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ÖKOSYSTEME/047: Mexiko - Experten untersuchen CO2-Gehalt in Ökosystemen an der Karibikküste (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Juli 2013

Mexiko: Experten untersuchen CO2-Gehalt in Ökosystemen an der Karibikküste

von Emilio Godoy


Bild: © Emilio Godoy/IPS

Regenwald in Campeche
Bild: © Emilio Godoy/IPS

Mexiko-Stadt, 18. Juli (IPS) - In den Gebieten an der mexikanischen Karibikküste sind Dschungel, Wälder, Mangroven, Sümpfe und Lagunen natürliche CO2-Senken. Zurzeit wird untersucht, wie viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre sie speichern können.

"Die Empfehlung, die Entwaldung und Waldschädigung zu vermeiden, zielt darauf ab, den dadurch verursachten Treibhausgasausstoß von etwa 20 Prozent zu verringern", erläutert José Andrade vom staatlichen Zentrum für wissenschaftliche Forschung in Yucatán (CICY). Doch parallel dazu müssten die CO2-Emmissionen von Industrie und Verkehr durch einen Umstieg auf alternative Energiequellen kompensiert werden, "Der Erhalt der Wälder allein wird nicht ausreichen."

In der Studie 'Las hojas: parte fundamental de almacenamiento de arbono en una selva de Yucatán' ('Die Blätter: ein grundlegender Teil der CO2-Speicherung in einem Regenwald in Yucatán) untersuchte Andrade mit vier Kollegen verschiedene Faktoren wie Luftströmungen, Biomasse und CO2-Flüsse im 1.800 Hektar großen Kiuic-Schutzgebiet in Yucatán.


Neue Messergebnisse zu CO2-Senken

Die Forscher fanden heraus, dass der Weißgummibaum (Bursera simaruba) pro Quadratmeter 730 Gramm Kohlendioxid, Fischrinde (Piscidia piscipula) 680 Gramm und die Baumart Caesalpina gaumeri sogar 1,32 Kilo CO2 binden kann. "Die Daten legen nahe, dass die in der Region vorkommenden Spezies Wasser effizient zur Bildung neuer Blätter nutzen. Damit können sie weiterhin CO2 aufnehmen und Kohlenstoff dadurch in Form von Biomasse speichern ", erklärt Andrade.

Die karibischen Küstengebiete mit den südostmexikanischen Bundesstaaten Veracruz, Tabasco, Yucatán, Campeche und Quintana Roo sind zunehmend verheerenden Wirbelstürmen ausgesetzt. Auch die Risiken durch steigende Meeresspiegel und Überschwemmungen sind dort sehr hoch. Der biologische Reichtum wird außerdem durch den zunehmenden Tourismus, Waldschwund, Überweidung und die Erdölindustrie gefährdet.

Die CO2-Emissionen Mexikos belaufen sich auf jährlich etwa 748 Millionen Tonnen. 12,3 Prozent werden durch die Landwirtschaft verursacht, 8,2 Prozent durch die Industrie sowie weitere 5,3 Prozent durch die veränderte Nutzung von Land und Wäldern, wie das Umweltministerium mitteilte.

"Der Klimawandel vergrößert die Unsicherheit, was die Zukunft der Wälder angeht. Wir wissen nicht, was geschehen wird", meint Richard Birdsey von der US-Forstbehörde. "Warum Bäume an einigen Orten mehr und an anderen weniger wachsen, müssen wir weiter untersuchen." Birdsey ist Mitglied von 'CarboNA', einer gemeinsamen Initiative Kanadas, der USA und Mexikos zur Erforschung des Kohlenstoffzyklus in Nordamerika.

CarboNA führt Projekte durch, um den CO2-Ausstoß zu beobachten und kartografisch zu erfassen. "Es ist schwierig festzustellen, wie viel Kohlendioxid sich in den Böden befindet, doch wir versuchen solche Messungen durchzuführen", erklärt Birdsey.

2011 hatte eine Gruppe von Wissenschaftlern in Mexiko das Netzwerk 'MexFlux' gegründet, um die Wasser- und Kohlenstoffflüsse zu erforschen. Modell war das 'AmeriFlux'-Netzwerk in den USA. An mindestens sieben Orten in Mexiko wird inzwischen der Austausch von Masse und Energie zwischen Land und Atmosphäre untersucht.

Die Ökosysteme der mexikanischen Karibikregion erbringen wertvolle Dienstleistungen für das ökologische Gleichgewicht und schützen gegen Klimaphänomene wie Dürren, Stürme und Überschwemmungen.


Halbinsel Yucatán "schwer geschädigt"

Die Halbinsel Yucatán sei aber "schwer geschädigt", warnt der CICY-Mitarbeiter Rodrigo Valle. "Auf den Ökosystemen lastet ein starker Druck. Die Gebiete, die als CO2-Senken dienen, müssen untersucht werden. Tropische Regenwälder binden mehr Kohlendioxid, als sie freisetzen."

Valle arbeitet mit zwei Kollegen an einer Studie über die Biomasse auf der Yucatán-Halbinsel. Sie haben rund 229.000 Tonnen Biomasse pro Hektar in dem erforschten Gebiet ermittelt, indem sie elektromagnetische Strahlungen gemessen haben, die von Pflanzen reflektiert werden.

Die Nationale Forstkommission und das Mexikanische Kohlenstoffprogramm schätzen, dass in den Böden des Landes mehr als 9,1 Millionen Tonnen CO2 gespeichert sind. Der größte Anteil wurde in Yucatán ausgemacht, wo die Böden sehr kalkhaltig sind. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.cicy.mx/
http://nacarbon.org/carbona/
http://www.ipsnews.net/2013/07/measuring-co2-in-green-ecosystems-of-the-mexican-caribbean/
http://www.ipsnoticias.net/2013/06/ciencia-mide-co2-en-ecosistemas-verdes-del-caribe-mexicano/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2013