zur Erinnerung an die Brüder Rathenau von Georg Kolbe wurde von den Nazis aus rassistischen Gründen demontiert und 1940 eingeschmolzen. Erst 1987 konnte dieses eindrucksvolle Monument wieder errichtet werden. Heute ist die gesamte Anlage leider stark vom alltäglichen Vandalismus bedroht. Im Park findet der Besucher drei unterschiedlich große Seen (Möwen- und Sperlingssee, Entenpfuhl), es gibt großzügig geplante Rasenflächen und waldartige Teile. Der im Südosten ebenfalls in den 20er-Jahren errichtete Goethe-Park wird heute dem Volkspark Rehberge zugerechnet.

Für Kinder gibt es vielfältige Spielmöglicheiten, zwei Tiergehege, Sportplätze und eine Rodelbahn. Die seit Jahren geschlossene Freilichtbühne wurde erstmals in diesem Sommer wieder bespielt. Während des Rundgangs laden zwei Cafes zum Verweilen in schöner Umgebung ein.

Verkehrsanbindung: U-Bhf. Rehberge


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Herbstmorgen mit Reif
- Historische Pumpe mittem im Hain


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Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 152, Oktober/November 09, S. 20
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga-berlin.de/raberalf

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Oktober 2009