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ARTENSCHUTZ/259: Walkampf in Brasilien - Harpuniert Walfangkommission das Walfangverbot? (OceanCare)


OceanCare - Medienmitteilung, 5. September 2018

Walkampf in Brasilien - Harpuniert die Walfangkommission das Walfangverbot?


Florianópolis, Brasilien, 5. September 2018. "Wird die Internationale Walfangkommission erwachsen", "wird der Status Quo einzementiert" oder schreitet das Gremium "zwei Schritte zurück in die Zukunft?". So fasst Nicolas Entrup, Delegationsleiter der Meeresschutzorganisation OceanCare, die Herausforderung der am 10. September in Florianópolis, Brasilien, beginnenden 67. Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) zusammen, jener Institution, die für die kommenden Jahre über die weltweiten Walfangaktivitäten entscheidet. OceanCare ist als IWC-Beobachterin mit drei Experten vor Ort und berichtet regelmässig über die Konferenz.


Walfangzahlen nach Kategorien seit Inkrafttreten des Moratoriums. Die IWC unterscheidet drei Kategorien: Indigener Subsistenzwalfang, kommerzieller Walfang und Wissenschaftswalfang, wobei die Quote für den kommerzeillen Walfang auf Null gesetzt ist. Aktuell deklariert Japan seinen Walfang als wissenschaftlich, während Norwegen und Island aufgrund eines Vetos bzw. Vorbehalts gegen das Moratorium kommerziellen Walfnag betreiben. - Grafik: © OceanCare (anklicken zum Zoomen)

Grafik: © OceanCare

Die japanische Regierung, seit jeher Befürworterin des Walfangs, hat der IWC einen umfassenden Reformvorschlag vorgelegt. Danach soll die Vergabe von Walfangquoten für kommerzielle Zwecke in Zukunft möglich sein. Einziges Kriterium: Die Fangquoten sollen "nachhaltig" sein. Solche Beschlüsse sollen nicht mehr eine Dreiviertelmehrheit erfordern, sondern bereits mit einfacher Mehrheit umgesetzt werden. Das seit 1986 geltende weltweite Walfangverbot würde damit gekippt.


Walfangzahlen nach Walart von 1944-2017, d.h vor und nach Inkrafttreten des Moratoriums. Vor Inkrafttreten des Moratoriums wurden alle Grosswale massiv bejagt. In den 70er Jahren nahm dann vor allem die Jagd auf Zwergwale zu, nachdem die Bestände der anderen Grosswale eingebrochen sind. Zwergwale blieben die meistbejagte Walart bis das Moratorium 1986 in Kraft trat. Dies ist auch seit Eintritt des Moratoriums der Fall. Während die Blauwale, Pottwale und Seiwale hauptsächlich von Japan gejagt wurden, wurden Finnwale vor allem von Island und der Zwergwal - die meistgejagte Art - von allen Walfangländern getötet. - Grafik: © OceanCare (anklicken zum Zoomen)

Grafik: © OceanCare

"Kommerzieller Walfang ist nicht nachhaltig und wird es nie sein. Im Gegenteil. Die alleine im 20. Jahrhundert geschätzten 3 Millionen getöteten Wale und die kommerzielle Ausrottung zahlreicher Populationen sind Zeugnis einer fatalen Praxis, der sich langsam fortpflanzende Meeressäuger nicht standhalten", sagt Nicolas Entrup von OceanCare.


Anzahl getöteter Wale von 1945-2017. Das Moratorium hat in den letzten 30 Jahren hunderttausenden Grosswahlen das Leben gerettet. In den ersten fünf Jahren nach dem Moratorium ist die Anzahl getöteter Wale um 75% zurückgegangen im Vergleich zu den fünf Jahren vor dem Moratorium und seither etwa auf dem gleichen Niveau geblieben. (vor dem Moratorium: 1.663.472; nach dem Moratorium: 48.192) - Grafik: © OceanCare (anklicken zum Zoomen)

Die Anzahl der vor bzw. nach dem Inkrafttreten des Moratoriums getöteten Wale zeigt deutlich die signifikante Wirkung des Fangverbots.
Grafik: © OceanCare

Gastgeberland Brasilien, hält diesen Begehrlichkeiten die "Florianópolis-Deklaration" entgegen. Die Deklaration sieht in der Walbeobachtung die einzige im 21. Jahrhundert gerechtfertigte kommerzielle Nutzung der Walbestände. Ziel der Deklaration ist die Transformation der IWC von einer Wal-FANG-Kommission in ein modernes Wal-SCHUTZgremium mit der Absicht, sämtliche Walbestände wieder auf jenes Niveau zu bringen, das vor der industriellen Bejagung in den Weltmeeren herrschte.

Hintergrundinformationen

Die Konvention zur Regulierung des Walfangs (ICRW) wurde im Jahr 1946 von 15 Staaten verhandelt und trat 1948 in Kraft. Heute zählt die das Abkommen verwaltende Internationale Walfangkommission (IWC) 88 Mitgliedsstaaten. Im Jahr 1982, nach Jahrzehnten der intensiven industriellen Bejagung weltweiter Walbestände, entschied die IWC, den kommerziellen Walfang zu verbieten. Das sogenannte Moratorium, die vielleicht grösste Errungenschaft im internationalen Artenschutz, trat 1986 in Kraft, rettete seither Hunderttausenden Walen das Leben, wird jedoch seitens Norwegens, Islands und Russlands nicht anerkannt.

OceanCare wird mit Nicolas Entrup, Thomas Schweiger und Fabienne McLellan an der IWC-Tagung in Florianópolis vertreten sein und regelmässig in einem Online-Blog über ihre Erfahrungen berichten:
www.oceancare.org/blog

Über OceanCare

Seit 1989 setzt sich OceanCare weltweit für die Meerestiere und Ozeane ein. Im Juli 2011 erhielt die Organisation vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen den UN-Sonderberaterstatus zugesprochen. OceanCare hat seit 1992 Beobachterstatus an der IWC und ist mit den Akteuren und Regeln des Gremiums bestens vertraut. Mit Studien zum Gesundheitsrisiko des Konsums von schadstoffbelastetem Walfleisch hat OceanCare eine Zusammenarbeit der IWC mit der Weltgesundheitsorganisation WHO angeregt. Wir haben den Stimmenkauf von Walfangländern wie Japan zum Thema gemacht, was zu einem Verbot von sogenannten Motivationsgeschenken führte, und uns für die klare Regelung der Rechte und Pflichten von Nichtregierungsorganisationen eingesetzt, damit diese als Vertreter der Zivilgesellschaft partizipieren können. Seit 2015 ist OceanCare auch im Wissenschaftsausschuss der IWC vertreten. In Brasilien setzt sich OceanCare auch dieses Jahr dafür ein, dass die Wale optimalen Schutz erhalten.

www.oceancare.org/walschutz



Weiterführende Links und Informationen:

www.oceancare.org

IWC-Dokumente: https://iwc.int/iwc67

FAQs zum Thema Walfang, IWC und Moratorium:
http://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2018/09/FAQs-Walfang_IWC_Moratorium_CH-Medien.pdf

Medienmitteilung als PDF
http://www.oceancare.org/wp-content/uploads/2018/09/Medienmitteilung_OceanCare_IWC67-Auftakt_05.09.2018.pdf

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Quelle:
Medienmitteilung vom 5. September 2018
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2018

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