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KLIMA/208: Chile - In den Fußstapfen Südafrikas, Anpassungsmöglichkeiten an Klimawandel gesucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Dezember 2012

Chile: In den Fußstapfen Südafrikas - Anpassungsmöglichkeiten an Klimawandel gesucht

von Marianela Jarroud


Der Klimawandel setzt die Anden-Gletscher unter Druck - Bild: © Julieta Sokolowicz/IPS

Der Klimawandel setzt die Anden-Gletscher unter Druck
Bild: © Julieta Sokolowicz/IPS

Santiago de Chile, 14. Dezember (IPS) - Chile hat vor, seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu senken. Dafür will das südamerikanische Land sich nun innerhalb des kommenden Jahres einen detaillierten Überblick über die im Land erzeugten Emissionen verschaffen und Maßnahmen entwickeln, um diese zu reduzieren.

Das Projekt MAPS ('Mitigation Action Plans and Scenarios' - Aktionspläne und Szenarien für den Klimaschutz) wurde ursprünglich von Südafrika entwickelt. Von 2005 bis 2008 bereitete der Kapstaat auf der Grundlage eines ähnlichen Aktionsplans seine Verhandlungsposition für den Weltklimagipfel in Kopenhagen im Jahr 2009 vor.

"Das Projekt war sehr erfolgreich. Südafrika hat mithilfe wissenschaftlicher Forschungsergebnisse eine solide Verhandlungsposition entwickelt. Außerdem hat die Regierung alle relevanten Wirtschaftsakteure des Landes in das Projekt eingebunden", erklärte Andrés Pirazzoli, Koordinator von MAPS-Chile.

Aus dem Projekt entwickelte sich schließlich MAPS International, dem sich eine Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern anschloss. In Südamerika gehören neben Chile auch Brasilien, Kolumbien und Peru dazu.


Treibhausgasemissionen in Chile alarmierend gestiegen

Chile trägt nur geringfügig zur globalen Erderwärmung bei: Der Anteil liegt bei 0,2 Prozent. Doch die Treibhausgasemissionen in dem südamerikanischen Land sind nach Angaben des Umweltministeriums von 1990 bis 2006 um 232 Prozent gestiegen. Um diesen Trend aufzuhalten, verpflichtete sich Chile auf dem Klimagipfel in Kopenhagen dazu, seine Emissionen bis 2020 um 20 Prozent zu senken.

"Für das exponentielle Wachstum unserer Treibhausgasemissionen ist vor allem unser gestiegener Energiebedarf verantwortlich", sagt Pirazzoli. "In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl fossiler Kraftwerke in Chile erhöht und der Anteil von Wasserkraft ist weiter gesunken."

Auch der Ökologe Juan Pablo Orrego sieht Handlungsbedarf. "Tatsächlich sind die Emissionen Chiles im Vergleich zu denen von den USA und China zu vernachlässigen. Aber die Auswirkungen der globalen Erderwärmung bekommen wir dennoch zu spüren: Wir wissen alle, dass Chile in der Mitte des Landes langsam austrocknet. Es gibt bereits 104 Gemeinden mit permanentem Wassernotstand, und die Gletscher im Süden Chiles werden immer kleiner."

Im Jahr 1998 wurde Orrego mit dem sogenannten 'Right Livelihood Award' ausgezeichnet, der umgangssprachlich als Alternativer Nobelpreis bezeichnet wird. Für ihn wird die Tragweite des Problems von MAPS nicht ausreichend abgebildet. MAPS bleibt seiner Meinung nach zu sehr an der Oberfläche.


MAPS enthält Unterstützung von sieben Ministerien

Von offizieller Seite erhält MAPS breite Unterstützung. Sieben Ministerien stehen hinter den Projekt: Die Ministerien für Umwelt, Auswärtige Beziehungen, Energie, Bergbau, Landbesitz, Transport und Landwirtschaft. "Das ist eine einzigartige Zusammenarbeit, die zeigt, wie wichtig das Thema in Chile genommen wird", sagte Pirazzoli.

In der ersten Projektphase werden verschiedene Szenarien ermittelt. Das erste Szenario orientiert sich am "Business as Usual", also dem Wirtschaften wie bisher, ohne Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Das zweite orientiert sich an wissenschaftlichen Vorgaben zur Senkung von Treibhausgasemissionen.

In der zweiten Phase werden Möglichkeiten zum Klimaschutz entwickelt. Die dritte Phase dauert bis Ende 2013. In der Zeit sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

"Aus MAPS-Chile ergeben sich nicht automatisch Handlungsanweisungen an die Politik, und es wird auch kein Klimagesetz entwickelt", sagte Pirazzoli. "Es ist eine Art Forschungsprojekt, um Informationen zu erlangen, aus denen sich dann die langfristigen Politikmaßnahmen ergeben können." (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.ipsnews.net/2012/12/chile-follows-south-africas-lead-in-climate-change-mitigation/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102064

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 14. Dezember 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2012