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SCHADSTOFFE/248: Triclosan gehört überwacht - UFZ-Spezial "Chemikalien in der Umwelt" erschienen (UFZ)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressemitteilung, 26. Oktober 2012

Triclosan gehört überwacht
UFZ-Spezial "Chemikalien in der Umwelt" erschienen

von Tilo Arnhold



Leipzig. Forscher aus Deutschland und der Slowakei haben darauf hingewiesen, dass die Chemikalie Triclosan zu den Stoffen gehört, die besonders schädlich für den ökologischen Zustand von Flüssen sind, die aber nicht ausreichend kontrolliert werden. Bei umfangreichen Messungen im Einzugsgebiet der Elbe, die über das übliche Monitoring hinausgingen, betrug die Konzentration der Chemikalie an zahlreichen Messpunkten bis zum Zwölffachen des Wertes, der für Algen ohne Wirkung wäre. Von 500 untersuchten Schadstoffen belegte Triclosan, das in der Regel gegen Bakterien eingesetzt wird, damit Platz sechs der problematischsten Stoffe in Europa. Es sei daher notwendig, diesen Stoff in die Überwachungsprogramme aufzunehmen und regelmäßig europaweit zu kontrollieren, schreiben die Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Slowakischen Umweltinstitutes im Fachblatt "Environmental Science Pollution Research".

Die Liste der prioritären Schadstoffe, die von den Behörden europaweit kontrolliert werden müssen, soll 2013 von derzeit 33 auf 48 Stoffe und Stoffgruppen erweitert werden. Die Chemikalie Triclosan ist jedoch nicht unter den neuen Kandidaten. Sie ist seit 1972 auf dem Markt. 1998 wurden erste gravierende Wirkungen entdeckt. Bis heute wird Triclosan in Körperpflegemitteln (z.B. Zahnpasta) und Sporttextilien als Bakterienhemmer genutzt. Sorgen bereitet den Wissenschaftler auch die Tatsache, dass Triclosan inzwischen nicht nur in Lebewesen, die im Abwasser leben, sondern auch in menschlichem Plasma und in Muttermilch nachgewiesen werden konnte. Folgen, die über Schäden für Wasserorganismen hinausgehen, sind daher nicht auszuschließen.

Rund 350 Tonnen Triclosan wurden 2005 in der EU verwendet. Überwacht wird es in großen Teilen Europas jedoch noch nicht. "Verbindungen, die nicht auf der Liste der prioritären Schadstoffe stehen, müssen nicht kontrolliert werden. Und Verbindungen, die nicht kontrolliert werden, kommen in der Regel nicht auf diese Liste, da zu wenig über deren Verbreitung bekannt ist", erklärt Dr. Peter von der Ohe vom UFZ das Dilemma. Innerhalb des EU-Forschungsprojekt MODELKEY haben Wissenschaftler daher mehrere hundert Schadstoffe in verschiedenen europäischen Flusseinzugsgebieten genauer unter die Lupe genommen und Vorschläge erarbeitet, wie die Überwachung der Flüsse in Sachen Chemikalien verbessert werden könnte.

Tilo Arnhold
http://www.ufz.de/index.php?de=30926

Am UFZ untersuchen etwa 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Umweltchemie, Ökotoxikologie, chemischen und biologischen Analytik, Umweltimmunologie bis hin zur Genetik das komplexe Verhalten chemischer Stoffe. Sie kombinieren chemische und biologische Analysemethoden, um Schadstoffen in der Umwelt auf die Spur zu kommen. Sie wollen herausfinden, ob es tatsächlich die üblichen Verdächtigen sind oder ob möglicherweise Spurenstoffe, Abbauprodukte oder Kombinationswirkungen von Chemikalien langfristig Probleme bereiten können. "Chemikalien in der Umwelt" ist daher das Thema des neuen UFZ- Spezial. Mehr zum Thema "Die üblichen Verdächtigen" lesen Sie dort auf S.08:
http://www.ufz.de/index.php?de=30896

Publikationen:
Peter Carsten von der Ohe, Mechthild Schmitt-Jansen, Jaroslav Slobodnik and Werner Brack (2012): Triclosan - the forgotten priority substance? Environ Sci Pollut Res. 19:585 - 591, DOI 10.1007/s11356-011-0580-7
http://dx.doi.org/10.1021/es3028378
Die Studie wurde von der Europäischen Kommission über das Projekt MODELKEY und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Franz, S., Altenburger R., Heilmeier H., Schmitt-Jansen M. (2008): What contributes to the sensitivity of microalgae to triclosan? Aquatic Toxicology, 90, 102-108.
http://dx.doi.org/10.1016/j.aquatox.2008.08.003

Weiterführende Links:
UFZ-Kernthema "Chemikalien in der Umwelt / Gesundheit":
http://www.ufz.de/index.php?de=30503
EU-Projekt MODELKEY:
http://www.modelkey.org/

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Quelle:
UFZ-Pressemitteilung 2012/54, 26.10.2012
Herausgeber:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tilo Arnhold
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig
Telefon: (0341) 235-2278, Telefax: (0341) 235-2649
E-Mail: presse@ufz.de
Internet: www.ufz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2012