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GENTECHNIK/094: Gift und Gentechnik (Securvital)


Securvital 4/2015 - Oktober-November
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Gift und Gentechnik
Protest gegen Agrarchemie

von Norbert Schnorbach


Für Chemie- und Agrarkonzerne geht es bei Glyphosat um große Geschäfte. Branchenführer Monsanto macht Milliardenumsätze mit der Koppelung von Gift und Gentechnik.


Der größte Teil des weltweit verkauften Saatgutes für Gen-Mais und -Soja stammt vom US-Unternehmen Monsanto. Das Saatgut ist gentechnisch so verändert, dass es gegen Glyphosat resistent ist. Bequem für die Landwirte - sie können das Pestizid großzügig versprühen, alle Unkräuter sterben ab, nur ihr Mais und Soja bleiben unbeschädigt.

Der größte Teil des weltweit verkauften Glyphosats stammt ebenfalls von Monsanto. Kein Zufall. Monsanto hat den globalen Markt für Gentechnik in der Landwirtschaft mit einer Doppelstrategie erobert: Wer das eine will, muss auch das andere kaufen.

Mindestens 8,5 Milliarden Dollar pro Jahr, etwa die Hälfte des Gesamtumsatzes, hängen nach Einschätzung der gentechnikkritischen Organisation Test-Biotech bei Monsanto direkt und indirekt von Glyphosat ab. Knapp 3,9 Milliarden Dollar entfallen auf Glyphosat-haltige Mittel und weitere 4,6 Milliarden Dollar auf Glyphosat-angepasstes Gentechniksaatgut. Angefangen hat das Geschäft mit dem Gift vor vier Jahrzehnten. Damals meldete Monsanto das Patent auf Glyphosat an. Verkauft wird es unter dem Handelsnamen Roundup. In den 90er Jahren kam das Geschäft mit der Gentechnik hinzu, als es gelang, Glyphosat-resistente Mais- und Sojapflanzen zu entwickeln. Das Saatgut ließ sich Monsanto ebenfalls patentieren und vermarktet es als »Roundup Ready«. Diese Strategie, die Landwirte über das Saatgut an sich zu binden und Gift und Gentechnik im Doppelpack zu verkaufen, zahlte sich für Monsanto aus. Damit stieg Glyphosat weltweit zur Nummer eins unter den Pestiziden auf.

Die Skepsis wächst

Doch der Gegenwind wird stärker. Die WHO-Warnung vor Glyphosat als »wahrscheinlich krebserregend« macht den Herstellern zu schaffen. Die internationalen Proteste gegen Glyphosat nehmen zu. Auch der Anbau von genmanipuliertem Getreide wurde in Europa - anders als in den USA und Südamerika - bisher durch gesetzliche Hürden gebremst. Und unter Landwirten wächst die Skepsis: Die Ernteerträge mit genmanipuliertem Saatgut sind nicht so wie erhofft. Immer mehr Unkräuter werden im Lauf der Jahre resistent gegen das Unkrautvernichtungsmittel. Im Endeffekt muss nicht weniger, sondern immer mehr Pflanzengift auf die Gentechnikfelder gesprüht werden. »Es entsteht ein Teufelskreislauf, der dem Versprechen der Gentechnikindustrie widerspricht«, meint die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

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Ärzte-Appell

»Beim Schutz der Gesundheit muss das Vorsorgeprinzip gelten. Glyphosat ist das weltweit am meisten verwendete Herbizid - Rückstände lassen sich in menschlichem Urin ebenso wie in Muttermilch nachweisen. Die Erfahrungen aus dem ökologischen Landbau zeigen, wie erfolgreich auf den Einsatz giftiger Herbizide verzichtet werden kann.« Diesen Appell unterstützen nach Angaben der Organisation Campact mehr als 6.000 Ärzte in Deutschland.

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Quelle:
Securvital 4/2015 - Oktober-November, Seite 11
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2015

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