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PROJEKT/027: Kuba - Bäume für ein besseres Klima, Initiative begrünt Hauptstadt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. November 2012

Kuba: Bäume für ein besseres Klima - Initiative begrünt Hauptstadt

von Ivet González


Die Straßenecke war voller Bauschutt, bevor 'Ando Reforestando' sie säuberte und Bäume anpflanzte - Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Die Straßenecke war voller Bauschutt, bevor 'Ando Reforestando' sie säuberte und Bäume anpflanzte
Bild: © Jorge Luis Baños/IPS

Havanna, 13. November (IPS) - Sandra Ribalta begrünt den Stadtteil Las Cañas in der kubanischen Hauptstadt Havanna nicht aus ästhetischen Gründen. Sie will helfen, den Klimawandel aufzuhalten und in ihren Mitmenschen das Bewusstsein für dessen negative Folgen zu wecken.

"Wir müssen im Namen unserer Umwelt einen lauten Hilferuf aussenden", sagt Ribalta, die die städtische Initiative 'Ando Reforestando' ('Ich forste auf') leitet, gegenüber IPS. "Der Zustand unseres Planeten ist miserabel." Seit fast drei Jahren begrünt Ribalta Straßenränder und Hinterhöfe in ihrer Umgebung. "Wenn mich anfangs Nachbarn getroffen haben, wurde ich immer wieder gefragt, ob ich umgezogen sei, weil ich in fremden Hinterhöfen Gärten angelegt habe. Andere hielten mich einfach für verrückt."

Aber Ribalta arbeitet nun nicht mehr auf eigene Faust: Ihre Initiative ist Teil der staatlichen Einrichtung für Grünflächen. Unterstützung erhält das Projekt unter anderem auch von der Kubanischen Vereinigung von Agrar- und Forstingenieuren.


Obstbäume besonders geeignet

Ribalta pflanzt vor allem Obstbäume an. Kirsch- und Orangenbäume gehören dazu, aber beispielsweise auch Amaranth. Diese eher kleinen Bäume haben keine großen Wurzeln, die die Gehwege kaputtmachen könnten. "Das ist eine der Sorgen, warum viele Menschen nicht an unserem Projekt teilnehmen wollen", sagt Ribalta. Die Bäume sind aber dennoch groß genug um Schatten zu spenden und säubern darüber hinaus die Luft.

Mit ihrem Projekt will die Kubanerin die Menschen für die negativen Folgen des Klimawandels sensibilisieren. Sie will die Bedeutung von Pflanzen in der Stadt verdeutlichen und hilft ihren Mitmenschen, die richtigen Pflanzen auszuwählen.

Zum Pflanzprojekt will Ando Reforestando nun auch ein Bildungsprojekt starten. Die Initiative sucht Schulungsräume, um Workshops und Vorträge zum Thema Nachhaltigkeit anzubieten. Auch Permakultur-Seminare soll es geben.

Bäume binden Kohlendioxid und verbessern die Luftqualität in Städten. Deshalb ist die Aufforstung eine wichtige Maßnahme gegen die globale Erderwärmung. Ende 2011 waren 27,3 Prozent der Fläche Kubas bewaldet. Das südamerikanische Land ist eines der wenigen weltweit, deren Waldfläche kontinuierlich ansteigt. Die kubanische Regierung hat nun im Rahmen des Nationalen Wiederaufforstungsprogramms beschlossen, die bewaldete Fläche des Landes bis 2015 auf 29,3 Prozent zu erhöhen.


Durchschnittstemperatur in Kuba um 0,9 Grad gestiegen

Dem Bericht der kubanischen Regierung zufolge, den sie an das UN-Sekretariat für den Erdgipfel Rio+20 gerichtet hatte, ist die Durchschnittstemperatur seit Mitte des 20. Jahrhunderts auf der Insel um 0,9 Grad gestiegen. Bis zum Jahr 2100 kann sie sich noch um weitere 1,6 bis 2,5 Grad erhöhen.

Die Stadt Havanna ist insgesamt 72.800 Hektar groß. Nur 11,5 Prozent der Fläche sind bewaldet. Ribalta zufolge hat die Hauptstadt großes Potenzial für mehr Bäume. "Viele Innenhöfe sind betoniert, und manche sind zwar mit Erde zugeschüttet, aber ohne, dass dort etwas angebaut wird." Pflanzen im Hinterhof oder Vorgarten seien mehr als ein schönes Detail. "Man kann die Pflanzen als eine Art Maskottchen ansehen, um das man sich kümmern muss."

Der Wille, das eigene Grundstück oder die Nachbarschaft zu begrünen, sei bei vielen Menschen vorhanden. "Viele kommen zu mir und fragen mich, was sie anpflanzen können und wie", sagt Ribalta.

Alcibíades Pupo kümmert sich ehrenamtlich um eine Reihe von Gemeinschaftsgärten. Geld bekommt er dafür nicht. "Die Bäume und anderen Pflanzen spenden Leben und frische Luft. Wir brauchen sie in diesem tropischen Klima, das in den vergangenen Jahren immer schlimmer geworden ist", sagt er. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101809
http://www.ipsnews.net/2012/10/greening-havana/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 13. November 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2012