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KATASTROPHEN/008: Fukushima - Größere radioaktive Freisetzungen als in Tschernobyl befürchtet (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 12. April 2011

Fukushima-Betreiber rechnet mit größeren radioaktiven Freisetzungen als in Tschernobyl

IPPNW warnt vor der "Vermischung" von Lebensmitteln


Der japanische Atomkonzern Tepco rechnet damit, dass die in Fukushima austretende Strahlenmenge die von Tschernobyl übertreffen könnte. Das liegt nach Einschätzung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW daran, dass laut Tepco in den Reaktorblöcken 1 bis 3 die Brennstäbe zu 25 bis 70 Prozent beschädigt sein sollen. Sie sind in allen drei Blöcken teilweise oder gänzlich nicht von Kühlwasser bedeckt.

Nach Einschätzung der japanischen Atomsicherheitskommission NSC betragen die radioaktiven Freisetzungen mit 6,3x10E17 Becquerel schon jetzt gut 12 Prozent der in Tschernobyl offiziell freigesetzten Menge (5,2x10E18 Bc). Dass Tepco in den kommenden Wochen oder Monaten von weiteren, sehr viel umfassenderen Freisetzungen ausgeht, dürfte angesichts des Zustandes allein der drei genannten Reaktorblöcke eine realistische Einschätzung sein. Hinzu kommt, dass in zwei Brennelement- Becken Kernschäden vermutet werden (Blöcke 3 und 4) und in zwei weiteren der Zustand der Brennelemente unbekannt sein soll (Blöcke 1 und 2).

Die heutige Einstufung als "katastrophalen Unfall" der INES-Stufe 7 lässt nun keinen Zweifel mehr offen, dass die Bevölkerung in erheblichem Ausmaß bedroht ist. Die japanische Atomaufsichtsbehörde NISA begründete diese Hochstufung offiziell damit, dass die Auswirkungen der Strahlung in der Luft, im Gemüse, in Leitungs- und Meerwasser umfassend seien. Trotz der teilweise günstigen Wetterlage besteht insofern laut IPPNW "kein Zweifel mehr daran, dass Fukushima katastrophale gesundheitliche Auswirkungen haben wird, da es über die Atemluft, über Nahrungsmittel und über das Trinkwasser zur gefährlichen Inkorporationen radioaktiver Substanzen kommt".

Die IPPNW hält die bisher ergriffenen Maßnahmen der Verantwortlichen in Japan zum Schutz der Bevölkerung für unzureichend. Neben umfassenden Evakuierungen fordert die Ärzteorganisation, belastete Nahrungsmittel einschließlich von belastetem Trinkwasser zuverlässig aus dem Verkehr zu ziehen. Es dürfe zu keinen "Vermischungen" mit unbelasteten Nahrungsmitteln wie nach Tschernobyl kommen.


Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 12.04.2011
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw[at]ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2011