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AKTION/056: CUPIFESTO - globales Manifest gegen Wergwerfbecher und Papierverschwendung (ARA Magazin)


ARA Magazin 22, 2016/17 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

CUPIFESTO
Ein globales Manifest gegen Wegwerfbecher und Papierverschwendung


Ex und hopp: Milliarden Wegwerfbecher aus Papier landen weltweit jeden Monat im Müll. ARA will das nicht länger hinnehmen und veröffentlichte zum Internationalen Tag des Kaffees am 29. September gemeinsam mit dem Environmental Paper Network das "Cupifesto" - ein Manifest, das eine Welt ohne Wegwerfbecher fordert. Denn diese stehen für einen verschwenderischen Ressourcenverbrauch und die gedankenlose Akzeptanz von immer weiter wachsenden Müllbergen.


Jedes Jahr werden allein in Deutschland bis zu 10 Milliarden Einwegbecher für Kaffee und andere Getränke genutzt und weggeworfen - eine unglaubliche Verschwendung von Rohstoffen und eine große Belastung für die Umwelt. JedeR von uns verbraucht im Durchschnitt 130 Becher pro Jahr! Weltweit ist die Zahl von Wegwerfpapierbechern astronomisch hoch und wird auf mindestens 58 Milliarden pro Jahr geschätzt - andere Quellen geben ihre Menge bis zu doppelt so hoch an.

Ihre Herstellung verbraucht mindestens eine Million Tonnen Papier, wofür 32 Millionen Bäume gefällt und 100 Milliarden Liter Wasser benötigt werden. Und die Treibhausgasemissionen entsprechen denen einer halben Millionen Autos.

Neben den Wegwerfbechern aus kaum recycelbarem Polystyrol werden hauptsächlich Papierbecher verwendet. Hierfür kann aber nur wenig Altpapier genutzt werden, da dies Mineralölanteile ins Getränk bringen könnte. Für das Becher-Papier müssen also immer neue Bäume gefällt werden.

Das Environmental Paper Network, ein Netzwerk von 145 Umweltorganisationen aus der ganzen Welt, in dessen Leitungskomitee ARA mitarbeitet, fordert das Ende des Wegwerfbechers und wendet sich damit an Unternehmen, Politik und VerbraucherInnen.

Recycling nicht möglich

Der größte Teil der Becher kann nicht recycelt werden, weil die innen liegende Kunststoffbeschichtung so mit den Fasern verklebt, dass eine Trennung kaum möglich ist. So werden in Deutschland ca. 65.000 Tonnen Papier jedes Jahr alleine für unsere to-go-Getränkebecher verbraucht - und der Konsum ist stark ansteigend. Hinzu kommt der Plastikmüll aus Deckeln, Rührstäben und Plastikmanschetten, so dass Wegwerfbecher inzwischen mehr Müll verursachen als Plastiktüten insgesamt.

Um die Wälder zu entlasten, muss der Papierkonsum künftig erheblich verringert werden. Und Wegwerfprodukte wie die Coffee-to-go-Becher haben in einer zukunftsorientierten und nachhaltigen Gesellschaft einfach keinen Platz mehr.

Es gibt Alternativen

Natürlich gibt es die nachhaltige Alternative: Mehrwegbecher aus Keramik, Edelstahl oder Hartplastik. Nach Forschungen haben selbst die ökologisch ungünstigsten Mehrwegbecher eine bessere Umweltbilanz als die besten Einwegbecher. Durch die Anschaffung eines eigenen Mehrwegbechers kann jedeR dazu beitragen, etwas zu verändern.

Auf Dauer helfen aber nur klare Regelungen. ARA und alle anderen Verbände fordern daher das baldige Ende von Einwegbechern und alternative Mehrwegbechersysteme, die es den VerbraucherInnen leichter machen, nachhaltiger zu konsumieren. Wenn hier freiwillig von Seiten der Anbieter nichts geschieht, werden wir als Umweltverbände den Druck auf den Gesetzgeber erhöhen und Steuern oder Abgaben für Wegwerfprodukte fordern.

Anbieter zeigen erste positive Veränderungen

Anfragen von Umweltverbänden bei den verschiedenen Anbietern und weltweite Aktionen und Aufrufe gegen Wegwerfbecher zeigen erste Wirkungen. Während viele Unternehmen bzw. Geschäfte bis vor Kurzem noch erhebliche Bedenken hatten, aus hygienischen Gründen eigens mitgebrachte Becher zu füllen, sind nun erfreulicherweise immer mehr Anbieter bereit, dies zu erlauben - dabei z.B. die Deutsche Bahn und McDonalds. Letztere planen, in Zukunft für Getränke einen Rabatt von 10 Prozent bei mitgebrachten Bechern zu gewähren. Andere Unternehmen räumen längst höhere Rabatte von bis zu 30 Cent ein und bewerben dies teilweise sogar intensiv. Wichtig bleibt, dass VerbraucherInnen immer wieder bei Anbietern nachfragen und diese so zum Umdenken anregen.

Immer mehr Vorbildprojekte ...

Das Aktionsbündnis "Müllarmes Tübingen" hat den jährlich rund 2,9 Millionen verkauften Einwegbechern in ihrer Stadt den Kampf angesagt. Unter dem Motto "tü go - besser bechern" werden bereits in 13 Tübinger Geschäften für ca. 7 Euro sogenannte KeepCups angeboten - schick designte Mehrwegbecher aus Recyclingkunststoff. Und wer dort seinen Kaffee in einen mitgebrachten Becher füllen lässt, bekommt mindestens 20 Cent Rabatt. Die Stadt folgt damit ihrer Universität, wo dies schon seit 2013 praktiziert wird und das Müllaufkommen auf dem Campus reduziert.

In Berlin wurde mit dem Projekt "Just Swap It" ein Pfandsystem für Mehrwegbecher ins Leben gerufen. Sie müssen nicht gekauft werden, sondern können ausgeliehen werden. So können KundInnen für 4 Euro einen wiederbenutzbaren Becher mitnehmen und ihn in jeder teilnehmenden Filiale zurückgeben. Aktuell läuft die Pilotphase mit fünf Test-Cafés in Berlin Kreuzberg und Neukölln. Damit ist der entspannte und umweltfreundliche Kaffee für unterwegs kein Problem - auch für diejenigen, die sich nicht selbst einen Becher mitnehmen wollen.

Im größeren Stil hat die Stadt Freiburg ein ähnliches System etabliert. Zusammen mit der Abfallwirtschaft initiiert, wurden 5000 Mehrweg "Freiburg Cups" in 15 Cafés verteilt, die für einen Euro Pfandgebühr zu bekommen sind und in allen beteiligten Cafés wieder abgegeben werden können.

Dem gegenüber stehen aber auch besonders schwarze Schafe, sprich Anbieter, die nicht einmal Tassen und Teller für die sitzende Kundschaft anbieten. Empfehlenswert wäre, hier seinen Unmut darüber kund zu tun und seinen Kaffee woanders zu kaufen - damit sich beim so wichtigen Thema Müllvermeidung in Zukunft endlich etwas bewegt.


Infos, Aktionen und Medien aus aller Welt rund um das "Cupifesto" gibt es unter www.environmentalpaper.eu/cupifesto

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Quelle:
ARA Magazin 22, 2016/17, Seite 10 - 11
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Wolfgang Kuhlmann, Jürgen Wolters
Telefon: 0521 / 6 59 43, Fax: 0321 / 213 140 96
E-Mail: ara@araonline.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2017

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