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ARTENRAUB/080: Nashorn im Fadenkreuz der Wilderei - Weltnashorntag am 22. September (WWF)


WWF Presse-Newsletter - 21.09.2012

Nashorn im Fadenkreuz der Wilderei

Am 22. September ist Weltnashorntag - Artenmafia und Aberglauben bedrohen Dickhäuter



Berlin - Vor dem Weltnashorntag am 22. September weist die Naturschutzorganisation WWF auf das dramatische Schicksal der charismatischen Tiere hin: Zwei der drei asiatischen Nashornarten stehen kurz vor der Ausrottung. Das Java-Nashorn zählt zu den 100 am meisten bedrohten Arten weltweit. In Afrika, wo andere Unterarten leben, ist die Nashorn-Wilderei zwischen 2007 und 2012 um 3.000 Prozent angestiegen. Auch die Ranger, die zum Schutz der Tiere in Nationalparks unterwegs sind, begeben sich bei ihrem Job in tödliche Gefahr, denn die Wilderer sind militärisch ausgerüstet und skrupellos. "Wenn die Menschheit so weitermacht, werden unsere Enkel Nashörner nur noch aus dem Zoo oder dem Bilderbuch kennen", sagte Susanne Gotthard, Asien-Referentin des WWF Deutschland. Der WWF ruft daher die Regierungen der Nashornländer zu verstärktem Schutz vor Wilderei, illegalem Nashornhandel und vor der Zerstörung der Lebensräume auf.

Die Begierde nach Rhinozeros-Hörnern erklärt sich mit dem Wirtschaftsboom in einigen asiatischen Staaten. Verwendet wird das aus dem Horn gewonnene Pulver traditionell zu medizinischen Zwecken. Die Palette der Leiden, gegen die es angeblich hilft, reicht von Fieber und Kopfschmerzen bis hin zu Masern und Epilepsie. Auch als Heilmittel gegen Krebs wird es propagiert, seit ein vietnamesisches Regierungsmitglied im Jahr 2007 durch Konsum von Nashornpulver genesen sein soll. Seitdem kennt die Nachfrage keine Grenzen, sogar Angehörige der Vietnamesischen Botschaft waren in Südafrika in die Nashorn-Wilderei verstrickt. Dabei besteht das Horn aus dem gleichen Material wie etwa Pferdehufe oder menschliche Fingernägel. Keine Studie hat bisher irgendeine medizinische Wirkung nachweisen können. Doch die Preise, die für Rhinozeros-Horn gezahlt werden liegen inzwischen über denen von Gold.

In Asien ist nur in Nepal der Bestand derzeit stabil. Das Annamiten-Nashorn, eine Unterart des Java-Nashorns in Vietnam, ist vor zwei Jahren völlig ausgestorben - ebenso das westliche Spitzmaulnashorn in Kamerun. Der indonesische Präsident erklärte das Jahr 2012 zum internationalen Jahr des Nashorns und kündigte strengere Maßnahmen in seinem Land an. Die letzten Nashörner auf den indonesischen Inseln Java und Sumatra gehören heute zu den am meisten gefährdeten Arten der Welt. Vom Java-Nashorn leben nicht einmal mehr 50 Exemplare in einem einzigen Nationalpark. Krankheiten, Vulkanausbrüche oder ein Tsunami können den Bestand ernsthaft gefährden. Weniger als 200 Sumatra-Nashörner sind noch in Sumatra und Borneo zu finden. Neben Lebensraumverlust und Wilderei ist die abnehmende Populationsgröße eine große Gefahr für den Fortbestand der Art, wenn sich die Tiere nicht schnell genug fortpflanzen.

In Afrika leben noch ca. 25.000 Tiere in der Wildnis. Bisher nimmt die Population noch zu, aber wenn die Wilderei weiter so steigt, wird sich das in wenigen Jahren umkehren. In Südafrika wurden bis September bereits 381 Tiere gewildert - während es 2007 nur 13 Tiere insgesamt waren.

Auch in Deutschland schlagen die Täter zu. So wurden vergangene Woche zwei Briten des schweren gemeinschaftlichen Bandendiebstahls schuldig gesprochen, die Rhinozeros-Hörner im Februar dieses Jahres aus dem Offenburger Museum gestohlen hatten. Sie gehören anscheinend zu einem weltweit operierenden Netzwerk von Nashornhändlern, das aus England und Irland gesteuert wird. "Dieser gefährliche Aberglaube an die Heilwirkung von Rhinozeros-Hörnern torpediert die langjährigen Anstrengungen im Naturschutz", warnt Brit Reichelt-Zolho, Afrika-Referentin. Erst im August präsentierte TRAFFIC, das gemeinsame Artenschutzprogramm von WWF und Weltnaturschutzunion IUCN, die den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten aus der Wildnis überwacht, einen neuen Report zum illegalen Nashornhandel. Der WWF und TRAFFIC haben nun eine international Kampagne gegen den Handel mit Rhinozeros-Hörnern, Elefantenelfenbein und Tigerteilen gestartet. Ziel der Kampagne ist die Verschärfung der Gesetze, des Gesetzesvollzugs, effektivere Abschreckung der Wilderer und Händler sowie Maßnahmen um die Nachfrage zu vermindern.

Das Geschäft mit illegalem Wildtierhandel gehört inzwischen zu den fünf einträglichsten Sparten der internationalen Kriminalität und fällt damit in eine Kategorie wie Warenfälschung, Waffen-, Drogen- und Menschenhandel. Schätzungen zufolge verdienen internationale Verbrecherorganisationen jedes Jahr zwischen 7,8 und zehn Milliarden US-Dollar am Ausverkauf der Natur.

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Quelle:
WWF Presse-Newsletter, 21.09.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2012