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VERKEHR/791: "Binnenschifffahrts-Report" - Immer mehr Container auf dem Rhein (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 955 vom 2. Oktober 2010 - 29. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Immer mehr Container auf dem Rhein


Für Flussschützer allemal der Lektüre wert ist der "Binnenschifffahrts-Report". Erfährt man doch aus diesen "Informationen des Bundesverbandes der deutschen Binnenschifffahrt e.V." (so der Untertitel) was im Busche ist, wenn es um die weitere Transformation von Flüssen und Strömen zu Bundeswasserstraßen geht (s. RUNDBR. 946/2-3). In der neuen Ausgabe 03/10 vom Juli 2010 werden je nach Standpunkt beängstigende oder hoffnungsvolle Prognosen über eine enorme Zunahme des Verkehrs im Allgemeinen und der Binnenschifffahrtstransporte im Besonderen vorgestellt. So soll beispielsweise im Hafen Rotterdam die Zahl der ins europäische Hinterland umgeschlagenen Container (TEU) von derzeit rund 6,8 Mio. TEU bis zum Jahr 2035 auf 20 Mio. TEU steigen. Da die Rotterdamer Hafengesellschaft ihre Kunden verpflichten will, bis dahin mindestens 45 Prozent der Hinterlandverkehre über das Binnenschiff abzuwickeln, soll die Zahl der derzeit mit dem Binnenschiff transportierten Container von 2,8 Mio. TEU auf 9 Mio. TEU anwachsen - eine jährliche Wachstumsrate von 6,5 Prozent (!), die vor allem den Rhein betreffen wird. Im Vergleich dazu sind die Container-Transporte auf der Elbe mickrig. Im Containerhinterlandverkehr des Hamburger Hafens werden nur 70.000 TEU mit dem Binnenschiff transportiert. Dies liegt u.a. auch daran, dass es im Elbe-Seiten-Kanal ein Nadelöhr gibt - nämlich die Schleuse Scharnebeck, die nur von Schiffen passiert werden kann, die allenfalls 100 Meter lang sind. Als Standardgröße für Binnenschiffe gilt heute aber eine Länge von 135 Metern. Wenn die zu kurze Schleuse Scharnebeck verlängert und die Elbe-Wasserstraße ertüchtigt würden, könnte der Container-Transport via Elbe-Seiten-Kanal und Elbe "langfristig" auf 300.000 bis 500.000 TEU gesteigert werden. Eine Verlängerung der ebenfalls zu kurzen Schleusen im Neckar ist nach Auffassung der CDU/CSU dringend notwendig. Bundesverkehrsminister Dr. PETER RAMSAUER (CSU) wird im "Binnenschifffahrts-Report" dahingehend zitiert, dass für den Neckar eine Befahrbarkeit mit dem 135 m langen Schiff anzustreben sei. Unterbliebe die Schleusenverlängerung, würde auf dem Neckar bald gar kein Güterschiff mehr fahren. Ferner ist im Binnenschifffahrtsreport zu lesen, dass unter der Regie des europäischen PLATINA-Konsortiums an einem Good Practice Handbuches "für eine nachhaltige Wasserstraßenentwicklung" gearbeitet wird, das bis 2011 auf den Markt kommen soll.


Große Abwrackaktion für Binnentankschiffe?

Bis Ende 2018 dürfen sämtliche Gefahrstoffe ("ADNR-Produkte") aus Sicherheitsgründen auf den Bundeswasserstraßen nur noch in Doppelhüllenschiffen transportiert werden. Unter dem Druck der Auftrag gebenden Chemiefirmen führen einige Reedereien bereits jetzt offensiv das Doppelhüllenschiff ein. Allerdings werden die veralteten Einhüllenschiffe nur zögerlich aus dem Markt genommen. Das dadurch entstandene Überangebot an Transportvolumen hat in der Binnentankschiffbranche zu einem drastischen Preisverfall geführt. Der Bundesverband der deutschen Binnenschifffahrt (BDB) hat sich bislang vehement gegen Abwrackaktionen gestemmt. Angesichts des desaströsen Margenverfalls in der Tankschifffahrt fordert jetzt aber auch der BDB die EU-Kommission auf, eine großangelegte Verschrottungsaktion für die Einhüllentankschiffe zu finanzieren. Neben dem Doppelhüllenschiff soll die Sicherheit beim Transport flüssiger Gefahrstoffe noch dadurch gesteigert werden, dass die Tankschiffe ihre Gefahrguttransporte elektronisch anmelden müssen. Über das noch weitergehende AIS-System soll künftig auch eine lückenlose Überwachung der Fahrt von Binnentankschiffen möglich sein. Ferner soll über das European Barge Inspection Scheme (EBIS) künftig über eine wiederkehrende einmal jährlich stattfindende Inspektion aller Tankschiffe "ein sicherheitstechnischer Zugewinn erzielt" werden, informiert der "Binnenschifffahrts-Report" 3/10.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 955/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010