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ARTENSCHUTZ/185: 10. Treffen Wissenschaftsausschuss ACCOBAMS - Mittelmeer im Mittelpunkt (OceanCare)


OceanCare - News, 26. Oktober 2015

10. Treffen Wissenschaftsausschuss ACCOBAMS: Mittelmeer im Mittelpunkt!


Mehr als 30 Experten aus zahlreichen Ländern nahmen vergangene Woche am 10.Treffen des Wissenschaftsausschusses von ACCOBAMS, dem Abkommen zum Schutz von Walen und Delphinen im Mittelmeer und Schwarzen Meer, teil. OceanCare war mit zwei Experten, Silvia Frey und Nicolas Entrup vertreten.

An der Tagung wurden aktuelle Informationen und Daten über den Status der Meeressäuger im Abkommensgebiet und den Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, ausgetauscht. Darüber hinaus bildete der Austausch über Erkenntnisse und einzufordernde Schutzmassnahmen einen zentralen Punkt der Diskussionen. Am Ende verfasst das Gremium Empfehlungen an die Vertragsstaaten, die an der nächsten Vertragsstaatenkonferenz - im Spätherbst 2016 - beschlossen werden sollen sowie einen Dreijahres-Schwerpunktplan.

Die Schwerpunkte der wichtigsten Empfehlungen des Wissenschaftsausschusses an die Vertragsstaaten, aus Sicht von OceanCare:

• Aufruf zur Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen vor seismischen Aktivitäten und Listung von Kriterien, die es zu berücksichtigen gilt; Aufruf an die NATO und an nationale Militärs, mit dem ACCOBAMS Wissenschaftsausschuss zu kooperieren und vor der Durchführung von Manövern, Massnahmen zu Risikominimierung für Waltiere zu setzen;

• Intensivierung der Erforschung der Populationsstrukturen von Gewöhnlichen Delphinen, von Risso´s Delphinen, Cuvier-Schnabelwalen, Orcas in der Strasse von Gibraltar, Finnwalen und von Schweinswalen in der Ägäis. Sowie die Bestimmung des Status einiger Arten für die Rote Liste gefährdeter Arten. Zudem werden die Vertragsstaaten ermahnt, Forschungsvorhaben, welche die Verbreitung und Populationsgrössen von Waltieren ermitteln und beobachten wollen, eine Forschungsgenehmigung zu erteilen.

• Aufforderung an ACCOBAMS Anrainerstaaten, in den jeweiligen nationalen Massnahmenplänen zur Umsetzung der EU-Meeresrahmenrichtlinie verstärkt Massnahmen zur Erhaltung von Walen und Delphinen zu setzen.

• Internationale Kooperation zur Reduktion von Schiffskollisionen mit Pott- und Finnwalen im Abkommensgebiet, welche durch die Reduktion der Fahrtgeschwindigkeit oder auch eine geringfügige Verlegung der Hauptfahrtrouten der Schiffe in wichtigen Walhabitaten erreicht werden kann. OceanCare unterstützt aktuell ein Projekt zur Vermeidung von Schiffskollisionen im Hellenischen Graben.

• Vertragsstaaten sind aufgefordert, die ACCOBAMS Richtlinien für die Beobachtung von Waltieren in nationale Gesetze umzusetzen; dadurch würde das kommerzielle Angebot zum Schwimmen mit den Tieren unterbunden;

• Entwicklung eines Beobachterprogrammes für seismische Untersuchungen (Training und Ausbildung zur Sichtung von Waltieren); solche Programme sind wichtig, können jedoch in keiner Weise Massnahmen zur Reduktion der Gefährdung der Tiere ersetzen. Auch bleibt zu klären, welchen Einfluss die Beobachter haben (ob z.B. der Einsatz von Schallkanonen unterbrochen wird, wenn Tiere gesichtet werden). OceanCare ist Teil der Arbeitsgruppe, die sich mit der Entwicklung des Beobachterprogramms befassen wird.

Weiterer Schwerpunkt für OceanCare ist die Fertigstellung des Berichtes über 'HotSpots' von Lärmaktivitäten im Mittelmeer. Dieser Bericht ist für die Lärmreduktion von essentieller Bedeutung. Ein darauf aufbauender Beschluss für die Staaten ist in Vorbereitung.

Während erneut sehr progressive Empfehlungen entwickelt wurden, steht und fällt der effiziente Schutz von Meeressäugern mit der Umsetzung von Massnahmen (OceanCare forderte zum Beispiel das Einrichten von Schutzgebieten ('Quiet Zones'), in welchen keine lärmintensiven Aktivitäten stattfinden dürfen).Genau diese Umsetzung von Massnahmen ist die Schwerpunktsetzung für die kommenden Monate für das Team von OceanCare, um Staaten in die Pflicht zu nehmen.

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Quelle:
News vom 26. Oktober 2015
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2015

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