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KLIMA/305: Guyana - Regierung setzt auf Mangroven als Barriere gegen Flut (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. Mai 2014

Guyana: Regierung setzt auf Mangroven als Barriere gegen Flut - Wachstum von Küstenvegetation gefördert

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Schutzvorrichtung gegen Überschwemmungen in Guyana
Bild: © Desmond Brown/IPS

Georgetown, 15. Mai (IPS) - Landwirtschaft spielt seit jeher eine wichtige Rolle bei der sozioökonomischen Entwicklung Guyanas, mit Suriname einer der beiden südamerikanischen Mitgliedsstaaten der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM). Mehr als ein Fünftel trägt der Agrarsektor zum nationalen Bruttoinlandsprodukt bei. Um das Land vor Überschwemmungen zu schützen, fördert die Regierung natürliche Barrieren wie Mangroven.

Die Ernährung der Bevölkerung ist zwar gesichert, und Agrarerzeugnisse machen mehr als 40 Prozent aller Exporte aus. Außerdem betrachtet der 15 Mitglieder zählende Staatenbund CARICOM Guyana mit seinen etwa 3,3 Millionen Hektar Ackerland als wichtigen Partner auf dem Weg zur regionalen Ernährungssicherheit. Doch wie der Chef des Nationalen Instituts für Agrarforschung (NAREI), Oudho Homenauth, betont, werden durch den Klimawandel erstklassige landwirtschaftliche Nutzflächen zerstört.

"Wir erleben zunehmende Regenfälle und höhere Flutwellen", erklärt der Experte. Insbesondere in Küstennähe werde dadurch Agrarland in Mitleidenschaft gezogen. "Meerwasser ist salzhaltig. Wenn dieses Wasser in die landwirtschaftlich genutzten Böden gelangt, kann sich der Getreideanbau kaum davon erholen. Von uns aus können wir nichts tun, um den Salzgehalt der Böden zu vermindern", sagt Homenauth. Die Flächen müssten so lange brach liegen, bis das Salz wieder verschwunden sei.

Bei ihren Bemühungen zum Schutz des Agrarlandes und der vorwiegend in Küstennähe lebenden Bevölkerung messen die Behörden Mangroven große Bedeutung bei, wie Homenauth erklärt. Eine gezielte Kampagne soll nun dabei helfen, dass die Küstenwälder geschützt werden beziehungsweise sich regenerieren können.


Lebensräume unter dem Meeresspiegel

Etwa 90 Prozent der etwa 800.000 Einwohner Guyanas leben auf einem schmalen Küstenstreifen, der bereits einen halben bis einen Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt. Dieses Gebiet wird durch einen Uferdamm vor Überschwemmungen gesichert. Wie Agrarminister Leslie Ramsammy erklärt, ist der Unterhalt und Ausbau dieses Deichs, der aufgrund des steigenden Meerespegels immer weiter erhöht werden muss, sehr kostspielig. Der Staat müsse dafür jährlich durchschnittlich drei Milliarden US-Dollar aufwenden.

Um den Damm und andere Befestigungen funktionstüchtig zu halten, fördert die Regierung das Wachstum von Mangroven und Bambus. Außerdem verlegt sie mit Sand und Wasser gefüllte umweltfreundliche Geotextilrohre als Barrieren, um die Kraft der Wellen abzufedern, sagt er. Mangroven hätten aber die höchste Priorität bei der Verhütung von Überschwemmungen.

Mangroven-Wälder erstrecken sich in Guyana über eine Fläche von etwa 80.000 Hektar. Während der vergangenen drei bis vier Jahre hat die Regierung Maßnahmen ergriffen, um das Wachstum der Küstenwälder zu beschleunigen, die man vor 20 oder 30 Jahren abgeholzt hatte.

Mit Hilfe wissenschaftlicher Untersuchungen will Guyana ermitteln, welche Agrartechnologien das Wachstum der Mangroven am besten unterstützen können. "Die Bäume müssen eine gewisse Größe erreicht haben, bevor sie dem Wasser Widerstand leisten können. Um die Böden zu festigen, pflanzen wir auch verschiedene Arten von Gräsern an", sagt Ramsammy.


Biologisch abbaubare Geotextil-Rohre

Experten schlugen vor, Geotextilrohre zu verlegen, um die natürliche Regenerierung der Mangroven zu unterstützen. Die biologisch abbaubaren Rohre bilden eine Barriere, die bei hohem Wellengang überschwemmt wird. Auf den angespülten Schlammsedimenten werden Schlickgräser gepflanzt. Wissenschaftler fanden heraus, dass sich Mangrovensamen in den Gräsern verfangen und dann zu keimen beginnen.

Bild: © Desmond Brown/IPS

Mit Sand und Wasser gefüllte Geotextilien-Rohre begünstigen die natürliche Regeneration von Mangroven
Bild: © Desmond Brown/IPS

Ramsammy zufolge ist sich Guyana der Folgen der Klimaveränderungen stärker bewusst als manch anderes Land auf der Welt. "Wir sind uns darüber im Klaren, was uns durch das Phänomen des Klimawandels zustoßen kann."

Auch kleine Länder könnten viel für den Klimaschutz tun, etwa beim Abbau von CO2-Emissionen, sagte der Minister. "Wenn die Hotels von der Verwendung fossiler Brennstoffe auf Biogasanlagen umsteigen würden und aus Abfall Energie erzeugten, ließe sich ein großer Teil der Emissionen vermeiden." Kein Land sei zu klein, jeder Bürger wichtig, um seinen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/05/mangroves-savior-guyanas-shrinking-coastline/

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IPS-Tagesdienst vom 15. Mai 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Mai 2014