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AFRIKA/009: Kenia auf der Suche nach Regeln im Umgang mit Elektroschrott (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. September 2010

Kenia: Auf der Suche nach Regeln im Umgang mit Elektroschrott

Von Jerome Mwanda


Nairobi, 13. September (IPS/IDN*) - Kenia könnte das erste ostafrikanische Land werden, das die Entsorgung von Elektroschrott gesetzlich regelt. Das Vorhaben war Thema eines jüngsten Workshops in der Hauptstadt Nairobi, an dem die Regierung, das UN-Umweltprogramm (UNEP), die Telekommunikationsindustrie und der Software-Riese Microsoft teilnahmen.

Die Nachfrage nach elektrischen Geräten wie Computern, Druckern, Mobiltelefonen, Kühlschränken und Fernsehern steigt in vielen Entwicklungsländern, auch in Kenia, kontinuierlich an. Weil die Elektronikindustrie zudem immer hochwertigere Produkte auf den Markt wirft, werden ältere Geräte, vor allem Computer und Mobiltelefone, immer früher ausrangiert.

Somit wächst auch die Menge an Elektroschrott rapide an. Weltweit werden jedes Jahr rund 40 Millionen Tonnen mehr Elektrogeräte als im Vorjahr ausgemustert. Einer Studie des Kenianischen Netzwerks für Informations- und Kommunikationstechnologie zufolge fallen in dem ostafrikanischen Land pro Jahr rund 3.000 Tonnen Altgeräte an - Tendenz steigend. Doch dieser Schrott wird bisher unsachgemäß entsorgt.

"Wie die meisten afrikanischen Länder hat Kenia keine politische Strategie, um mit Elektroschrott sinnvoll umzugehen", sagte Mark Matunga von Microsoft auf dem UNEP-Workshop am 7. September. Die elektronischen Geräte enthalten Schwermetalle, die gesundheits- und umweltschädlich sind, werden sie nicht sachgemäß entsorgt oder wiederverwertet.


Elektroschrott aus Industrieländern

Auf dem Workshop, an dem auch Vertreter der Nationalen Umweltmanagementbehörde (NEMA) teilnahmen, ging es um die Suche nach Wegen, den Umgang mit Elektroschrott in Einklang mit der Baseler Konvention zu bringen. Unter dem Dach der UNEP zielt die Konventin in erster Linie darauf ab, den grenzüberschreitenden Handel mit Elektroschrott einzudämmen.

Im Rahmen der Baseler Konvention wird zurzeit eine möglichst genaue Bestandsaufnahme der Menge des Elektroschrotts in Afrika durchgeführt. Auch Abfallmanagement-Systeme sollen entwickelt werden.

Die Mehrzahl der weltweit genutzten elektrischen Geräte ist in den Industrieländern im Gebrauch. Diese überführen die ausgemusterten Altgeräte allerdings häufig in Entwicklungsländer. Die größten Einfuhrländer sind hier China, Indien und Pakistan.

Der Kampagne 'PC Global' der deutschen Nichtregierungsorganisation WEED zufolge ist es verboten, Geräte, die nicht wiederverwertbar sind, in Entwicklungsländern abzuwracken. Nur ein Viertel der in diese Länder verschifften Geräte ist noch funktionstüchtig und der Handel folglich illegal.

In den Entwicklungsländern landen den Angaben zufolge die kaputten Geräte direkt auf offenen Mülldeponien und werden verbrannt. In den wenigen Fällen, in denen sie recycelt werden, geschieht dies oft mit Hammer und Bunsenbrenner unter freiem Himmel. Auf diese Weise gelangen Schwermetalle in die Luft. Die Arbeiter atmen die giftigen Gifte direkt ein.


Recycling heißt wirtschaftlicher Nutzen

Die UNEP veröffentlichte bereits im Februar dieses Jahres eine Studie zu Elektroschrott in Kenia und weiteren zehn Entwicklungsländern. Der Studie zufolge enhalten Elektrogeräte auch Metalle wie Aluminium, Kupfer und Gold, die sehr wertvoll sind und deren Aufbereitung Sinn machen würde.

"Wenn wir den Elektroschrott nicht nur loswerden, sondern auch einen wirtschaftlichen Nutzen aus ihm ziehen wollen, müssen wir mehr Elektrogeräte wiederverwerten und die Metalle, die in ihnen verbaut sind, wiederverwerten. Dazu brauchen wir ein sicheres Abfallmanagement-System", sagte Angela Cropper, stellvertretende Exekutivdirektorin der UNEP.

Schließlich könne damit auch ein Beitrag zu den UN-Milenniumszielen (MDGs) geleistet werden, die unter anderem die Halbierung der Armut bis 2015 und die Sicherung er ökologischen Nachhaltigkeit vorsehen. "Wenn wir sinnvoll recyceln, nutzt das auch dem Klima - und wir können in Richtung grünes Wachstum gehen", sagte Cropper. (Ende/IPS/jt/2010)

* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte Informations- und Analysendienst IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland.


Links:

http://www.unep.org

http://www.basel.int/

http://pcglobal.org

http://www.indepthnews.net/news/news.php?key1=2010-09-
07%2023:24:19&key2=1

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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2010