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AFRIKA/034: Bildungsprojekt zu Chancen und Risiken von Energiepflanzen in Mosambik (ARA Magazin)


ARA Magazin 1/10 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Volle Tanks - Leere Teller?

Ein Gemeinschaftsprojekt von ARA und KKM


Chancen und Risiken von nachwachsenden Energierohstoffen in Nord und Süd am Beispiel Mosambiks zu analysieren, diese mit Umwelt- und EntwicklungsexpertInnen kritisch zu diskutieren und anhand der Ergebnisse handlungsorientierte Bildungsmaterialien zu entwickeln war das Hauptziel eines gemeinsamen Projektes von ARA und KKM (Koordinierungskreis Mosambik), das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung gefördert wurde.

Mosambik gilt als ein Land mit hohen Potentialen hinsichtlich des Anbaus von Energiepflanzen. Immer mehr Investoren sind dabei, sich große Flächen von Land zu sichern - allein im Jahr 2007 wurden Lizenzen für die Erschließung von 5 Mio. Hektar Land beantragt. Mit Geldern der Weltbank wurde daraufhin eine eher umstrittene "Nationale AgrartreibstoffStrategie" erarbeitet. Die Landvergabe und die Flächenkonkurrenz zwischen dem Anbau von Nahrungsmitteln und dem Anbau von Energiepflanzen brachten bereits eine Reihe von Konflikten mit sich.

Gleichzeitig erhofft sich die mosambikanische Regierung durch den Export von Biomasse oder die eigene Produktion von Agrartreibstoffen Einkommen und eine höhere Unabhängigkeit von teuren Ölkraftstoffimporten. Auch für die ärmere Bevölkerung könnte der Anbau von Energiepflanzen eine Chance darstellen, denn ein zuverlässiger Energiezugang ist eine wesentliche Voraussetzung zur Armutsbekämpfung und die Entwicklung ärmerer Regionen. Denn das Stromnetz in Mosambik ist bisher schwach ausgebaut: Keine sechs Prozent der Bevölkerung verfügt über einen Stromzugang, und die Mehrheit davon lebt in der Hauptstadt Maputo. Deshalb bieten dezentrale Energieversorgungsprojekte mit Öl aus Energiepflanzen, wie z.B. Jatropha, ein enormes Potential, um eine autarke, nachhaltige und ökonomische Stromversorgung zu gewährleisten.

Fachgespräch mit ExpertInnen

Im Rahmen des Projektes fand ein Fachgespräch zu "Chancen und Risiken für die Produktion und Nutzung von nachwachsenden Energierohstoffen in Nord und Süd am Beispiel Mosambik" statt. Anhand der Vorrecherchen wurden dazu gezielt VertreterInnen von umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen, aus der Wirtschaft, der langjährigen Solidaritäts- bzw. Partnerschaftsarbeit mit Mosambik und der Umweltorganisation Amigos da Floresta aus Mosambik eingeladen. Die ExpertInnen, die unterschiedliche Bereiche und Sichtweisen vertraten, beleuchteten und diskutierten die Folgen des verstärkten Energiepflanzenanbaus in Mosambik anhand konkreter Projekte und Untersuchungen.

MultiplikatorInnen-Seminar

Das zweitägige Seminar "Zwischen Tank und Teller - Chancen und Risiken von Energiepflanzen in Mosambik" wurde mit großer Resonanz in Bielefeld durchgeführt. Fast 60 MultiplikatorInnen aus umwelt- und entwicklungspolitischer Bildungs- und Solidaritätsarbeit diskutierten lange und engagiert mit ExpertInnen, JournalistInnen und einem NROVertreter aus Mosambik zum Thema nachwachsende Energierohstoffe. Am zweiten Tag fanden drei verschiedene Workshops statt, in denen die TeilnehmerInnen das Thema ihren eigenen Wirkungszusammenhängen entsprechend vertiefen konnten. Am dritten Tag endete die Veranstaltung mit einer spannenden Podiumsdiskussion.

Die gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse der beiden Veranstaltungen wurden in dem Dossier "Zwischen Hoffnung und Wirklichkeit - Agrartreibstoffe in der Diskussion" zusammen gestellt und veröffentlicht.

Schulpartnerschaftswerkstatt

An der Schulpartnerschaftswerkstatt "Der Hunger fährt mit bei Agrosprit" nahmen 40 SchülerInnen und 10 LehrerInnen teil. Auf der zweitägigen erlebnis- und handlungsorientierten Veranstaltung beschäftigen sich die TeilnehmerInnen aus besonders engagierten Schulen (die z.B. Schulpartnerschaften mit Mosambik oder anderen Entwicklungsländern unterhalten und aus Agenda21-Schulen) intensiv mit dem Thema nachwachsende Energierohstoffe und den damit verbundenen Chancen und Risiken für ein Land wie Mosambik. Das vorher erarbeitete Veranstaltungskonzept wurde hier erprobt und anhand der kritischen Resonanz von SchülerInnen und LehrerInnen weiter entwickelt.

Materialien für Bildung und Unterricht

Das Konzept und die Inhalte der Schulpartnerschaftwerkstatt, aber auch die Erfahrungen und Ergebnisse aus dem Multiplikatorenseminar und dem Fachgespräch, werden zur Zeit für Bildungsmaterialien zum Thema Agrartreibstoffe zusammen gefasst und aufbereitet. Damit sollen LehrerInnen, aber auch MultiplikatorInnen der außerschulischen entwicklungspolitischen Bildungsarbeit, im Bereich Globales Lernen eine methodisch und didaktisch qualifizierte Handreichung für die Vermittlung des Themas erhalten. Die handlungsorientierte Broschüre, die verschiedene Bausteine für Unterricht in den Klassen 9-12 enthält, wird im November erscheinen und ist bei ARA erhältlich.

Eine ausleihbare Multimedia-MaterialienKiste mit Roll-ups, Filmen, Fotos, Spielen, Aktionsmaterialien etc. wird das Thema besonders anschaulich ergänzen.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Experimente im Naturkundemuseum Bielefeld machten Themen wie Treibhauseffekt und Energieeinsparpotentiale lebendig und anschaulich.
Unter der Leitung eines mosambikanischen Künstlers wurden "spritfreie" Autos aus Draht und Dosen hergestellt. Damit spielen auch Kinder in Mosambik.

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Quelle:
ARA Magazin 1/10
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Monika Nolle, Tabea Behnisch
Telefon: 0521/6 59 43, Fax: 0521/6 49 75
E-Mail: ara@araonline.de
Internet: www.araonline.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Dezember 2010