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SCHADSTOFFE/279: Umwelthormone - Kommission will umstrittene Kriterien auch bei Bioziden anwenden (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 05.09.2017 / Chemie & Nanotechnologie

Umwelthormone: Kommission will umstrittene Kriterien auch bei Bioziden anwenden


Die EU-Kommission will die wissenschaftlichen Kriterien zur Identifizierung hormonschädlicher Stoffe vergleichbar machen und den Geltungsbereich auch auf Biozide wie Insektenschutz- oder Desinfektionsmittel ausdehnen.

Nachdem im Juli festgelegt wurde, wie die Hormongifte, sogenannte endokrine Disruptoren (EDC), und ihre Gesundheits- sowie Umweltauswirkungen in Pestiziden wissenschaftlich identifiziert werden (EU-News 05.07.2017 [1]), schlägt die EU-Kommission dieselben Kriterien auch im Bereich der Biozide vor. EU-Parlament und EU-Rat müssen dem Vorschlag noch zustimmen.

Die wissenschaftlichen Kriterien sollen helfen zu überprüfen, ob es sich bei einem Wirkstoff um einen endokrinen Disruptor handelt oder nicht. Die EU-Rechtsvorschriften sowohl für Pflanzenschutzmittel als auch Biozide sehen vor, dass Wirkstoffe, bei denen es sich um endokrine Disruptoren handelt, nicht genehmigt werden dürfen, es sei denn, die Exposition ist vernachlässigbar. In diesem Fall können sie mit Einschränkungen zugelassen werden.

Umweltverbände wie das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) kritisieren unter anderem, dass es zu viele Ausnahmeregelungen gibt und es nach wie vor schwierig ist, nachzuweisen, dass es sich um ein schädliches Umwelthormon handelt. PAN Deutschland fordert die Bundesregierung deshalb auf, ähnlich wie in Frankreich einen nationalen Aktionsplan zum Schutz von Mensch und Umwelt vor Chemikalien mit hormoneller Wirkung aufzustellen. [jg]


Pressemitteilung der EU-Kommission
https://ec.europa.eu/germany/news/20170904-Endokrine-Disruptoren-Biozide_de

Kurzbericht der Kommissionssitzung mit weiteren Links
http://europa.eu/rapid/press-release_MEX-17-3084_en.htm

[1] https://www.dnr.de/eu-koordination/eu-umweltnews/2017-chemie-nanotechnologie/entscheidung-zu-hormongiften-gefallen-mensch-und-umwelt-weiter-gefaehrdet/

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Quelle:
EU-News, 05.09.2017
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2017

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