Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INDUSTRIE


EUROPA/660: Pläne gegen Mikroplastik (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.

EU-News - 3. Mai 2023

Pläne gegen Mikroplastik


Parallel zu einer Ausschusssitzung im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH hat die EU-Kommission Ende April vorgeschlagen, Mikroplastik in deren Anhang XVII aufzunehmen und stärker zu reglementieren. Sechs EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, fordern gemeinsame Maßnahmen gegen Plastikverschmutzung.

Absichtlich zugesetztes Mikroplastik in Verbrauchsprodukten wie Waschmittel und Kosmetika sollen beschränkt werden, hat die EU-Kommission in einem Durchführungsrechtsakt [1] vorgeschlagen. In einer Erklärung hatten Dänemark, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande und Norwegen das Ziel der EU-Kommission unterstützt, die Verschmutzung der Umwelt durch Mikroplastik bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren, berichtete der Informationsdienst Euractiv, dem die Erklärung vorlag. Dieses Ziel müsse durch ein zweckmäßiges Gesetz und konkrete Maßnahmen untermauert werden. Die Verschmutzung durch Mikroplastik sei außerdem eine grenzüberschreitende Herausforderung, das EU-Gesetz müsse also auch dem 2022 geplanten UN-Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung [2] entsprechen, zitiert Euractiv die Ländererklärung.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius beglückwünschte die Mitgliedstaaten, die für eine solche Einschränkung sind. Er twitterte [3], dass der vorgeschlagene Durchführungsrechtsakt 42.000 Tonnen Mikroplastik pro Jahr vermeiden würde, was über 20 Jahre einer Menge von etwa 500.000 Tonnen entspreche.

Mikroplastik ist ein zunehmendes Problem in der Umwelt und besonders in den Gewässern und Meeren. Es handelt sich um feste, nicht lösliche und nicht biologisch abbaubare synthetische Polymere in einem Größenbereich von weniger als 5 Millimetern bis 1.000 Nanometer. Primäres Mikroplastik wird beispielsweise in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie eingesetzt oder entsteht während der Nutzung (Abrieb von Autoreifen, Fasern aus synthetischen Textilien beim Waschvorgang). Sekundäres Mikroplastik entsteht bei dem Zerfall größerer Kunststoffteile im Verwitterungsprozess durch Wellenbewegung und Sonneneinstrahlung. Je kleiner die Partikel, desto wahrscheinlicher die Aufnahme in Organismen, wo sie zu Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen, toxikologischen Auswirkungen und inneren Verletzungen führen können. Auch in den Böden reichert sich immer mehr Mikroplastik an (UBA/KBU-Position [4]).

Das deutsche Bundeskabinett hatte im November 2022 ein Gesetz zum Aufbau eines Einwegkunststofffonds beschlossen [5], so dass Hersteller von Einwegplastik sich künftig an den Kosten für Abfallbeseitigung in Parks und Straßen beteiligen müssen. Umweltverbände plädieren dagegen auf Vermeidung. Der BUND hat eine App entwickelt, damit Verbraucher*innen Kosmetikprodukte scannen und auf giftige Inhaltsstoffe prüfen können: ToxFox [6]. [jg]

Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung von REACH (Anhang XVII)
https://ec.europa.eu/transparency/comitology-register/screen/documents/083921/6/consult?lang=de
sowie Agenda der Ausschusssitzung
https://ec.europa.eu/transparency/comitology-register/screen/meetings/CMTD%282023%29601/consult?lang=en

Euractiv: Sechs Länder fordern ehrgeizigere Maßnahmen gegen Mikroplastik
https://www.euractiv.de/section/energie-und-umwelt/news/sechs-laender-fordern-ehrgeizigere-massnahmen-gegen-mikroplastik/

Hintergrundseiten zum Thema Mikroplastik:

BUND
https://www.bund.net/meere/mikroplastik/

NABU
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/kunststoffe-und-bioplastik/25222.html

DUH
https://www.duh.de/plastik-im-meer/

Links:
[1] https://ec.europa.eu/transparency/comitology-register/screen/documents/083921/6/consult?lang=de
[2] https://www.unep.org/news-and-stories/press-release/historic-day-campaign-beat-plastic-pollution-nations-commit-develop
[3] https://twitter.com/VSinkevicius/status/1651308618212409346
[4] https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/weitere-herausforderungen-im-bodenschutz
[5] https://www.bmuv.de/pressemitteilung/plastikverschmutzung-hat-kuenftig-ihren-preis
[6] https://www.bund.net/themen/chemie/toxfox/

*

Quelle:
EU-News, 03.05.2023
Deutscher Naturschutzring
Dachverband der deutschen Natur-, Tier-
und Umweltschutzverbände e.V. (DNR) e.V.
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin-Mitte
Tel.: 030/6781775-70, Fax: 030/6781775-80
E-Mail: info@dnr.de
Internet: www.dnr.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 5. Mai 2023

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang