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ENERGIE/1380: Regenerative Windenergie - Windanlagen auf dem Meer haben Zukunft (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 157 - August/September 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Regenerative Windenergie
Windanlagen auf dem Meer haben Zukunft

Björn Klingspohn


Der Ausbau der alternativen Energien ist unumgänglich. Die Windenergie spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie ist eine der wichtigsten Energien in der Zukunft und birgt nicht so starke Sicherheitsrisiken wie zum Beispiel die Atomkraft. Bei Windkraftwerken entsteht kein Kohlendioxid, wie bei der Verbrennung fossiler Energieträger. Allerdings sind schon viele geeignete Flächen für Windkrafträder ausgenutzt, so dass die Zukunft der Windenergie auf dem Meer liegt. Dort weht der Wind stetiger und kräftiger und kann somit für mehr Energiegewinnung sorgen. Langfristig könnten die Windparks im Meer so viel Strom erzeugen, um den Strombedarf in Deutschland zu decken.


Entwicklung der Windkraft

Es wird weltweit schon sehr viel in sogenannte "Offshore Windanlagen" investiert, denn auf dem Meer ist die Auslastung der Windräder weitaus höher als auf dem Land. Doch es sprechen noch viele andere Gründe für die Offshore Windanlagen. Im Gegensatz zu konventionellen Methoden der Energieerzeugung, zum Beispiel durch Kohle- oder Atomkraftwerke, wo die Energiegewinnung auch Kosten beinhaltet, ist der Rohstoff Wind völlig kostenlos und steht dauerhaft zur Verfügung. Dieser Vorteil ist vor allem für rohstoffarme Länder wie Deutschland sehr entscheidend, denn so steigt die Unabhängigkeit von rohstoffreichen Ländern und die Abhängigkeit vom Weltmarkt wird geringer.

Auch die Investitionskosten rentieren sich schnell und Gewinne stellen sich ein. Windräder können sicher betrieben werden, und sie erzeugen auch keine schädlichen Emissionen. Im Gegensatz dazu weisen konventionelle Methoden, die Strom erzeugen, hohe Sicherheitsrisiken auf und verursachen umweltschädliche Emissionen. Keine Form der Energiegewinnung braucht so wenig Platz wie die Windenergie. Die verbrauchte Fläche liegt bei unter einem Prozent der für Windanlagen ausgewiesenen Flächen. Windräder verursachen Geräusche und können das Landschaftsbild stören, Faktoren, die auf dem Meer keine Rolle spielen.

In Deutschland entwickelt sich die Windenergie stetig nach oben. Dem Nord- und Ostseeraum wird bei der Entwicklung von "Offshore Windanlagen" vorrausichtlich eine zentrale Rolle zukommen. Durch optimale Gewässertiefe und die Nähe zu großen Ballungszentren sind Nord- und Ostsee sehr gut für diese Energieform geeignet. Zusätzlich gilt die Nordsee als ein Gewässer, wo es nie windstill ist, das heißt, der Wind bläst zu 90 Prozent mindestens mit vier Metern pro Sekunde. Es lässt sich also dort ideal Strom von Windenergieanlagen in das Stromnetz einspeisen.

Über mögliche negative Auswirkungen der Windenergie wird schon seit einigen Jahren diskutiert. Besonders die Vögel stehen dabei im Fokus. An Land wurde ein massiver Vogelschlag befürchtet, doch bisher konnten diese Befürchtungen widerlegt werden. Bei einigen Vogelarten treten aber Verhaltensstörungen auf, die auf eine Scheuwirkung der Anlagen deutet. So halten Vögel nach dem Bau eines Windparks beim Brüten größere Distanzen ein. Nach einiger Zeit lässt sich jedoch erkennen, dass ein Gewöhnungseffekt bei den Vögeln auftritt und anschließend kaum noch Veränderungen zu bemerken sind. Zugvögel fliegen um oder über die Anlagen, so dass der befürchtete Vogelschlag ausbleibt.

Im Wattenmeer, wo Windanlagen gebaut werden, wird auf die Natur Rücksicht genommen. Vor der Nordseeküste befinden sich Nationalparks, aber diese werden ausreichend geschützt. So können die Windanlagen nicht vor dem Deich gebaut werden, sondern müssen weit vor den Inselketten von Sylt bis Borkum gebaut werden. Das "Erneuerbare Energien Gesetz" unterstützt auch diese Entwicklung. Demnach wird der Strom aus Windparks nur vergütet, wenn sie außerhalb von Vogel- und Naturschutzgebieten liegen.

Die meisten deutschen Projekte werden in Wassertiefen von 20 bis 40 Metern errichtet und in 30 Kilometer Entfernung zur Küste geplant. Außer dem Naturschutz ist auch das Übungsgebiet der Marine ein weiter Grund für den relativ weiten Abstand zur Küste und die Windanlagen sind vom Festland aus auch nicht sofort sichtbar.


Förderung der Windanlagen

Es spricht aber trotz der Diskussionen über Netzausbau, Windflauten und technischen Herausforderungen, sehr viel für die Windenergie. Preise für fossile Brennstoffe wie Erdöl und Gas steigen. Die Preise für Windenenergie bleiben konstant. An den Küsten der windreichen Küsten von Schottland und Marokko liegen die Kosten des Windstroms bei 4,5 Cent pro Kilowattstunde. Selbst kleine Inseln wollen schon Windparks bauen, um sich so selbst zu versorgen. So verbreitet sich die Windenergie in den nächsten Jahren über die ganze Welt.

Doch entscheidend für den Erfolg der Windindustrie und die starke Zunahme der Windenergienutzung in Deutschland ist das "Erneuerbare Energien Gesetz", welches seit dem Jahr 2000 besteht. Es unterstützt die Förderung von erneuerbaren Energien. Bei diesem Gesetz gelten für den Strom von Windanlagen im Meer spezielle Vergütungssätze. Für die Anfangsjahre sind erhöhte Vergütungssätze vorgesehen, um eine frühere Förderung der Windanlagen zu unterstützen.

Genau wie bei Windanlagen an Land setzt die Bundesregierung für die Entwicklung der "Offshore Windanlagen" auf Initiativen von privaten Unternehmen. Das hat in den letzten Jahren auch für einen schnellen Ausbau der Windenergieleistung an Land gesorgt und könnte sich somit auch bei Anlagen im Wasser bewähren.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) möchte mit Hilfe von Bürgschaften bis Ende 2011 feste Investitionsentscheidungen für zehn Windparks in Nord- und Ostsee erreichen. Er will die Windkraft stärker als bisher fördern und Investitionen in Windkraftanlagen auf See und auf dem Land erleichtern. Der Minister verwies zudem auf das Ziel, in zehn Jahren 10.000 Megawatt und in zwanzig Jahren mehr als 25.000 Megawatt Strom mit "Offshore Windenergieanlagen" zu produzieren. Der Umweltminister äußerte die Erwartung, dass bis 2050 in Deutschland eine vollständige Stromversorgung durch erneuerbare Energien (Wind, Sonne, Wasser, Biogas) erreicht werden kann.

Dies wäre eine sehr positive Entwicklung und langfristig könnte es Wirklichkeit werden, dass nur noch in erneuerbare Energien investiert wird. Denn Atomkraftwerke sind nun wirklich nicht die Zukunft.

www.offshore-wind.de
www.dena.de


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 157, August/September 2010, S. 3
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2010