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ARTENRAUB/172: EU präsentiert sich am Gängelband Dänemarks (OceanCare)


OceanCare - News, 15. September 2014

IWC bewilligt Grönland eine viel zu hohe Walfangquote

EU präsentiert sich am Gängelband Dänemarks



Wädenswil/München/Portoroz, 15. September 2014. Mit grosser Enttäuschung reagieren OceanCare und Pro Wildlife auf die heutige Entscheidung der Internationalen Walfangkommission, Grönland den Fang von jährlich 178 Zwergwalen, 19 Finnwalen, 10 Buckelwalen und zwei Grönlandwalen zu genehmigen. "Dass Grönlands Ureinwohner eine Quote bekommen, ist prinzipiell richtig", betont Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife, die an der IWC-Tagung in Portoroz teilnimmt. "Aber die Höhe der Quote ist ein Skandal und war nur möglich, weil die EU-Kommission gemeinsam mit Dänemark diesen Antrag rücksichtslos durchgeboxt hat. Die EU-Mitgliedsstaaten haben damit ihre berechtigte Kritik von vor zwei Jahren komplett über Bord geworfen." Lediglich die lateinamerikanischen Länder lehnten die Quoten ab, doch die erforderliche Dreiviertelmehrheit wurde mit 46 Ja gegenüber elf Nein erreicht. Auch die Schweiz stimmte Ja.

Relativ vollbesetzter Konferenzsaal, vom Hintergrund in Richtung Podium fotografiert, dort sitzen vier Personen - Foto: © Barbara Maas

IWC Konferenz Plenum am 15.09.2014
Foto: © Barbara Maas

Studie belegt niedrigeren Bedarf für Walfleisch

Grönland beansprucht offiziell 799 Tonnen Walfleisch für die Selbstversorgung seiner Ureinwohner. Doch eine wissenschaftliche Befragung zum Konsumverhalten der grönländischen Inuit von 2012 zeigt deutlich, dass der wahre Bedarf weit geringer ist: Der Studie zufolge konsumieren die Inuit auf Grönland etwa 533 Tonnen "Wal" pro Jahr. "Diese Zahl liegt nicht nur um ein Drittel niedriger als die bei der IWC beantragten Mengen - darin enthalten sind auch die 4.000 Kleinwale und Delphine, die jährlich in Grönland erlegt werden und die mindestens 150 Tonnen Fleisch und Speck liefern", berichtet Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. "Der wahre Bedarf an Grosswalen liegt also deutlich niedriger als die hier eingeforderte und bewilligte Quote."

Leere Drohung Dänemarks zeigte Wirkung

Vorangegangen war die Drohung Dänemarks, aus der IWC auszutreten, wenn die EU keine Quote für Grönland fordern würde. Bei der letzten IWC-Tagung 2012 war Grönland, u.a. aufgrund des Neins der EU, eine höhere Fangquote verweigert worden, weil es Kritik an der Kommerzialisierung des Walfangs der Inuit dort gab. Ein Teil des Walfleisches wird in Supermärkten, Touristenrestaurants und auf anlegenden Kreuzfahrtschiffen verkauft. "Dänemarks Rechnung ging voll auf: Vor lauter Angst, die EU könnte an Einfluss verlieren, zahlt sie nun einen hohen Preis: Sie opfert mehrere Grosswale jährlich einer falsch verstandenen politischen Rücksichtnahme - und sie hat dazu beigetragen, die Grenzen zwischen Subsistenzwalfang und kommerziellem Walfang aufzuweichen," so die Pro Wildlife Sprecherin abschliessend. Resolution der EU weicht Auflagen für Subsistenzwalfang auf Zusätzlich zu der erteilten Quote wurde heute auch eine Resolution der EU verabschiedet (mit 40 Ja, 5 Nein und 15 Enthaltungen), die die Anforderungen an Ureinwohnerwalfang verwässert. Sie überlässt die Entscheidung über künftige Bedürfnisberichte dem jeweiligen IWC-Mitgliedsstaat - eine Mitsprache der IWC ist künftig kaum noch möglich.


Über OceanCare
Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meeressäuger und Ozeane ein. Mit Forschungs- und Schutzprojekten, Umweltbildungskampagnen sowie dem Einsatz in internationalen Gremien unternimmt die Organisation konkrete Schritte zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Weltmeeren. Im Juli 2011 erhielt die Organisation von den Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. www.oceancare.org

Bisheriges Engagement von OceanCare an der IWC
OceanCare setzt sich seit 1992 als einzige Schweizer Nichtregierungsorganisation an den Tagungen der Internationalen Walfangkommission (IWC) für den Schutz der Wale ein. Als langjährige Beobachterin ist sie mit den Akteuren und Regeln des Gremiums bestens vertraut. In Slowenien setzt sich OceanCare auch dieses Jahr dafür ein, dass die Wale maximalen Schutz erhalten. Bereits 2001 trug die Organisation mit einem Völkerrechtsgutachten zum Stimmenkauf zu einer historische Resolution für politische Transparenz bei, die 2011 zu einem Verbot von sogenannten Motivationsgeschenken führte. Ein von OceanCare eingebrachtes Rechtsgutachten zur Partizipation der Zivilbevölkerung führte dazu, dass seit 2008 neu auch Nichtregierungsorganisationen angehört werden. OceanCare war massgeblich daran beteiligt, dass IWC Mitgliedstaaten sich für eine Zusammenarbeit mit der WHO entschlossen und die Walfangländer neu Konsumenten über Gesundheitsrisiken durch den Verzehr von Walfleisch informieren müssen. www.oceancare.org/walschutz

Über Pro Wildlife
Pro Wildlife ist eine gemeinnützige Organisation, die sich global für den Schutz von Wildtieren und ihrer Lebensräume einsetzt. Weltweit unterstützt Pro Wildlife Artenschutzprojekte vor Ort und leistet Aufklärungsarbeit, um Wildtierhandel und Wilderei einzudämmen. Pro Wildlife nimmt an Konferenzen wie der Internationalen Walfangkommission (IWC) und dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA, engl. CITES), um den Schutzstatus von Wildtieren weltweit zu verbessern.


Weiterführende Links und Informationen
www.oceancare.org/walschutz
www.prowildlife.de/IWC2014
http://www.prowildlife.de/sites/default/files/FS_Walfang_Ureinwohner.pdf

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Quelle:
News vom 15. September 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2014