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KLIMA/165: Vietnam - Klimawandel rüttelt an Entwicklungserfolgen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Mai 2012

Vietnam: Klimawandel rüttelt an Entwicklungserfolgen

von Vanya Walker-Leigh



Hanoi, 14. Mai (IPS) - Vietnam gilt als Entwicklungserfolgsgeschichte, denn es ist auf dem besten Wege, alle acht Millenniumsziele (MDGs) der Vereinten Nationen zur Armutsbekämpfung fristgerecht bis 2015 zu erreichen. Doch der globale Klimawandel könnte dem 86 Millionen Einwohner zählenden Land empfindliche Rückschläge bescheren.

Auch wenn derzeit ausschließlich die Industriestaaten auf feste CO2-Reduktionsvorgaben festgelegt sind, für die Regierung in Hanoi steht außer Frage, dass auch Vietnam einen Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung zu leisten hat. Im März stellte sie ihren nationalen Strategieplan vor.

Danach werden bis Ende des Jahrhunderts die Temperaturen um zwei bis drei Grad Celsius ansteigen. Das bedeutet: Die bisherigen Niederschlagsmuster werden sich verändern, Überschwemmungen und Dürren in ihrer Intensität und Häufigkeit zunehmen und der Meeresspiegel zwischen 75 Zentimeter bis einem Meter ansteigen. Für die Menschen im Mekong-Delta sind das schlechte Nachrichten. Das Mündungsgebiet gehört zusammen mit den Deltas von Nil und Ganges zu den drei gefährdetsten Mündungsgebieten der Welt.


Zweitwichtigster Reislieferant

"Etwa 40 Prozent des Mekong-Deltas, elf Prozent des Roten-Fluss-Deltas und drei Prozent anderer Gebiete einschließlich zwei Prozent der mehr als sieben Millionen Menschen zählenden Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt werden unter Wasser stehen", heißt es in dem Strategiepapier. Jeder noch so kleine Einbruch der Reisproduktion im Mekong-Delta werde Folgen für die nationale und internationale Ernährung haben. Vietnam ist der zweitgrößte Reisexporteur der Welt.

Einem im März veröffentlichten Bericht der Asiatischen Entwicklungsbank (AsDB) zufolge werden bis 2050 etwa 9,5 Millionen Vietnamesen vom Anstieg des Meerespegels betroffen sein.

Das Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt (MONRE) ist für die Umsetzung des Strategieplans verantwortlich, der nach Angaben des Vizedirektors der MONRE-Abteilung für Entwicklung, Pham Van Tan, sowohl auf Abmilderung als auch auf Anpassung abzielt. Priorität genießen Maßnahmen zur Sicherung der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung, Wiederaufforstungsprogramme, die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien und eine Senkung der Treibhausgasemissionen. Provinzen und Städte werden als Teil nationaler Bemühungen eigene Programme durchführen, die vom Privatsektor und von der Zivilgesellschaft mitgetragen werden.

Um erfolgreich zu sein, ist Vietnam dringend auf internationale Unterstützung angewiesen. Gleichzeitig ist der Regierung klar, dass die Entwicklungshilfe für das Land, das den Übergang zu einem Land mittleren Einkommens vollzogen hat, zurückgeht und die Zusammenarbeit mit anderen Staaten auf eine Win-Win-Situation abhebt. So bleibe nur zu hoffen, dass sich durch neue Finanz- und Technologietransfermechanismen aus den Industriestaaten neue Finanzierungsmöglichkeiten ergeben, heißt es in dem Strategiepapier.

Der Strategieplan lässt ebenso keinen Zweifel daran, dass ohne eine Abkehr von der seit 1975 verfolgten und zerstörerischen Wirtschaftswachstumsstrategie und einer Hinwendung zu einer 'grünen Wirtschaft' der Kampf gegen die Erderwärmung und ihre Folgen nicht zu gewinnen ist. Die Regierung in Vietnam arbeitet deshalb an einem Nationalen Fahrplan für 'grünes' Wachstum, der bis zur Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 vom 20. bis 22. Juni in Rio de Janeiro vorliegen soll. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.presscenter.org.vn/en/content/view/7591/27/
http://reliefweb.int/sites/reliefweb.int/files/resources/addressing-climate-change-migration_0.pdf
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=107691

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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2012