Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-News | 24.03.2023
Mehr Schutz für alte Wälder nötig
Am 21. März, dem internationalen Tag der Wälder, hat die EU-Kommission Leitlinien [1] für die Definition, Kartierung, Überwachung und den strikten Schutz von Primärwäldern und alten Wäldern in der EU veröffentlicht. In Deutschland ist nur noch jeder fünfte Baum gesund.
EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius erklärte: "Wir brauchen die Hilfe aller, um die Lungen Europas zu heilen". Mit den vorgelegten Empfehlungen könnten zwei wesentliche Ziele erreicht werden: erstens der Schutz der primären und alten Wälder und zweitens die Erhöhung der Anzahl und Qualität der Wälder nach dem Prinzip "der richtige Baum am richtigen Ort". Die Leitlinien definieren Identifikationskriterien und schlagen einen Zeitplan für die Kartierung und den strengen Schutz dieser Wälder vor.
Zur Definition von Altwäldern schlagen die Leitlinien vor, dass drei Hauptindikatoren erfüllt sein müssen: Zusammensetzung aus einheimischen Arten, hoher Anteil und Vielfalt an liegendem beziehungsweise stehendem Totholz und das Vorhandensein alter oder großer Bäume. Dazu kommen zwei ergänzende Indikatoren, nämlich die Herkunft des Bestands, strukturelle Komplexität, Habitatbäume und Indikatorarten.
Bei der Aufforstung oder Wiederaufforstung liegt der Schwerpunkt auf der Auswahl des richtigen Gebiets, das nicht zu einem Verlust der biologischen Vielfalt führt, auf der Bevorzugung der natürlichen Regeneration, der Auswahl einheimischer Arten, der Förderung einer Artenmischung und der Unterstützung der Agrarökologie. Es gibt einige Formulierungen, die sich auf die Verschiebung der Verbreitungsgebiete bestimmter Arten durch den Klimawandel beziehen, aber auch darauf, dass ein vorsorgender Ansatz gewählt werden sollte, um den Arten bei der Anpassung zu helfen.
Die Leitlinien sollen dazu beitragen, die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der EU-Forststrategie zu erreichen, insbesondere die Verpflichtung der EU, bis 2030 drei Milliarden zusätzliche Bäume zu pflanzen.
Denn die Gesundheit der Wälder und ihrer Ökosysteme ist gefährdet, warnt die Europäische Umweltagentur (EEA). Einer von vier Bäumen in Europa weise mäßig bis stark geschädigte Blätter auf. Die Sterblichkeitsrate der Baumkronen habe sich seit Ende des 20. Jahrhunderts verdoppelt. Sie entspricht einem Prozent der Waldfläche der EU-27, die jährlich absterben. Um die langfristige Gesundheit der Wälder zu erhalten und zu sichern, seien nachhaltigere Bewirtschaftungspraktiken und proaktive Bemühungen zur Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels erforderlich. Die EEA hat die Veröffentlichung der Leitlinien mit zwei Briefings flankiert. Der eine Bericht How are European forest ecosystems doing [2] (Wie geht es den europäischen Waldökosystemen?) befasst sich mit der Resilienz der europäischen Wälder. Hinzu kommt ein Hintergrundpapier über nachhaltige Bewirtschaftungspraktiken mit dem Titel European forest ecosystems: key allies in sustainable development [3] (Europäische Waldökosysteme: wichtige Verbündete für eine nachhaltige Entwicklung).
Wälder sind mit einer Fläche von rund 160 Millionen Hektar das
größte terrestrische Ökosystem in der EU-27. Derzeit sind über 90
Prozent der Wälder nur noch "überwiegend naturnah". Primär- und
Altwälder machen weniger als 4 Prozent aus. Sie sind von größter
Bedeutung für die biologische Vielfalt in Europa, da sie
stabiler, widerstandsfähiger und anpassungsfähiger gegenüber
Störungen sind als veränderte Wälder. Waldböden und -biomasse
absorbieren und speichern etwa 10 Prozent der jährlichen
Treibhausgasemissionen der EU-27. [jg]
Anfang Texteinschub
2022: Zustand deutscher Wälder lässt zu wünschen übrig
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) hat die jährliche
Waldzustandserhebung veröffentlicht. Nur noch jeder fünfte
deutsche Baum weist keine oder geringe Kronenverlichtung auf. Das
heißt 4 von 5 Bäumen sind krank. Ob Fichte, Kiefer, Buche oder
Eiche - die Bäume in Deutschlands Wäldern leiden stark unter den
Folgen der Klimakrise. Insbesondere Dürre und hohe Temperaturen
haben den Wäldern stark zu gesetzt.
Zum BMEL:
https://www.bmel.de/DE/themen/wald/wald-in-deutschland/waldzustandserhebung.html
Ende Texteinschub
EU-Kommission 21.03.3023 MEX
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/mex_23_1809
EEA: Keeping Europe's forests healthy [...]
https://www.eea.europa.eu/en/newsroom/news/keeping-europes-forests-healthy-will-require-long-term-sustainable-practices-action-on-climate-change
Links:
[1] https://ec.europa.eu/transparency/documents-register/detail?ref=SWD(2023)62&lang=en
[2] https://www.eea.europa.eu/publications/how-are-european-forest/
[3] https://www.eea.europa.eu/publications/european-forest-ecosystems-key-allies/european-forest-ecosystems-key-allies
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Quelle:
EU-News, 24.03.2023
Deutscher Naturschutzring
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und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
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Internet: www.dnr.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 28. März 2023
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