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EUROPA/627: Auch weiterhin kein schnelles Handeln gegen Hormongifte (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 08.11.2018 / Chemie & Nanotechnologie

Auch weiterhin kein schnelles Handeln gegen Hormongifte


Ein am Mittwoch vorgestellter Plan der EU-Kommission für eine Strategie gegen hormonell wirksame Stoffe lässt ambitioniertes Vorgehen für die Gesundheit von Mensch und Umwelt vermissen.

Die Kommission kündigte in ihrer lange erwarteten Mitteilung eine 'umfassende Überprüfung' der geltenden Rechtsvorschriften über endokrine Disruptoren (EDCs) an. Die wichtigsten Ziele der EDC-Strategie bestünden darin, die Gesamtexposition zu minimieren, eine umfassende Forschungsgrundlage aufzubauen und einen aktiven Dialog zwischen allen Beteiligten zu fördern. Der gesetzliche Umgang mit den Stoffen solle weiterhin auf dem Vorsorgeprinzip beruhen.

Während sie diese Ziele und auch den Vorschlag der Kommission unterstützen, ein internationales Vorgehen gegen EDCs zu stärken, fehlen zivilgesellschaftlichen Organisationen konkrete Maßnahmen in dem Papier. Das Bündnis ECD Free Europe aus 70 europäischen Verbänden hatte im Mai einen Forderungskatalog für eine europäische Strategie für Hormongifte vorgestellt. Eine der zentralsten Forderungen - ein konkreter Aktionsplan - sind in der Strategie der Kommission nicht zu finden. Génon Jensen, Sprecherin des Bündnisses, erklärte: "Nach fast einem Jahrzehnt der Untätigkeit hat die Europäische Kommission es weiterhin versäumt, das Leben von Millionen von EU-Bürgern deutlich zu verbessern und offensichtliche Gesetzeslücken wie bei Kosmetika, Spielzeug und Lebensmittelverpackungen oder in Bezug auf giftige recycelte EDCs zu schließen." Sie forderte das EU-Parlament und den Rat der EU auf, sich für eine ehrgeizigere Strategie gegen Hormongifte einzusetzen. Mitglieder des EDC Free Europe Bündnisses sind unter anderem das Europäische Umweltbüro, Greenpeace und der BUND.

Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr angekündigt, eine Strategie für den Umgang mit chemischen Stoffen zu erstellen, die sich auf das Hormonsystem von Menschen und Tieren auswirken. Auch im 7. Umweltaktionsprogramm ist festgelegt, dass die EU sich mit der Regulierung von EDCs befassen muss. Im Mai verabschiedete die Kommission zum ersten Mal Kriterien für EDCs in Pestiziden und Bioziden, die im Januar in Kraft treten (siehe EU-Umweltnews vom 08.05. [1]). [km]



Pressemitteilung der EU-Kommission
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6287_de.htm

Mitteilung der Kommission über eine EDC-Strategie
http://europa.eu/rapid/press-release_IP-18-6287_de.htm

Pressemitteilung EDC Free Europe
http://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2018/EN/COM-2018-734-F1-EN-MAIN-PART-1.PDF

Forderungen von EDC Free Europe für eine EDC-freie Umwelt
https://www.edc-free-europe.org/articles/position-paper/eight-demands-edc-strategy

[1] https://www.dnr.de/eu-koordination/eu-umweltnews/2018-chemie-nanotechnologie/keine-einwaende-gegen-kriterien-fuer-hormongifte/

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Quelle:
EU-News, 08.11.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2018

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