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KLIMA/229: Honduras - Wappnen gegen den Klimawandel, Hauptstadt soll katastrophensicher werden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. April 2013

Honduras: Wappnen gegen den Klimawandel - Hauptstadt soll katastrophensicher werden

von Thelma Mejía


Bild: © Thelma Mejía/IPS

Projekt zur Vermeidung von Erdrutschen in El Berrinche
Bild: © Thelma Mejía/IPS

Tegucigalpa, 11. April (IPS) - In den Elendsvierteln an den Berghängen der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa werden derzeit Maßnahmen durchgeführt, um die Bevölkerung vor Überschwemmungen und Erdrutschen zu schützen.

Die Stadt Tegucigalpa erstreckt sich über fast 1.400 Quadratkilometer Fläche und zählt mehr als 1,3 Millionen Einwohner. Sie gehört zu den Gebieten des zentralamerikanischen Landes, die am stärksten durch Naturkatastrophen gefährdet sind. Geologische Verwerfungen wurden in mehreren Hügelgebieten rund um die Hauptstadt festgestellt, die wiederum eine Gefahr für die im Tal lebenden Menschen darstellen.

1974 galten 135 Viertel der Stadt als besonders gefährdet. Vor zwei Jahren legten die Vereinten Nationen und die Architektenvereinigung von Honduras in einer Studie dar, dass tatsächlich 300 Viertel, also der Großteil der Städter, betroffen sind. Dem Report zufolge muss jede weitere Verstädterung im Interesse der Sicherheit genau geplant werden. Insgesamt leben in Honduras etwa 8,3 Millionen Menschen.

Im März stellte die Stadtverwaltung von Tegucigalpa 100 öffentliche Bauprojekte vor, die die Auswirkungen von Naturkatastrophen abmildern sollen. Vorgesehen ist, dass 154.000 Familien in 70 Vierteln profitieren. Doch aufgrund des klammen Haushalts konnte mit der Umsetzung der Pläne noch nicht begonnen werden.


Japan hilft

Drei große Projekte zum Schutz gegen Katastrophen konnten aber bereits mit ausländischer Hilfe vorangetrieben werden. Nachdem Hurrikan Mitch 1998 in Honduras und den Nachbarländern eine Spur der Verwüstung angerichtet hatte, führte die japanische Entwicklungshilfebehörde JICA eine Umweltstudie in Tegucigalpa durch. Die Experten kamen zu dem Schluss, dass die Sicherung der armen Stadtteile El Reparto, El Bambú und El Berrinche in den Hügelgebieten oberste Priorität genießen sollte.

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Tegucigalpas Bürgermeister Ricardo Alvarez diskutiert mit Experten
Bild: © Thelma Mejá/IPS

Stabilisierungsarbeiten, die darauf abzielen, Erdrutsche entlang der geologischen Falte in El Bambú zu vermeiden, wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen. Das Projekt kommt rund 50.000 Menschen zugute. Ähnliche Anstrengungen werden nun in den anderen drei Hochrisiko-Siedlungen unternommen.

Im 8.500 Einwohner zählenden El Reparto, einem Viertel im Osten der Stadt mit hoher Kriminalitätsrate, werden die Arbeiten unter sengender Sonne fortgesetzt. Die Hitze hat bereits zu Waldbränden außerhalb der Stadt geführt. Das Projekt wurde vor zwei Jahren von der Stadtregierung mit Unterstützung der JICA begonnen.

Aus Japan kamen Finanzhilfen in Höhe von 13 Millionen US-Dollar für Maßnahmen gegen Erdrutsche. "Wir fühlen uns jetzt sicherer", sagt dazu die Obstverkäuferin Magdalena Flores. "Die Erde bebt nicht mehr so stark wie früher, und in Regenzeiten bilden sich keine großen Schlammlawinen."

Die japanischen Experten haben Betonkanäle gebaut, die Grundwasser und Abwässer in eigens konstruierte Brunnen ableiteten. Damit wird eine Sättigung des Erdreichs vermieden, die Erdrutsche begünstigt. "Auf diese Weise wird das Wasser aus unterirdischen Quellen in hochgefährdeten Gebieten abgeleitet", betont der JICA-Direktor für Honduras, Akihiko Yamada.

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Betonkanäle als Schutz gegen Erdrutsche
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Die Bewohner der Viertel sind an den Präventionsmaßnahmen gegen Erdrutsche beteiligt. Sie warten nun auf die Fertigstellung der Frühwarnanlagen für Erdbeben. Als die Arbeiten begannen, sei bereits in vier Metern Tiefe Wasser gefunden worden, sagte der stellvertretende Leiter des städtischen Entwicklungsausschusses, Julio Quiñonez. Die Maßnahmen hätten jedoch dazu geführt, dass man nun erst in zwölf Metern Tiefe auf Wasser stoße. Dadurch würden die Risiken gesenkt.

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Frühwarnsystem für Erdbeben
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Der Stadtteil Soto war von Mitch vollständig zerstört und von der Regierung als unbewohnbar erklärt worden. Von dort wurden inzwischen etwa 750.000 Kubikmeter Sedimentgestein entfernt. Acht Brunnen wurden gebaut, um das Grundwasser aufzunehmen und den Boden zu stabilisieren. Wenn die Arbeiten in El Berrinche fertig sein werden, soll ein Damm zum Schutz gegen Erdrutsche errichtet werden. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.jica.go.jp/english/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102596
http://www.ipsnews.net/2013/04/tegucigalpa-learns-to-live-with-climate-challenges/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 11. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2013