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MEER/001: Meeresschutz zahlt sich aus - Höhere Einnahmen für Fischer und Touristiksektor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. September 2010

Umwelt: Meeresschutz zahlt sich aus - Höhere Einnahmen für Fischer und Touristiksektor

Von Stephen Leahy


Uxbridge, Kanada, 21. September (IPS) - In Belize wollten Fischer vor 14 Jahren verhindern, dass vor der Küste ein Meeresschutzgebiet entstand. Heute sind sie froh, dass sie den 'Laughing Bird Caye National Park' haben. In der Gegend wimmelt es inzwischen nicht nur von Fischen, sondern auch von Touristen, die der Region zusätzliche Einnahmen bringen.

"Dass die Ozeane in der Krise stecken, ist mit bloßem Auge nicht erkennbar. Deshalb wissen wir auch nicht genau, was in den Meeren vor sich geht", sagte Leah Bunce Karrer von der Umweltorganisation 'Conservation International' (CI), die mehrere Untersuchungen zum Zustand der Meere veröffentlicht hat. "Marine Schutzgebiete können die Degradierung der Meere wesentlich bremsen und zudem der lokalen Bevölkerung wirtschaftliche Vorteile bringen."

Experten warnen davor, dass ein Drittel aller Hai-, Rochen- und Korallenarten vom Aussterben bedroht sind. "Den meisten Leuten ist das gar nicht bewusst", so auch der CI-Meereswissenschaftler Gregory Stone. "Wenn Arten verschwinden, hat das Folgen für das gesamte Ökosystem."

Lediglich ein Prozent der Weltmeere wird zurzeit effizient geschützt. Wissenschaftler sind sich jedoch zunehmend einig, dass mindestens 20 Prozent der Ozeane in Schutzgebiete umgewandelt werden müssten. Wie CI bei Recherchen in 23 zumeist auf der Südhalbkugel gelegenen Ländern wie Belize, Brasilien, Fidschi und Ecuador herausfand, führte die Einrichtung von Meeresschutzgebiete zur Erholung der Fischbestände. Auch die Lebensbedingungen für die Bevölkerung verbessern sich.


Fortschritt ohne Verlust von Traditionen

Eine Befragung der Einwohner von zwölf Küstendörfern in vier Meeresschutzgebieten auf den Fidschi-Inseln ergab, dass ein Großteil Nutzen aus den Neuerungen zog, ohne traditionelle Lebensweisen aufgeben zu müssen. In Teilen dieser Gebiete ist der Fischfang verboten. Manche Zonen sind dem Ökotourismus vorbehalten.

Meeresschutzgebiete sorgten dafür, dass sich die Korallen vor den Phoenix und Line-Inseln im Pazifik wieder gut erholt haben. Sie waren in den neunziger Jahren stark ausgeblichen. Korallen sind auch als natürliche Schutzwälle vor Stürmen von unschätzbarem Wert. Das Gleiche gilt für Mangroven, die auch zum Klimaschutz beitragen, da sie größere Mengen an Kohlendioxid speichern können.

Vorschläge, die bisherige Nutzung der Meere zu beschränken, stoßen aber regelmäßig auch auf Protest. Experten erklären dies damit, dass viele Leute fälschlicherweise nach wie vor annehmen, dass die Meeresressourcen unerschöpflich sind. Sie machen diese Unkenntnis auch dafür verantwortlich, dass viele Ozeane nahezu leergefischt und Meeresökosysteme zerstört worden sind.

Mehrere neue Wirtschaftsstudien, die in einer Sonderausgabe des 'Journal of Bioeconomics' veröffentlicht wurden, gehen davon aus, dass sich rund 20 Millionen Menschen in ärmeren Ländern besser ernähren könnten, wenn der Fischfang in geordnete Bahnen gelenkt würde.

Die Untersuchungen untermauern Warnungen, wonach die Überfischung der Meere die Fischbestände immer weiter schrumpfen lässt. Der Ökonom Rashid Sumaila von der 'University of British Columbia' ging daher der Frage nach, welche maximalen Erträge der nachhaltige Fischfang hervorbringen könnte.


Walbeobachtung bei Touristen immer beliebter

Demnach führt die Nutzung der Meere für Freizeitaktivitäten wie Sporttauchen und Walbeobachtung weltweit zu zusätzlichen Einnahmen von insgesamt rund 47 Milliarden US-Dollar jährlich. Daraus sind fast 1,1 Millionen neue Jobs entstanden. Allein der Tourismuszweig, der Exkursionen zur Walbeobachtung organisiert, ist in den vergangenen Jahren um zehn Prozent jährlich angewachsen.

Wie die Untersuchungen weiter belegen, sind viele Regierungen für den schlechten Zustand der Meere mitverantwortlich. Jedes Jahr werden Aktivitäten, die in direktem Zusammenhang mit dem Problem der Überfischung stehen, mit etwa 27 Milliarden Dollar subventioniert. Ohne die Überfischung jedoch könnten 20 Millionen Menschen, die an Unterernährung leiden, mit Fischen ihren Proteinbedarf decken.

"Die staatlichen Beihilfen sind auf lange Sicht schlecht für die Fischbestände, die Wirtschaft, die Nahrungssicherheit und den Fischereisektor", sagte Sumaila. Diese Gelder könnten besser in den nachhaltigen Fischfang investiert werden. "Die Fischereibranche gesund zu halten ist wirtschaftlich sinnvoll", betonte er, "Überfischung dagegen "ein schlechtes Geschäft". (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.conservation.org/FMG/Articles/Pages/marine_managed_areas_science_to_action.aspx
http://www.laughingbird.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52844

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IPS-Tagesdienst vom 21. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. September 2010