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ARTENRAUB/213: Europas Hai-Hunger (WWF)


WWF Pressemitteilung - 17. Februar 2016

Europas Hai-Hunger

- WWF: EU ist größter Player im internationalen Hai-Handel
- Globale Zehn-Jahres-Strategie: Ein Viertel der Hai und Rochenarten vom Aussterben bedroht


Lange galt die asiatische Nachfrage nach Haifischflossen als Treiber für die Überfischung von Haien. Nach neuesten Erkenntnissen existiert jedoch auch ein langer unterschätzter, wachsender Handel mit Hai- und Rochenfleisch. Davor warnt der WWF anlässlich einer internationalen Konferenz zum Schutz von Haien und Rochen in Costa Rica. Inzwischen sei die EU zum größten Player im international oft nicht regulierten Handel mit Haien und Rochen geworden. Zugleich seien ein Viertel der etwa 1200 bekannten Hai- und Rochenarten laut Roter Liste akut "vom Aussterben bedroht". Um einen Hai-Exitus zu verhindert hat sich der WWF mit anderen Organisationen zur "Global Sharks and Rays Initiative" zusammengeschlossen und eine globale Zehn- Jahresstrategie veröffentlicht.

"Es wird heute doppelt so viel Fleisch von Haien und Rochen gehandelt wie in den 90er Jahren. Die hohe Nachfrage heizt die Überfischung von Haien genauso stark an, wie die Jagd nach den Flossen", warnt Philipp Kanstinger, Meeresschutzexperte des WWF. "Die Handelswege von Haifleisch müssen besser erfasst werden." Dies gelte insbesondere für Arten, die zwar bedroht sind, aber nicht unter das Artenschutzabkommen CITES fallen.

Haifischflossen sind in China als Luxusprodukt gefragt, Fleisch von Haien und Rochen dagegen dient in vielen Ländern der Eiweißversorgung. Auch in Spanien, Portugal und Italien steht Haifleisch oft auf dem Speisezettel und Europa mischt auch im Hai-Handel kräftig mit. "Europas Hunger auf Haie ist gewachsen. EU-Fischereien fangen weltweit die meisten Haie und Rochen und gehören zu den größten Akteuren im Handel mit Haifleisch, Flossen und Haiöl", so WWF-Experte Kanstinger. Vor allem Spaniens Flotte jage Haie, zumeist Mako- und Blauhaie im Atlantik. Und die Fischerei auf Haie und Rochen wächst laut WWF- Einschätzung sogar weiter an. Einige Fischereien sattelten auf Hai um, weil andere Fischbestände überfischt oder durch Fischereimanagement geschützt sind.

"Hauptbedrohung für Haie und Rochen ist die Überfischung. Es besteht sofortiger Handlungsbedarf, um bedrohte Sägefische, Engelshaie oder Gitarrenrochen zu retten. Dafür braucht es besseres Fischereimanagement und Schutzzonen an Laichplätzen und Kinderstuben von Haien und Rochen", fordert Kanstinger.

Haie werden einerseits gezielt befischt und andererseits sterben sie häufig als Beifang in der Fischerei auf Thun- und Schwertfisch. Zwischen 1950 und 2003 stiegen die Haifischfänge weltweit von etwa 273.000 auf fast 900.000 Tonnen. Danach sanken die offiziellen Fangzahlen, doch das liegt nach WWF-Einschätzung nicht an einem Bewusstseinswandel, sondern hauptsächlich an den einbrechenden Populationszahlen. Haie haben sehr niedrige Reproduktionsraten. Manche Arten werden erst mit 30 Jahren geschlechtsreif, so dass sich die Bestände nur sehr langsam von Überfischung erholen.

Immerhin, es gibt laut WWF auch erste Erfolge: So transportieren z.B. einige Airlines und Reedereien keine Haifischflossen mehr, darunter MSC sowie die deutschen Reedereien Hamburg Süd und Hapag Lloyd.


DOWNLOAD
Global Priorities for Conserving Sharks and Rays - 2015-2025 Strategy [PDF, 3 MB]
http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Global-Priorities-for-Conserving-Sharks-and-Rays.pdf

WEITERE INFORMATIONEN
Haie
http://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/haie/
Haifischflossenbann
http://www.wwf.de/bild-des-tages/haifischflossenbann/

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 17.02.2016
Herausgeber: WWF Deutschland
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
E-Mail: info@wwf.de
Internet: www.wwf.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2016

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