Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENSCHUTZ/123: USA - Beim Schutz der Meerestierarten 'weitgehend versagt' (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 10. Juli 2013

USA: Beim Schutz der Meerestierarten 'weitgehend versagt'

von Carey L. Biron


Bild: © Living Oceans Foundation/IPS

Geschädigte Koralle
Bild: © Living Oceans Foundation/IPS

Washington, 10. Juli (IPS) - US-Umweltschützer haben bei der Regierung eine Petition eingereicht, in der sie Schutzmaßnahmen für 81 besonders gefährdete Meerestierarten wie Korallen oder Haie fordern.

Die Umweltorganisation 'WildEarth Guardians' wirft den Behörden in Washington trotz bestehender Gesetze ein "weitgehendes Versagen" vor, Meerestieren den gleichen Schutz zukommen zu lassen wie den auf dem Land lebenden Spezies. Seit Jahrzehnten gilt auf Bundesebene ein Gesetz zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten (ESA).

Wie WildEarth Guardian mitteilte, konnten seit der Einführung von ESA 1973 insgesamt 2.097 Spezies geschützt worden. Doch nur 94 davon sind in den Meeren zu finden. Laut der Organisation spiegelt das bestehende Ungleichgewicht beim Artenschutz jedoch nicht die Erkenntnisse der Wissenschaft wider. "Die Petition zeigt, dass Gefahren für Meeresspezies nicht weniger gravierend sind als für die bedrohten Arten auf dem Land."

Die Gruppe führt in der Petition Arten auf, die von anerkannten internationalen Forscherteams als gefährdet oder hoch gefährdet eingestuft wurden. Damit wollen die Aktivisten in den USA eine Debatte über den ungleichen Umgang mit schutzwürdigen Spezies in Gang bringen.

"Lange Zeit hat sich die Wissenschaft mehr für auf dem Land lebende Arten eingesetzt. Es war einfacher zu beurteilen, wann sie sich in einem schlechten Zustand befanden", sagt Bethany Cotton, Direktorin des Programms für wildlebende Arten der Organisation. Inzwischen hätten die Forscher eine andere Haltung eingenommen, doch für viele seien die Ozeane nach wie vor sehr weit entfernt.


Übersäuerung der Meere und Überfischung

Als "vorher nie da gewesene Gefahren" für Meeresökosysteme nennt Cotton die Übersäuerung der Ozeane, Verschmutzung und Überfischung, vor allem in internationalen Gewässern.

Connie Barclay, Sprecherin des nationalen Amts für Fischerei, erklärt, dass ESA dabei hilft, Umweltschutzbemühungen in die richtige Richtung zu lenken und das Aussterben von Arten zu verhindern. Die Auflistung der Spezies sei transparent und gebe der Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich dazu zu äußern.

2010 hatte Präsident Barack Obama eine Ausführungsverordnung erlassen, in der die Sorge über die Verschlechterung der Meeresökosysteme zum Ausdruck gebracht wurde. Alle Regierungsbehörden wurden angewiesen, die Artenvielfalt der Ozeane nach bestem Wissen zu erhalten. Die Verordnung basierte auf Empfehlungen einer nationalen Task Force, die auch den Anstoß zu der Entwicklung einer umfassenden Strategie für den Schutz der Meere gab.

Vor drei Monaten veröffentlichte die Obama-Regierung den endgültigen Plan zum Schutz der Meeresressourcen. Der Fokus sei auf ein übergreifendes Rahmenwerk zum Umgang mit den Meeren gerichtet worden, meint Miyoko Sakashita vom 'Center for Biological Diversity'.

Die Forderungen von WildEarth Guardian gründen auf den Einschätzungen von international bekannten Organisationen: Dem Weltnaturschutzbund IUCN und dem 1973 weltweit geschlossenen Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES. Alle 81 Spezies, die in der Petition von WildEarth Guardian aufgeführt sind, wurden auch vom IUCN und CITES als bedroht eingestuft.


Auch Arten außerhalb der USA schützen

Die Umweltschützer wollen nun feststellen, inwieweit Obamas Verordnung von 2010 ernstgenommen wird. ESA gibt der Regierung auch die Möglichkeit, Arten außerhalb des US-Staatsgebiets zu schützen. Damit kann die Nachfrage in den USA nach bestimmten Produkten gesenkt und finanzielle Unterstützung für Schutzmaßnahmen in Übersee mobilisiert werden.

Wenn die Fischereibehörde den Erhalt der Petition offiziell bestätigt hat, wird sie drei Monate Zeit haben, um zu entscheiden, welche von den genannten Spezies genauer untersucht werden. Die Behörde muss dann binnen zwölf Monaten entscheiden, ob der Schutz benötigt wird. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.wildearthguardians.org/site/DocServer/Multi_Species_Marine_Petition.pdf?docID=9702&AddInterest=1103
http://www.nmfs.noaa.gov/pr/laws/esa/
http://www.whitehouse.gov/the-press-office/executive-order-stewardship-ocean-our-coasts-and-great-lakes
http://www.ipsnews.net/2013/07/u-s-has-largely-failed-to-protect-marine-species/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 10. Juli 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2013