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GLOBAL/136: Start der Weltnaturschutzkonferenz in Cancún (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 1. Dezember 2016

NABU zum Start der Weltnaturschutzkonferenz in Cancún

Tschimpke: EU muss globale Agrarwende vorantreiben


Cancún - Zum Auftakt des UN-Gipfels zur Biologischen Vielfalt im mexikanischen Cancún hat der NABU an die EU appelliert, sich an die Spitze einer weltweiten Agrarwende zu setzen. "Der Raubbau an unseren natürlichen Lebensgrundlagen nimmt dramatische Ausmaße an. Intensivste Agrarproduktion, Zerstörung von Wäldern, Monokulturen und leergefischte Meere haben einen wesentlichen Anteil daran, dass das Netz des Lebens, die Artenvielfalt, immer größere Löcher aufweist", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Die Staats- und Regierungschefs und ihre Verhandlungsführer vor Ort müssten sich bei ihrem diesjährigen Gipfeltreffen in Mexiko klar zu einer nachhaltigen Landnutzung bekennen. "Von EU-Kommission und Bundesregierung erwarten wir die Ankündigung einer grundlegenden Reform der EU-Agrarpolitik. Bisher befördern die europäischen Steuerzahler über große Teile der Agrarsubventionen das Artensterben - nicht nur in Europa, sondern auch weltweit", so Tschimpke.

Die Vertreter der 196 Vertragsstaaten der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) treffen sich vom 4. bis 17.Dezember zu ihrer dreizehnten Konferenz (COP13) im mexikanischen Cancún. Zuvor findet ein internationales Ministertreffen statt, an dem auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und EU-Umwelt-und Fischereikommissar Vella anreisen. Bei dem Treffen vom 2. bis 3. Dezember wollen die zuständigen Minister eine "Cancún-Erklärung" zur Integration von Biodiversität in andere Politikbereiche verabschieden. Der vorliegende Entwurf der Erklärung reicht dem NABU jedoch bei weitem nicht aus. So wird in einem Halbsatz am Ende des Dokuments vorsichtig daran erinnert, dass naturschädliche staatliche "Anreize auslaufen" und positive verstärkt werden sollen. Es bleibt jedoch unerwähnt, dass die Regierungen bereits vor vier Jahren ein Fahrplan zur Beendigung von umweltschädlichen Subventionen verabschiedet haben - und diesen bis heute offenbar weitestgehend ignorieren. Bis spätestens 2016 müssen danach alle Vertragsstaaten ihre Subventionen auf Naturverträglichkeit analysieren und bis 2018 konkrete Reformpläne vorlegen.

"Es ist ein Skandal, dass die meisten Staaten, einschließlich der EU, weiterhin die einflussreiche Agrarindustrie mit Steuergeldern zufrieden stellen, anstatt vorrangig diejenigen Bauern zu fördern, die nachhaltige Landwirtschaft betreiben" so Konstantin Kreiser, Leiter Globale Naturschutzpolitik im NABU, der die Verhandlungen in Cancún begleiten wird. Die EU hat hier eine Chance zum Vorreiter zu werden. Der NABU und viele weitere Organisationen fordern die EU-Kommission seit Monaten auf, einen schonungslosen "Fitness-Check" der Gemeinsamen Agrarpolitik durchzuführen - und bis 2018 konkrete Reformpläne vorzulegen, mit denen ab 2021 die pauschalen de-facto bedingungslosen und überwiegend naturschädlichen Subventionen beendet werden. Stattdessen sollten Landwirte von Staat und Verbraucher viel mehr Geld für die Erbringung von Umweltleistungen und hochqualitativen Lebensmitteln bekommen, so der NABU.


Mehr Infos:

NABU-Informationen und Forderungen zur COP13:
www.NABU.de/cop13

NABU-Blog mit Berichten aus Cancún:
https://blogs.nabu.de/naturschaetze-retten/

NABU-Reformvorschläge für die EU-Agrarpolitik:
www.NABU.de/agrarreform2021

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 140, 01.12.2016
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2016

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