OceanCare - News - 06. Mai 2025
Islands Walfangunternehmen pausiert - aber keine Kursänderung seitens der Regierung
Die bereits kursierende Nachricht, dass die Mitarbeitenden des isländischen Finnwalfangunternehmens Hvalur hf. informiert wurden, dass in diesem Jahr kein Walfang stattfinden wird, wurde nun vom Geschäftsführer des Unternehmens offiziell bestätigt.
Er wird mit den Worten zitiert: "Die Preisentwicklung für unsere Produkte auf unserem Hauptabsatzmarkt Japan war in letzter Zeit ungünstig und verschlechtert sich weiterhin - die Preise sind inzwischen so niedrig, dass sich der Walfang wirtschaftlich nicht mehr rechtfertigen lässt." Zudem habe die Lage auf den Weltmärkten, unter anderem durch den Zollstreit, die Situation weiter verschärft. Eine Neubewertung sei im kommenden Jahr geplant.
Lokale Enttäuschung blendet florierende Walbeobachtungsbranche aus Der Vorsitzende der Gewerkschaft von Akranes äusserte sich enttäuscht über die Nachricht, da der Walfang für die lokale Gemeinschaft eine grosse wirtschaftliche Bedeutung habe - in der Hochsaison seien bis zu 200 Personen beschäftigt. Er hoffe auf eine Wiederaufnahme des Walfangs im nächsten Jahr. Diese Hoffnung ist nicht unbegründet, da die isländische Regierung bislang an ihrer bisherigen Linie festhält und im Dezember Quoten erteilt hat. Seine Aussagen lassen jedoch den Wert und das Potenzial der isländischen Walbeobachtungsindustrie ausser Acht - eine Branche, die sich trotz fortgesetztem Walfang erfolgreich entwickelt hat.
Ein möglicher Hintergrund für die Entscheidung: Japan, der Hauptabnehmer für isländisches Walfleisch, hat selbst wieder mit dem Fang von Finnwalen begonnen - womit das Interesse an Importen aus Island sinken dürfte.
Besonders umstritten: Die Walfangquoten wurden von Islands damaligem "amtierenden" Premierminister und Ernährungsminister Bjarni Benediktsson vergeben - während der Übergangsphase nach den Wahlen und vor Amtsantritt der neuen Regierung. Er erteilte Hvalur hf. eine Genehmigung für den Fang von 201 Finnwalen sowie dem Schiff Halldór Sigurdsson eine für den Fang von 217 Zwergwalen - beide Genehmigungen gelten für fünf Jahre. Vom Zwergwalfangunternehmen liegt bisher kein öffentliches Statement vor.
Seitdem und nach Amtsantritt der neuen Regierung fordert OceanCare - gemeinsam mit vielen anderen Organisationen - die vollständige Aufhebung dieser Genehmigungen. Auch wenn die Entscheidung der Firma Hvalur hf., in diesem Sommer nicht zu jagen, zunächst positiv ertönt, braucht es jetzt eine formelle und dauerhafte Absage an den Walfang durch die Regierung.
Mark Simmonds, Wissenschaftsdirektor bei OceanCare, kommentiert: "Auch
wenn wir die angekündigte Pause im Finnwalfang begrüssen, muss klar
sein: Dies ist die Entscheidung eines einzelnen Unternehmens auf Basis
wirtschaftlicher Einschätzungen - nicht das Ergebnis politischer
Einsicht. Island hält nach wie vor an aktiven Fangquoten für Finn- und
Zwergwale fest. Es ist an der Zeit, dass das Land seine Haltung
überdenkt - insbesondere angesichts der dokumentierten Grausamkeit,
die mit dem Walfang einhergeht."
Weitere Informationen über den grausamen isländischen Walfang und die
Entwicklungen der letzten Jahre finden Sie hier:
https://www.oceancare.org/de/stories_and_news/call-to-end-whaling-iceland
Quellen
RUV (11/04/2025)
https://www.ruv.is/english/2025-04-11-hvalur-hf-cancels-whaling-season-441416
Iceland Monitor (12/04/2025)
https://icelandmonitor.mbl.is/news/news/2025/04/12/no_whaling_this_summer/
Iceland Monitor (05/12/2024)
https://icelandmonitor.mbl.is/news/news/2024/12/05/benediktsson_grants_whaling_license_for_five_years/
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Quelle:
OceanCare - News, 6. Mai 2025
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 9. Mai 2025
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