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KATASTROPHEN/093: Extreme Naturereignisse müssen nicht zu Katastrophen werden (DGVN)


DGVN Webseite - Den Klimawandel bekämpfen

Katastrophen - 18.09.2014

"Extreme Naturereignisse müssen nicht zu Katastrophen werden"

von Frank Kürschner-Pelkmann [1]



Der "WeltRisikoBericht 2014" zeigt Gefährdungen für Städte und Strategien zur Risikominderung. "Die Zunahme extremer Wetterereignisse und der Meeresspiegelanstieg erhöhen den Handlungsdruck für Städte massiv, insbesondere für Küstenstädte." Dies betonte Peter Mucke, Geschäftsführer vom "Bündnis Entwicklung Hilft"[2], anlässlich der Präsentation des WeltRisikoBerichtes 2014 [3] in Bonn, der das Schwerpunktthema "Risikoraum Stadt" hat. Herausgegeben wird der Bericht vom "Bündnis Entwicklung Hilft" und dem "Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen".[4]

Bis 2050 werden 2,5 Milliarden mehr Menschen in Städten leben als heute, während die ländliche Bevölkerung auf der Welt sogar minimal zurückgehen wird. Die rasche Urbanisierung kann die Gefährdung durch Katastrophen erhöhen und dies besonders in den schnell wachsenden Städten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dort sind die ständig wachsenden informellen Siedlungen und Slums oftmals in Gebieten entstanden, die Naturgefahren gegenüber besonders exponiert sind, vor allem an Flussufern und in Hanglagen. Die thailändische Hauptstadt Bangkok erlebt zunehmende Hochwasserschäden, nachdem die Siedlungen sich entlang des Flusses Chao Phraya ausgedehnt haben und zahlreiche Flussläufe und Kanäle zugeschüttet wurden. Besonders hoch sind die Risiken auch in Schanghai, Jakarta und Rio de Janeiro.

Der Klimawandel führt durch den Anstieg der Meeresspiegel und durch vermehrte heftige Stürme nicht nur zu einer direkten Bedrohung der Städte, sondern es gehört laut WeltRisikoBericht auch zu den Erfahrungen, dass "die Zunahme von Dürren mehr und mehr Menschen vom Land in die Stadt treibt und damit das System Stadt insbesondere im Fall von akuten oder schleichenden Katastrophen sehr schnell an seine Grenzen kommt". Da jedoch in Städten viele Menschen auf kleinem Raum zusammenleben, kann es durchaus besser gelingen, die Versorgung der Bevölkerung zu sichern und ihre Verwundbarkeiten zu verringern. So nutzen zum Beispiel Investitionen in Deiche und Pumpwerke einer großen Zahl von Menschen, ebenso Rettungsdienste und Feuerwehren. Der WeltRisikoIndex 2014 untersucht Naturgefahren und gesellschaftliche Zustände

Mit dem WeltRisikoIndex des Berichts wird analysiert, wo das Risiko, dass Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen, Erdbeben und der Meeresspiegelanstieg zu Katastrophen führen, besonders hoch ist. Dr. Jörn Birkmann, der wissenschaftliche Leiter der Studie, erläutert: "Extreme Naturereignisse müssen nicht unbedingt zu Katastrophen werden. Der WeltRisikoBericht 2014 zeigt, dass sich Katastrophenrisiken immer aus zwei Komponenten zusammensetzen: der Exposition bzw. Gefährdung gegenüber Naturgefahren und der gesellschaftlichen Vulnerabilität, also sozialen Strukturen und Prozessen in einem Land."

Der WeltRisikoIndex bewertet das Katastrophenrisiko einzelner Länder daher durch eine kombinierte Analyse von Naturgefahren und gesellschaftlichen Zuständen. Das höchste Risiko besteht in Vanuatu, den Philippinen und Tonga. Deutschland liegt auf Platz 147 von 171 bewerteten Ländern. Regional ist das Risiko besonders hoch in afrikanischen Regionen wie der Sahelzone. Hier herrscht gleichzeitig ein großer Mangel an Bewältigungskapazitäten.

2014 konnte das Risikopotenzial erstmals auch für urbane Räume in 140 Ländern analysiert werden. Das höchste Risiko in Städten ist für Costa Rica, die Philippinen, Chile, Japan und Jamaica zu verzeichnen.

Städte müssen ihre "Hausaufgaben" machen

Besonders in schnell wachsenden Städten stehen die Stadtverwaltungen vor der großen Herausforderung, stadtplanerische Maßnahmen zu initiieren, die die urbane Vulnerabilität, also Verletzlichkeit, verringern. Das Spektrum reicht von Hohwasserabführkanälen über den Aufbau von Frühwarnsystemen bis zu Bildungsprogrammen zum Verhalten bei Katastrophen.

Programme zur Risikoreduzierung in rasch wachsenden Städten verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten. "Wachstum bietet nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für städtische Räume. Mittels angepasster Stadtplanung und nachhaltiger Entwicklung können Risikofaktoren reduziert werden", betont Dr. Torsten Welle von der Universität der Vereinten Nationen.

Wichtig wird es sein, die Gefahren durch die Folgen des globalen Klimawandels so weit wie möglich zu reduzieren. Im Bericht wird die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass bei der UN-Klimakonferenz 2015 in Paris völkerrechtlich verbindliche Emissionsreduktionsziele für Industrieländer festgelegt werden.

Den vollständigen WeltRisikoBericht [5] können Sie auf der Website der Universität der Vereinten Nationen herunterladen.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
• Dhaka, die Hauptstadt von Bangladesch, ist besonders stark durch Flutkatastrophen bedroht. Foto: United Nations University/Kibae Park, Sipa Press


[1] http://klimawandel-bekaempfen.dgvn.de/leitbild-impressum/
[2] http://www.entwicklung-hilft.de/aktuelles/
[3] http://ehs.unu.edu/article/read/worldriskreport2014
[4] http://ehs.unu.edu/
[5] http://ehs.unu.edu/file/get/11880.pdf

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Quelle:
DGVN Webseite - Den Klimawandel bekämpfen
Katastrophen - 18.09.2014
Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.
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Internet: http://www.klimawandel-bekaempfen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2014