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VERBAND/436: BUND und NABU kommentieren Naturschutzstrategie (BUND BW)


BUND und NABU Baden-Württemberg - 10. Dezember 2010

BUND und NABU kommentieren Naturschutzstrategie

Verbesserung gegenüber bisherigen Ansätzen, Erhöhung der Geldmittel
Schwachpunkte Bannwälder, Nationalpark und Finanzierung von Natura 2000


Stuttgart. Als deutliche Verbesserung beurteilen die Landesverbände von BUND und NABU die neue "Naturschutzstrategie Baden-Württemberg 2020". Am Mittwoch (8.12.) hatte der Landesbeirat für Natur- und Umweltschutz dem Entwurf der Strategie zugestimmt, die das Landeskabinett Anfang 2011 beschließen will. Positiv werten die Umweltverbände, dass in vielen Bereichen richtige Zielvorgaben ausgearbeitet wurden. So möchte das Land etwa die Situation für die gefährdeten Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste verbessern und die Einrichtung von Landschaftspflegeverbänden im ganzen Land vorantreiben. Zudem gelte es bei den Schutzgebieten von einem derzeitigen "Flickenteppich" zu einem echten "Netzwerk Natur" zu kommen. Grundsätzlich positiv werten BUND und NABU auch, dass die Strategie mit zusätzlichen Geldmitteln ausgestattet werden soll.

Als unzureichend bezeichnen die Naturschützer, dass wichtige Naturschutzziele nicht angemessen berücksichtigt werden. So strebe das Land beispielsweise an, bis 2020 ein Prozent der Waldfläche als Bannwald zu schützen. "Selbst die Bundesregierung hat hier als Zielgröße fünf Prozent festgelegt. Es ist nicht nachvollziehbar, wenn wir in Baden-Württemberg weiterhin meilenweit hinterherhinken", sagen die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender und NABU-Landeschef Dr. Andre Baumann. Ebenfalls unzureichend sei die Position des Landes zur Einrichtung des ersten Nationalparks im Land. Dies wolle man ergebnisoffen prüfen. "Im Verwaltungsjargon heißt das: Wir werden uns hier kaum engagieren. Das ist nicht, was wir brauchen. Tourismus-Experten wünschen sich einen Nationalpark, die Natur braucht ihn. Wir wünschen uns eine Landesregierung, die hier mit großen Schritten vorangeht, anstatt auf dem Sofa sitzen zu bleiben."

Umweltministerin Tanja Gönner schlägt eine mittelfristige Mittelaufstockung von bis zu 25 Millionen Euro pro Jahr für den Naturschutzhaushalt vor. "Diese 25 Millionen Euro sind angesichts des bisher sehr schmalen Naturschutzbudgets das absolute Minimum, um die Naturschutzaufgaben zukünftig besser erfüllen zu können", betonen Baumann und Dahlbender. "Bisher konnte die Naturschutzverwaltung aus Geld- und Personalmangel beispielsweise weder das Management der Natura 2000-Gebiete organisieren, noch die Planung des landesweiten Biotopverbunds zu Ende führen, geschweige denn in die Umsetzung gehen." Zur Erklärung: Aus dem Naturschutzhaushalt finanzieren sich die gesamten Naturschutzaufgaben des Landes, nicht aber die Arbeit von NABU und BUND.

Obwohl die in Aussicht gestellten Gelder eine deutliche Verbesserung darstellen würden, geht selbst aus Papieren der Landesregierung hervor, dass diese Mittel nicht reichen können, um auch nur die Pflichtaufgaben zu erledigen. "Die Landesregierung rechnet damit, dass alleine für die Umsetzung des europäischen Naturschutzprogramms Natura 2000 pro Jahr 30 bis 40 Millionen Euro notwenig sind - und das ist nur eine von mehreren Pflichtaufgaben

Nun komme es darauf an, dass auch die anderen Ministerien die Naturschutzstrategie zu ihrer Sache machten. Die beiden Landesvorsitzenden befürchten: "Es besteht die Gefahr, dass die anderen Ressorts Verkehr, Flurneuordnung, Raumplanung, Land- und Forstwirtschaft wie in der Vergangenheit ohne Rücksicht auf die Naturschutzstrategie weiterbetonieren, weiterackern und weiterholzen und sie damit wirkungslos machen. Das werden wir sehr genau im Auge behalten."


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Quelle:
Presseinformation, 10. Dezember 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2010