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FISCHEREI/135: Forschungsprojekt zu Folgen der Aquakultur in den Tropen (idw)


Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) - 18.03.2016

Folgen der Aquakultur in den Tropen: Rund eine Million Euro für neues Forschungsprojekt am ZMT


Die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Aquakultur auf tropische Küstenökosysteme und den Menschen stehen im Fokus eines neuen Verbundprojekts des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT). Mit rund einer Million Euro finanziert die Leibniz-Gemeinschaft das Projekt ACUTE*, das von Dr. Astrid Gärdes, Leiterin der Nachwuchsgruppe "Tropische Marine Mikrobiologie", koordiniert wird. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren vereint Ökologen, Mikrobiologen, Biogeochemiker und Sozialwissenschaftler aus Deutschland, Indonesien und den Philippinen. Zur Auftaktkonferenz trafen sich die Forschungspartner jetzt an der Universität der Philippinen in Manila.


Foto: © Hans-Peter Grossart

Offenes Netzgehege in den Philippinen
Foto: © Hans-Peter Grossart

Die wachsende Nachfrage an Fisch und Meeresfrüchten übersteigt derzeit bei weitem die Produktionskapazität natürlicher Gewässer. Weltweit werden heute etwa 70 Millionen Tonnen Erzeugnisse aus der Aquakultur vermarktet. In vielen tropischen Ländern insbesondere des südostasiatischen Raumes stellen sie eine wertvolle Quelle für Devisen und Beschäftigung dar.

Die Branche kämpft jedoch mit etlichen ökologischen Problemen. Der steigende Bedarf an Aquakulturprodukten und großer Konkurrenzdruck veranlassen viele Fischbauern, die Haltung zu intensivieren. Überschüssige Nährstoffe und Fäkalien in den Teichen führen zu Algenblüten, in vielen Gehegen ist die Konzentration an Bakterien und Parasiten extrem hoch. Die Zugabe von Hormonen und Medikamenten an die Zuchtbestände belasten das Wasser zusätzlich.

Insbesondere aus offenen Netzgehegen an den Küsten gelangen die schädlichen Keime und Stoffe und der Überschuss an organischem Material ins freie Meerwasser. Darunter leiden nicht nur benachbarte Aquakulturanlagen, sondern auch die angrenzenden Küstenökosysteme wie Korallenriffe und Seegraswiesen, was zu erheblichen wirtschaftlichen und ökologischen Schäden führen kann.

"Für die Menschen und ihre Gesundheit stellen vor allem dicht mit Keimen beladene organische Partikel eine große Gefahr dar, da diese von Fischen, Muscheln und anderen Meerestieren gefressen werden und so in die Nahrungskette gelangen", erklärt Dr. Astrid Gärdes. Mit ihrem Forschungsprojekt verfolgt sie daher einen multidisziplinären Ansatz, der den gesamten ökologischen und sozio-ökonomischen Kontext tropischer Aquakultur berücksichtigt und dabei helfen soll, die aktuellen Aquakulturpraktiken in tropischen Ländern zu verbessern. "Die Ergebnisse werden Voraussetzungen schaffen, um geeignete Managementstrategien zu entwickeln und die Risiken zu bewerten, die die Küstenbewohner und ihre Lebensgrundlagen bedrohen", so die Mikrobiologin.

Das Verbundprojekt ACUTE hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es wird von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs unterstützt. Der Wettbewerb wird anhand von Kriterien durchgeführt, die mit Blick auf die Ziele des Paktes für Forschung und Innovation entwickelt wurden. Er ist ein wichtiges strategisches Instrument zur Förderung herausragender Forschungs-, Dienstleistungs- und Transfervorhaben der Einrichtungen, die Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft sind.

* ACUTE = AquaCUulture practice in Tropical coastal Ecosystems - understanding ecological and socio-economic consequences

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.zmt-bremen.de/ACUTE.html

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder unter:
http://idw-online.de/de/news648123
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution457

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT),
Dr. Susanne Eickhoff, 18.03.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2016

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