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AKTION/085: Tausende Menschen bei Dorfspaziergang in Lützerath (Alle Dörfer bleiben)


Alle Dörfer bleiben
Pressemitteilung - 08.01.2023

Tausende Menschen bei Dorfspaziergang in Lützerath

- Ziviler Ungehorsam angekündigt
- AnnenMayKantereit spielen an der Grubenkante


Lützerath. Im bedrohten Dorf Lützerath haben sich zur Stunde tausende Menschen versammelt, um mit einem Dorfspaziergang gegen die Abbaggerung des Ortes für Braunkohle zu protestieren. Zu der Veranstaltung hatten Eva Töller und Michael Zobel eingeladen, die bereits mit ihren Waldspaziergängen im Hambacher Forst zur Rettung des Waldes beigetragen hatten. Die Polizei bereitet derzeit gemeinsam mit dem Kohlekonzern RWE die Räumung und den Abriss des Ortes vor, in den nächsten Tagen soll das gesamte Dorf eingezäunt werden. Ein großer Teil der Protestierenden will im Dorf bleiben und sich der Räumung widersetzen. Für die kommenden Tage sind zudem zahlreiche Aktionen zivilen Ungehorsams von außerhalb des Dorfes angekündigt, sowie eine große Demonstration am 14. Januar. Bis morgen ist noch eine legale Anreise nach Lützerath selbst möglich, für die Zeit danach gibt es mit "Unser Aller Camp" eine legale Anlaufstelle im Nachbardorf Keyenberg.

"Ich bin überwältigt und zutiefst gerührt - es sind so viele Leute gekommen, wir können sie gar nicht zählen! Es tut unglaublich gut, den Rückhalt einer riesigen Bewegung zu spüren. Es sind Menschen aus ganz Europa hier und wir bekommen Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Welt. Die Zeiten, in denen Deutschland einfach Dörfer und Wälder für dreckige Braunkohle zerstören konnte, sind vorbei. CDU und Grüne in NRW haben jetzt die Wahl: eine internationale Blamage oder verantwortungsvolle Klimapolitik. Die Wissenschaft sagt klar, dass die Kohle unter Lützerath im Boden bleiben muss," so David Dresen aus dem Nachbardorf Kuckum.

Am Tagebau Garzweiler II will die schwarz-grüne Landesregierung von NRW noch 280 Mio t Kohle fördern lassen. Wissenschaftler*innen warnen, dass mit diesen Plänen die überlebenswichtige 1,5°-Grenze der Erderhitzung nicht einzuhalten sei, zudem sei die Abbaggerung Lützeraths für die Versorgungssicherheit unnötig.

Zu Beginn des Spaziergangs ertönte der Klang einer Muschel, welche eine Delegation von Bewohnern pazifischer Inseln 2017 dem Braunkohle-Widerstand im Rheinland als Zeichen des gemeinsamen Kampfes geschenkt hatte. Im Anschluss an den Spaziergang spielt die bekannte Band AnnenMayKantereit ein Konzert an der Grubenkante. Der TV-Moderator Jan Böhmermann hatte zuletzt ebenfalls zur Teilnahme an den Protesten aufgerufen.

"Sollten CDU und Grüne nicht von ihrem realitätsfernen Kurs abweichen, werden wir uns der Zerstörung mit zivilem Ungehorsam entgegenstellen. Gemeinsam mit Fridays For Future, Ende Gelände, Letzter Generation und vielen mehr rufen wir als Bündnis 'Lützerath Unräumbar!' zu Blockaden der Räumung auf," so Alexandra Brüne von Alle Dörfer Bleiben.

Das Bündnis Lützerath Unräumbar lädt am 12. und 17. Januar zu Aktionstagen auf, um die Räumung Lützeraths zu stören. Für den 14. Januar laden zudem große NGOs wie der BUND, Greenpeace und Campact zu einer Demonstration bei Lützerath ein.

Klimaschützer*innen befürchten eine Kriminalisierung der Proteste. Für Empörung sorgte in diesem Kontext heute die Durchsuchung eines Busses in Hamburg, mit dem rund 50 Menschen zum Dorfspaziergang anreisen wollten. Obwohl der Bus auf dem Weg zu einer angemeldeten Versammlung war, mussten die Insassen ihre Personalien abgeben, die Polizei beschlagnahmte Schals sowie Klettermaterial. Da die Beamten sich für die Maßnahme drei Stunden Zeit ließen, drängt sich der Verdacht auf, dass hier die Teilnahme am Dorfspaziergang verhindert werden sollte.

weitere Informationen:

Hintergrundinformationen zu Lützerath:
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/faq-luetzerath/

Demonstration 14.1.:
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/demo/

Aktionsbündnis Lützerath Unräumbar:
https://luetzerathlebt.info/aktionsbuendnis/

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Quelle:
Alle Dörfer bleiben
Pressemitteilung, 08.01.2023
E-Mail: info@alle-doerfer-bleiben.de
Internet: https://www.alle-doerfer-bleiben.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. Januar 2023

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