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AFRIKA/005: Côte d'Ivoire - Mit Sesam auf den Markt, im Norden lohnt sich kommerzieller Anbau (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. August 2010

Côte d'Ivoire: Mit Sesam auf den Markt - Im Norden lohnt sich der kommerzielle Anbau

Von Fulgence Zamblé


Abidjan, 18. August (IPS) - Der kommerzielle Anbau von Sesam erschließt Bauern im Norden von Côte d'Ivoire eine neue viel versprechende Einkommensquelle. Im gesamten Norden des westafrikanischen Landes wurden in der Erntesaison 2008/2009 nach inoffiziellen Angaben 5.000 Tonnen Sesam eingefahren.

Im Nordwestbezirk Touba steht die lokale Nichtregierungsorganisation 'Yéya' ('Hoffnung') inzwischen in 167 Dörfern 1.670 Bauern zur Seite, die Sesam anbauen. Ihr Vorsitzender Mianman Koné hat bereits den profitablen Absatz auf dem Weltmarkt im Blick. "Wir wissen, dass Sesam in China ganz besonders geschätzt wird. Dort werden jährlich 700.000 Tonnen konsumiert. Und in Europa verwendet man Sesamöl in der Pharma- und Kosmetikindustrie sowie als Speiseöl", erklärte er.

Vor Ort, auf dem Markt von Touba, können sich Bauern, die Sesam im Angebot haben, über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. Sie kennen den Wert der öl- und mineralreichen Körner und sind auf der Hut, wenn Aufkäufer sie über den Tisch ziehen wollen.

Auch der 38-jährige Bauer M'fa Bamba kann sich mit einem interessierten Zwischenhändler nicht über den Preis einigen. "Er hat mir für meine Sesamernte von 875 Kilogramm 218.750 CFA (umgerechnet knapp 438 US-Dollar) geboten. Wenn er aber nicht auf meinen Preis von umgerechnet 480 Dollar eingeht, wird nichts aus dem Handel", erklärt er IPS. "Dann gehe ich zurück nach Hause und warte auf ein besseres Angebot." Ob Bamba dieses Risiko tatsächlich eingeht, ist noch nicht ausgemacht, denn er möchte seinen Sesam so schnell wie möglich verkaufen.

Bislang hatte Bamba Reis und Baumwolle angebaut. Seit drei Jahren ergänzt er seine Produktion um Sesam. "Eigentlich überlässt man die Sesampflanzen den Frauen. Dass es sich lohnt, Sesam auch kommerziell anbauen, war hier lange weithin unbekannt", berichtete er. "Inzwischen wächst das Interesse, denn die Erträge sind bemerkenswert."

2008 hatte Bamba auf rund 1,5 Hektar Land 650 Kilo Sesam geerntet und dafür umgerechnet 360 Dollar erhalten. Ein Jahr später betrug seine Sesamernte auf gleicher Fläche 725 Kilo, die er für knapp 400 Dollar verkaufte. "Die Erträge werden von Jahr zu Jahr größer, zumal ich die Anbaufläche für Sesam auf fünf Hektar vergrößert habe", erklärte er.


Betrügerische Zwischenhändler unterwegs

Auch die Bäuerin Nafissatou Koné hat den kommerziellen Sesamanbau entdeckt. "Früher habe ich nur ein paar Sesamsträucher zwischen Mais und Yams gepflanzt. Jetzt bewirtschaftete ich ein halbes Hektar großes Sesamfeld", berichtete sie. Mit der diesjährigen Ernte von 350 Kilo ist sie zufrieden. Ihre mit Sesamkörnern gefüllten Säcke will Koné auf dem Markt verkaufen und nach einem interessanten Angebot sowie einem vertrauenswürdigen Käufer suchen.

"Mit Sesam muss man sorgsam umgehen, denn sein Anbau ist für die Region und für den gesamten Norden wichtig", meinte sie und klagte über die vielen betrügerischen Zwischenhändler, die den Bauern viel zu niedrige Preise anbieten.

Dieser Kritik schließt sich auch Yéya-Sprecher Koné an. Seine Organisation ist dabei, im Bezirk Touba und darüber hinaus im ganzen Norden ein Informations- und Organisationsnetzwerk aufzubauen, das sich für den Sesamanbau engagiert. "Seine Bedeutung wurde bislang unterschätzt", stellte er fest. Nach Angaben landwirtschaftlicher Kooperativen brachten die 2008-2009 geernteten 5.000 Tonne Sesam den Erzeugern und Genossenschaften einen Erlös von 2.750 Dollar ein.

Nach der Ernte werden die Sesambüsche getrocknet und gedroschen. Anschließend tauchen in den Dörfern Zwischenhändler, so genannte 'Pisteurs' ('Fährtensucher') auf, die die Körner aufkaufen, um sie in an Großhändler der Stadt weiter zu verkaufen.

Yéya versorgt die Bauern mit Sesam-Saatgut, damit sie die viel versprechende Kulturpflanze großflächig (auf zwei bis fünf Hektar) anbauen. "Unser Ziel ist es, die Sesamproduktion anzukurbeln und den Anbau auf ganz Côte d'Ivoire auszudehnen, um den Weltmarkt beliefern zu können", erklärte er. Um dies zu erreichen will seine Organisation in den nächsten Jahren den Sesamertrag pro Hektar von 400 auf 800 Kilo steigern.


Den Weltmarkt fest im Blick

"Zurzeit wird Sesam auf dem Weltmarkt mit 1.400 bis 1.500 Dollar pro Tonne gehandelt" berichtete Koné. "Wenn es uns gelingt, die Produktion auf über 10.000 Tonnen zu verdoppeln, liegen wir zwar hinter Burkina Faso oder Senegal, (jeweils rund 25.000 t), können aber unseren Bauern immer noch einen hervorragenden Verkaufspreis anbieten", betonte er.

Die ivorischen Regierungsbehörden kümmern sich bislang kaum um den Sesamanbau. Die für ländliche Entwicklung und Betreuung zuständige Agentur beschränkt sie auf einfache Ratschläge für Bauern.

"Dabei ist der Sesamanbau bei niedrigen Produktionskosten einfach", erklärte der Agronom Frédéric Koffi aus der ivorischen Wirtschaftsmetropole Abidjan. "Nach der Aussaat brauchen die Felder wenig Pflege, und nach jeweils drei Monaten kann man mehrmals pro Jahr ernten."

Zudem leisteten Sesampflanzen einen Beitrag zur Bekämpfung der Bodenerosion", betonte Koné. "Als ausgezeichnete Düngepflanze kommt sie ohne zusätzlichen Mineraldünger aus und ist ertragreicher als Alternativen wie Reis oder Mais." (Ende/IPS/mp/2010)


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http://ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6039

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2010