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AUTO/306: Eurosolar-Memorandum "Mehr Tempo für Elektromobilität" (EUROSOLAR)


EUROSOLAR - Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien e.V. - Bonn, 30. April 2010

Markteinführungsprogramm statt Versuchsprogramm

EUROSOLAR fordert aktuell wirksamen politischen Anreiz zur Serienproduktion von Elektromobilen


Aus Anlass der zum 3. Mai von Bundeskanzlerin Merkel angekündigten "Nationalen Plattform Elektromobilität" hat Hermann Scheer, Präsident von EUROSOLAR, das Memorandum "Mehr Tempo für Elektromobilität" veröffentlicht.

Die bisherigen, noch auf die Große Koalition zurückgehenden Ansätze der Bundesregierung, bestehen aus zu viel Absichtserklärungen. Scheer: "Da wird noch getestet, was andernorts - von China bis Japan, den USA bis Frankreich - schon im direkten Übergang in die Serienproduktion ist. Es wird aufgeschoben, was jetzt möglich ist. Dadurch besteht die Gefahr, dass die deutsche Automobilproduktion in der wichtigsten Automobilinnovation des Jahrhunderts den Anschluss verliert. Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland, dem Mutterland der Elektrotechnik, dass im Jahr 2009 laut Kraftfahrt-Bundesamt nur 162 Elektromobile zugelassen wurden. Der Markt interessierter Kunden ist bereits jetzt wesentlich größer, aber die deutsche Automobilindustrie kann nicht liefern, weil sie außer Einzelstücken noch nicht produziert."

Der effektivste Start für die Produktionseröffnung sei, wenn die öffentliche Hand sofort zum Käufer von Elektrofahrzeugen bei ihren Neubeschaffungen wird - überall, wo es einen urbanen Bedarf an Dienstfahrzeugen gibt, ob für den Fuhrpark des Bundes, der Länder und der Kommunen. Scheer: "Wenn die 500 Mio. Euro aus dem Bundeshaushalt für vereinzelte regionale Testversuche in Fahrzeugbestellungen von Elektromobilen bei der deutschen Automobilindustrie eingesetzt würde, aufgeteilt in 15.000 Euro Zuschüsse pro Elektromobil für die öffentlichen Besteller, so ergäbe das bereits ein Produktionspotential von über 30.000 Fahrzeugen. Das wäre der Sofortstart in die Serienproduktion und die damit verbundene Kostensenkung für den allgemeinen Markt. Es würde automatisch weitere Aktivitäten der Automobilindustrie auslösen und den privaten Markt zügig erweitern. Dann wäre bereits 2011 das Elektromobil in der Serienproduktion. Sobald die Serienproduktion angelaufen ist und die deutsche Industrie liefern kann, ist der Zeitpunkt gekommen, den privaten Markt mit einer öffentlichen Anreizfinanzierung wie in China oder in Frankreich anzukurbeln. Dann könnte schon innerhalb von drei Jahren die 100.000-Stück-Menge überschritten werden."

Entscheidend für die Einführung der Elektromobilität sind nach Scheers Überzeugung nicht nur die Geschwindigkeit auf dem Weg zum Massenmarkt, sondern auch die Energiequelle. Um die Verbindung mit erneuerbaren Energien herzustellen, sollten die Automobilhersteller eigene Anlagen errichten oder Verträge mit Anlagenbetreibern für Neuinvestitionen zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien abschließen, jeweils in der Größenordnung der von ihnen produzierten Elektromobilflotte. Mehrkosten für Autokäufer seien damit nicht verbunden, weil sich die Anlagen über die garantierten Vergütungen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz selbst finanzierten. Hermann Scheer: "Dieses Modell bietet Vorteile für alle: Die Fahrzeugindustrie kann die Klimaschutzziele erfüllen, die Kunden müssen sich keine Sorgen um die Umweltfreundlichkeit ihrer Fahrzeuge machen und es gibt einen zusätzlichen Wachstumsschub für die erneuerbaren Energien."

Darüber hinaus wird in dem Memorandum vorgeschlagen, Stromtankstellen als Teil des Stromnetzes zu definieren, Elektrofahrzeugen Vorteile im Straßenverkehr einzuräumen und Windkraftanlagen entlang von Autobahnen zu errichten (Seite 33 ff). Scheer erläutert seine Absicht so: "Die vollständige Umstellung unseres Fuhrparks auf erneuerbare Energien ist so rechtzeitig möglich, dass bereits 2020 10 Mio. Elektromobile in Deutschland in Betreib sein könnten. Das aber nur, wenn die Politik mehr von der Industrie abruft als Absichtserklärungen und Demonstrationsprojekte."

Ansprechpartner:
Helmut Lölhöffel,
EUROSOLAR Kommunikation
kommunikation@eurosolar.de


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Quelle:
Pressemitteilung, 30.04.2010
Herausgeber: EUROSOLAR e.V.
Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2010